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Bad Harzburg Bad Harzburg: Halali im Nationalpark

04.11.2011, 20:11

Bad Harzburg/MZ/LÖ. - Grund ist eine Treibjagd, zu der der Nationalpark Harz Sander und mehrere niedersächsische Landtagsabgeordnete für Montag in ein Revier bei Bad Harzburg eingeladen hat. Die kommt in Magdeburg so schlecht an, dass Minister Hermann Onko Aeikens (CDU) per Erlass seinen 70 Mitarbeitern im fusionierten Nationalpark die Teilnahme am Spektakel untersagte. Es widerspreche den Festlegungen im gemeinsamen Nationalparkplan, heißt es im Ministerium. Die erlaubt die "Wildtierregulierung" nur Bediensteten der Parkverwaltung und Jägern, die "mit den nationalparkspezifischen Anforderungen ... vertraut gemacht wurden". Das hiesige Ministerium hat erhebliche Zweifel, ob das bei den Teilnehmern der Fall ist. In der dreiseitigen Einladung befinden sich nur wenige Hinweise - darunter die freigegebenen Tierarten und die Bitte, die Teilnehmer mögen Warnwesten tragen. Vor Ort, heißt es aus der Nationalparkverwaltung offiziell, erfolge eine weitere Einweisung - "rechtlich ist das okay." Allerdings: Üblich waren nach MZ-Informationen bislang regelmäßige Schulungen, lange Zeit einmal jährlich auf einem Fortbildungstag.

Unabhängig davon bläst Sander politisch heftiger Wind entgegen. "Natur und Artenschutz sollten Ziel der Nationalparkarbeit sein und nicht die Bespaßung prominenter Gäste", ätzt die grüne Bundestagsabgeordnete Undine Kurth. Solche "semifeudalen Veranstaltungen" seien bestens geeignet, das Misstrauen gegenüber Politikern zu untermauern. Der niedersächsische Grüne Stefan Wenzel sprach von "Statussymbolen untergegangener Epochen" - mit Verweis auf Erich Honecker und seine DDR-Staatsführung, die sich kapitale Hirsche vor die Flinte treiben ließ. Im Sanders Ministerium aber kann man die Aufregung nicht verstehen. Eingeladen habe doch der Nationalpark, heißt es dort, von Druck könne keine Rede sein. In der Nationalparkverwaltung aber wird nach MZ-Informationen als offenes Geheimnis gehandelt, dass die Anweisung dazu direkt aus Sanders Ministerium kam, samt Liste der Einzuladenden. Sprecher Friedhart Knolle hält sich auf Anfrage hörbar zurück: Formal dürfe nur der Nationalpark einladen.

Sander selbst wird im Übrigen erst auf der späteren Party erwartet - einen Jagdschein hat er nicht.