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Ausbildung Ausbildung: Mit Volldampf auf den Brocken

Von Sarah Lena Grahn 11.12.2008, 10:41
Kursteilnehmer Torsten Rieche (l.) schaufelt in Wernigerode bei seiner Ausbildung zum Dampflokführer Kohlen in den Kessel einer Dampflok einer Harzer Schmalspurbahn, während ihm Ausbilder Hans-Joachim Niehus (r.) dabei zusieht. (FOTO: DDP)
Kursteilnehmer Torsten Rieche (l.) schaufelt in Wernigerode bei seiner Ausbildung zum Dampflokführer Kohlen in den Kessel einer Dampflok einer Harzer Schmalspurbahn, während ihm Ausbilder Hans-Joachim Niehus (r.) dabei zusieht. (FOTO: DDP) ddp

Wernigerode/ddp. - DieGelegenheit dazu wird er bald haben. Der 43-Jährige ist einer vonzehn Männern, die bei den Harzer Schmalspurbahnen (HSB) inWernigerode ihre berufliche Weiterbildung mit der Erfüllung einesKindheitstraums verbinden. Die gelernten Industriemechaniker oderHeizer absolvieren seit November eine Ausbildung zum Dampflokführer -ein Programm, das in Deutschland zuletzt Mitte der 1980er Jahreangeboten wurde.

«Die letzte Dampflok der Deutschen Reichsbahn fuhr im Oktober 1988von Magdeburg über Halberstadt nach Thale», blickt Gerald Großzurück. Für den 47-jährigen Diesellokführer schien der Traum vomFahren von Dampfloks ab diesem Zeitpunkt für erledigt. «Zuvor kamimmer etwas dazwischen, das mich von der Weiterbildung abgehaltenhat», erzählt er. 1981 sei der Betrieb von ölgefeuerten Loks bis aufzwei Maschinen eingestellt worden und auch der Einsatz vonkohlebeheizten Dampflokomotiven sollte enorm reduziert werden. EineLehre war zunächst nicht mehr möglich. Als die Ausbildung dann dochvereinzelt wieder angeboten wurde, musste Groß zum Wehrdienst.

Um so mehr freut sich der Dampflokliebhaber, der sich seit 1994bei den Vienenburger Eisenbahnfreunden engagiert, dass er dieschweren Maschinen bald endlich selbst durch das Harzvorland steuernkann. Fünf Monate dauert die Ausbildung bei den HarzerSchmalspurbahnen in Wernigerode, der Lehrplan entspricht denAusbildungsrichtlinien der Deutschen Reichsbahn. Neben einemtheoretischen Teil, der mit einer schriftlichen und mündlichenPrüfung abgeschlossen wird, müssen die zehn Teilnehmer einWerkstattpraktikum sowie 20 Dienstschichten auf einer der 17Dampfloks des Unternehmens ableisten. Mindestens einmal täglichwerden sie die Traditionszüge dabei zusammen mit AusbilderHans-Joachim Niehus von Wernigerode auf den Brocken und wiederzurücksteuern.

Der 50-jährige Niehus fährt seit 1983 Touristen von Wernigerodeauf den Gipfel des Harz. Neben der Brockenbahn gehören auch dieHarzquerbahn von Wernigerode nach Nordhausen sowie die Selketalbahnvon Quedlinburg zur Eisenfelder Talmühle zum rund 140 Kilometerlangen Streckennetz der HSB. Bei rund 1,2 Millionen Fahrgästen imJahr sei die Qualifizierung von neuen Dampflokführern dringenderforderlich, sagt Niehus. «Viele der alt eingesessenen Kräfte gehennun in Rente.» Und für die Eisenbahnfreunde lohnt es sich - sieerfüllen sich nicht nur einen Lebenstraum, sondern werden auchmindestens eine Gehaltsklasse höher eingestuft.