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Betriebskrankenkasse Betriebskrankenkasse: Großer Fischzug im Westen

Von Ute Albersmann 22.08.2001, 19:29

Merseburg/MZ. - Den Ost-Versichertenbrachte das 1,3 Prozent Beitragssenkung zumJahresbeginn 2001 - und damit unverhofft baresGeld ins Portemonnaie. Was die Merseburgergemacht haben, war im System nicht vorgesehen.Sie hatten einen Kassenableger eigens fürdie alten Länder gegründet, der zwischen Schleswig-Holsteinund dem Bodensee für 11,9 Prozent Krankenversicherungsschutzanbot. 13,8 Prozent waren es im Osten. 166West-Mitglieder hatte man zu Beginn des Experiments,über 5000 sind es heute. Und es kamen die,die allgemein als wechselwillig gelten: Junge,Gutverdiendende, selten Kranke, kaum Rentner.

Die kleine West-Schwester hat jedenfalls genugeingebracht, um mehrere Millionen Mark jährlichgen Osten zu transferieren. Denn der Verdienst,nach dem sich Krankenkassenbeiträge der Versichertenberechnen, ist im Westen im Schnitt deutlichhöher - 4500 Mark West stehen 2800 MarkOst gegenüber. Das wiegt die niedrigeren Beiträgeauf. Trotzdem sagt Ibe: "Ich bin kein Rosinenpicker."

Im Westen sind vier Prozent Rentner unterden Versicherten der Merseburger, im Ostensind es 43 Prozent. Zusammengenommen ergibtdas um die 30 Prozent, oder wie Ibe sagt,"eine vernünftige Struktur". Er ist sich sicher,dass seine Kasse mit ihren insgesamt gut 18000Versicherten "die nächsten vier oder fünfJahre eigenständig leben kann". Bei den Problemender Gesetzlichen Krankenversicherungen insgesamtund den Problemen kleinerer Versicherer imbesonderen ist das ein Blick ganz weit voraus.

Dabei hatte die Mitteldeutsche Betriebskrankenkasseam Start alles andere als gute Karten. Ibe,zu DDR-Zeiten in Buna beschäftigt, war Chefder BKK Buna Schkopau. Die 1991 wiedergegründeteKasse, die es in den 40er Jahren schon einmalgab, versicherte im Prinzip alle, die in Bunain Lohn und Brot standen oder gestanden hatten.

Darunter gab es gleich viele Rentner undbald viele Arbeitslose. Der Krankenstand warhoch. 1997 kam der Zusammenschluss mit denBetriebskrankenkassen IMO Merseburg, IsolierungenLeipzig und Leipziger Volkszeitung. Die soentstandene Mitteldeutsche BKK hat sich haltenkönnen - gegen den Trend. 56 Betriebskrankenkassenhatte es 1992/93 in den neuen Ländern gegeben.Sieben sind es noch, drei davon in Sachsen-Anhalt.

Ibes BKK hat aufgrund der niedrigen Sätzein den alten Ländern vom allgemeinen Run aufdie Betriebskrankenkassen profitiert, dieim Jahr 2000 bundesweit 17 Prozent Versichertehinzugewonnen haben. Seit Jahresbeginn 2001werden bei der Mitteldeutschen BKK in Ostwie West gleiche Beiträge genommen. Gesetzlichwäre eine Zweiteilung auch nicht mehr möglichgewesen. Das hat für Austritte in den altenLändern gesorgt. Die Kasse aber wuchs langsamund stetig weiter. Auch im Westen. Dort zieht,meint Ibe, neben dem Beitragssatz auch Lokalkolorit:Mindestens jeder zweite der West-Versichertenkomme ursprünglich aus Mitteldeutschland,meint Ibe. Das sei am Telefon unüberhörbar.

Ob der Beitrag über die nächste Jahreswendehinaus stabil bleibt, ist allerdings offen.Erhöhungen drohen, lässt Ibe durchblicken,wenn nicht - wie derzeit massiv gefordert- Extra-Milliarden für die Krankenversicherungaus Steuergeldern fließen oder bestimmte Leistungenaus dem Krankenkassen-Angebot gestrichen werden."Die Bundespolitik entscheidet."