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Ausbildung in Sachsen-Anhalt Ausbildung in Sachsen-Anhalt: Lehrstellen werden zu Leerstellen

Von Eckhard Jäckel 07.04.2014, 18:33
Eine Auszubildende
Eine Auszubildende Reuters Lizenz

Halle (Saale)/MZ - In Sachsen-Anhalt werden die Lehrstellen-Bewerber knapp. Trotz eines leichten Anstiegs bei den Schulabgängerzahlen werden Unternehmen in diesem Jahr nicht alle Ausbildungsplätze besetzen können. Davon geht die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt/Thüringen der Bundesagentur für Arbeit aus. Für die im Spätsommer beginnende Berufsausbildung haben sich bislang 9 496 Interessenten bei den Arbeitsagenturen gemeldet. Das sind 779 mehr als vor einem Jahr. Ihnen stehen aktuell 9 444 betriebliche Ausbildungsplätze zur Auswahl.

Verkaufsberufe gefragt

„Wir erwarten am Ende etwa 1 000 Schulabgänger mehr als im vergangenen Jahr“, sagt Kay Senius, Chef der Regionaldirektion. Dennoch werde es kaum gelingen, alle Ausbildungsplätze zu besetzen. Das hänge auch damit zusammen, dass sich einige Bewerber noch für eine weiterführende Schule oder einen Studienplatz entscheiden. Zudem deckten sich die Interessen mancher Bewerber nicht mit dem Angebot an Ausbildungsplätzen. Einerseits sei etwa die Bewerberzahl bei den Verkaufsberufen fast doppelt so hoch wie das Stellenangebot. Andererseits finde sich aktuell nur für jede zweite Stelle im Metallbereich ein Bewerber. Dabei gehört der Metallsektor neben der Gesundheitsbranche, der Chemieindustrie und der Ernährungswirtschaft nach Erkenntnissen der Arbeitsagenturen zu den Bereichen mit den besten beruflichen Perspektiven im Land.

Für die Wirtschaft hat der Bewerbermangel teils dramatische Folgen. „Jedes zweite Unternehmen kann nicht mehr alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen“, sagt die Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau, Carola Schaar. Sie kritisiert, dass immer mehr Schüler ein Studium anstreben, während Schulabgänger für die Ausbildung fehlen. Auch der Präsident der Handwerkskammer Halle, Thomas Keindorf, kritisiert Fehlentwicklungen. 28 Prozent der Handwerksbetriebe beklagten bereits den Fachkräftemangel als Entwicklungshemmnis. Vor zehn Jahren seien es nur knapp sieben Prozent gewesen. Das Handwerk wirbt daher inzwischen um Studienabbrecher als Auszubildende in den immer anspruchsvolleren Berufen.

Die Arbeitsagenturen wollen stärker beraten. „Wir wollen unserem Nachwuchs keine Berufe diktieren, aber Orientierung bieten“ sagt Senius. Denn aktuell richte etwa die Hälfte aller jungen Frauen ihr Interesse auf lediglich zehn Berufe, bei jungen Männern sei es rund ein Drittel. Dabei gebe es mehr als 300 Ausbildungsrichtungen. Zudem würden nun verstärkt junge Menschen bis 35 Jahre ohne Ausbildung in den Blick genommen. 2013 hätten bereits gut 1 300 Spätstarter eine Lehre begonnen, dieses Jahr könnten es 1 600 werden.

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