Ausgesetzte Tiere Ausgesetzte Tiere: Heime vermitteln Hunde, Katzen, Meerschweinchen

Halle (Saale) - Vom trächtigen Meerschweinchen bis zum verwahrlosten Hund: Die Aufnahme von ausgesetzten Tieren gehört für Tierheime zum Pflichtprogramm. Viele Besitzer wissen mit Beginn der Urlaubszeit nicht wohin mit Hund, Katze und Co. Statt sie vorübergehend in Pflegestationen oder vielleicht auch bei Freunden unterzubringen, werden die Tiere an Zäunen angeleint, nachts vor Tierheimen in Kartons abgestellt oder am Straßenrand ausgesetzt. Die Heime und Tierschutzvereine nehmen die Verlassenen auf und versuchen sie zu vermitteln - meist erfolgreich, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab.
„Immer wieder kommt es in der Ferienzeit zu dramatischen Situationen, wenn verantwortungslose Tierhalter ihr Tier aussetzen, weil sie es als Last empfinden“, sagte der Sprecher des Deutschen Tierschutzbundes, Marius Tünte, in Bonn. So sei vor einigen Wochen vor dem Tierheim in Dessau ein Karton mit acht Meerschweinchen gefunden worden, sagte die Leiterin des Tierheims in Dessau, Catrin Rhode. Bald darauf habe es bei diesen Nagern Nachwuchs gegeben.
Ohne Planung angeschafft
In Quedlinburg sei vor einigen Tagen eine überforderte Besitzerin mit ihrer Hündin und sechs Welpen gekommen, berichtete der dortige Tierheimleiter Mario Gaebel. Die Frau habe keine Zeit mehr gehabt, sich um die Tiere zu kümmern. In ganz Deutschland landen laut Tierschutzbund jährlich rund 70.000 Vierbeinern in der Ferienzeit in den Auffangstationen.
„Häufig werden Tiere angeschafft, ohne sich im Vorfeld darüber Gedanken zu machen, ob man die Verantwortung für das Tier tragen kann und möchte“, beklagte Tünte. So würden Welpen oder Kätzchen verschenkt - ohne zu wissen, ob der Beschenkte Lust oder Zeit für das Tier hat.
Welche Tiere besonders schwer vermittelt werden, lesen Sie auf Seite 2.
Doch einen kleinen Trost gibt es für die verlassenen Vierbeiner: Wenn sich ein neuer Besitzer findet, bleibt er es meist auch für immer. „Der Trend ist so, dass die Tiere in ihrem neuen Zuhause bleiben“, berichtete der Leiter des Tierheims Stendal-Borstel, Dieter Lusznat. Rund 80 Hunde und mehr als 220 Katzen leben derzeit in der Obhut der Tierschützer in Stendal und der Außenstelle Osterburg.
Auch in anderen Tierheimen, wie etwa in Dessau, sei die Quote vermittelter Tiere gut. „Jeden Tag wird bei uns ein Tier abgegeben und auch relativ gut weiter vermittelt“, sagte Rhode. In der Vergangenheit seien nur wenige Vierbeiner aufgrund von Umzügen oder Todesfällen wieder ins Heim zurückgebracht worden.
Zusammenleben auf Probe
Die fünf Festangestellten ihres Heims würden Interessenten an einem herrenlosen Tier im Vorfeld ausführlich beraten, erläuterte Rhode. Danach gebe es oft zwei Probewochen für Mensch und Tier in dem neuen Zuhause. Stimme die Chemie, müsse eine Übernahmegebühr - für Katzen rund 100 Euro, für Hunde bis zu 250 Euro - gezahlt werden. Knapp 70 Katzen, mehr als 10 Hunde und zahlreiche Nager leben derzeit noch in der Obhut des Dessauer Tierheimes.
Trotz der intensiven Arbeit der Tierheime finden nicht alle abgegebenen oder ausgesetzten Vierbeine ein geeignetes neues Zuhause. Besonders große Hunde oder als Kampfhunde eingestufte Tiere hätten es schwer, so Tünte. „Diese Belastungen führen viele Tierheime an ihre Grenzen. Immer wieder bleiben die Tierheime auf den Betreuungskosten sitzen, denn staatliche Hilfen gibt es nicht.“ (dpa)
