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Ausbildung in der Medizin Ausbildung in der Medizin: Deutsch ist Pflicht für ausländische Ärzte

Von Cornelia Fuhrmann 17.03.2015, 09:47
Die Prüfsituation: Stephan Knipping (links) und Dietrich Stoevesandt hören über Kopfhörer dem Arzt-Patienten-Gespräch zu. Studentin Alexandra Biolik (2. v. r.) mimt die Patientin.
Die Prüfsituation: Stephan Knipping (links) und Dietrich Stoevesandt hören über Kopfhörer dem Arzt-Patienten-Gespräch zu. Studentin Alexandra Biolik (2. v. r.) mimt die Patientin. Jens Schlüter Lizenz

Halle - Samstagmorgen, zwischen 9 und 10 Uhr. Auf dem Campus der Medizinischen Fakultät in der Magdeburger Straße in Halle herrscht gähnende Leere, nur das Pförtnerhäuschen ist besetzt. Im Dorothea-Erxleben-Lernzentrum im hinteren Teil des Geländes ist allerdings Stimmengemurmel zu vernehmen. Wie an einigen Samstagen seit Jahresbeginn finden hier besondere Prüfungen statt: Sprachprüfungen für Ärzte, die aus dem Ausland kommen und in Sachsen-Anhalt arbeiten möchten. Ausnahmen bilden jene ausländischen Ärzte, die einen deutschen Studienabschluss oder ein Studium in Deutschland vorweisen können.

Sprachkenntnisse müssen nachgewiesen werden

Hintergrund ist eine Festlegung des Arbeits- und Sozialministeriums des Landes, dass im Sinne der Bundesärzteordnung Sprachkenntnisse nachzuweisen sind: Mit einem Sprachzertifikat und mit dem Deutsch-Sprachtest. Letzterer wird für das Land Sachsen-Anhalt an der Lernklinik der Universität Halle im Auftrag der Landesärztekammer durchgeführt.

„Die Prüfung ist Pflicht, um eine Berufserlaubnis zu bekommen“, erklärt Dietrich Stoevesandt, Radiologe und Leiter des Lernzentrums. Es sei wichtig, dass die Kommunikation zwischen Arzt und Patient funktioniere, und zwar in beide Richtungen, ergänzt Christine Schirmer von der Landesärztekammer.

Das sieht auch Agnieszka Poszniak so. Sie hat die Prüfung erfolgreich absolviert. „Es geht um die Gesundheit, die Patienten sollen sich sicher fühlen“, sagt die 27-Jährige, die während ihres Studiums ein Jahr in Deutschland war und ihre Facharztausbildung in der Unfallchirurgie am Klinikum Magdeburg machen möchte. „Und mit dem bestandenen Test darf ich nun in Sachsen-Anhalt arbeiten“, sagt sie. In ihrem Heimatland Polen sei die Unfallchirurgie eine Männerdomäne, es sei schwierig dort Fuß zu fassen, und die Ausbildung in Deutschland sei zudem besser. „Wir lernen hier auch wirklich was“, sagt Poszniak.

Gestelltes Arzt-Patienten Gespräch

In den vergangenen zwei Monaten waren es bislang zwölf Ärzte, die den Sprachtest absolviert haben. Jeder, der nicht besteht, hat die Möglichkeit, den Test zu wiederholen. Die Prüfungsgebühr beträgt laut Landesärztekammer 300 Euro.

Vier jeweils 20 Minuten lange Aufgaben sind zu erfüllen. Der erste Teil ist ein nachgestelltes Arzt-Patienten-Gespräch. Die „Patientin“ ist Studentin an der Uni Halle, aber nicht im Fach Medizin. „Das ist gewollt, denn sie soll sich wie ein Patient ohne medizinisches Fachwissen verhalten“, erklärt Stoevesandt. An diesem Samstag hat sie eine Thrombose, die in einer ausführlichen Rollenbeschreibung dargelegt wird. „Es ist ein Auswendiglernen, aber es sind Sachen, die schlüssig sind“, sagt die Studentin über ihren Part.

Das Dorothea-Erxleben-Zentrum ist nach der ersten promovierten Ärztin Deutschlands benannt. Sie hat 1754/55 an der damals noch Friedrichs-Universität heißenden Uni Halle ihren Doktortitel erworben.

Die Einrichtung umfasst unter anderem das Skills Lab und ein Simulationszentrum. Medizinstudenten lernen hier beispielsweise, wie Blut abgenommen wird, Injektionen gesetzt und verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden oder auch, wie eine Narkose eingeleitet, eine Wundnaht gesetzt, steril gearbeitet oder geröntgt wird.

Zu den praktischen Übungen zählt zudem eine kommunikative Ausbildung, in der mit Schauspielern Arzt-Patienten-Gespräche trainiert werden. Dazu gehören Anamnese-Situationen, aber auch das Überbringen schlechter Nachrichten.

Auch die Prüflinge bekommen vorher die Aufgabenstellung und den Anamnese-Bogen. „Es ist eine reine Sprachprüfung, die Fachprüfungen werden separat gemacht“, so Stoevesandt. Er steht zusammen mit seinem Kollegen Stephan Knipping in einem separaten Raum, beide verfolgen das Gespräch mit Kopfhörern und machen sich Notizen auf dem Bewertungsbogen.

Die Situation erinnert ein wenig an Krimis im Fernsehen, denn während die beiden Ärzte in den Prüfungsraum schauen können, funktioniert es in die andere Richtung dank verspiegelter Scheibe nicht. So wolle man verhindern, dass der Prüfling sich durch Mimik und Gestik der Prüfer verunsichert fühle.

Wichtiger Anruf vom Labor

Nach dem Gespräch folgt eine schriftliche Aufgabe, nämlich der Anamnesebogen. Außerdem müssen andere Befunde aus den Akten verstanden werden und wird ein Anruf aus dem Labor nachgestellt, um die Sprachkompetenz am Telefon zu testen. „Wenn man da etwas falsch versteht, kann das beispielsweise Folgen bei der Medikamentendosierung haben“, sagt Studentin Alexandra Biolik, die als „Labor“ anruft. Auch Gewebeprobenbefunde während einer Operation werden oft telefonisch durchgegeben, ergänzt Stoevesandt. Der letzte Prüfungsteil ist dann ein Arzt-zu-Arzt-Gespräch. Die Prüflinge erfahren ihr Ergebnis sofort.

Mehr zum Test unter: www.aeksa.de (mz)

Das Dorothea-Erxleben-Zentrum auf dem Medizin-Campus an der Magdeburger Straße in Halle
Das Dorothea-Erxleben-Zentrum auf dem Medizin-Campus an der Magdeburger Straße in Halle
Jens Schlüter Lizenz