Altmark Altmark: Wildpferde schützen Wiesenvögel

Buch/dpa. - Viel Land. Am Horizont der Kirchturm des Dorfes Buch. Nebenan wird Spargel geerntet. Typisch Altmark - würden da nicht Wasserbüffel grasen neben Wildpferden und Galloway-Rindern. Inmitten von Landwirtschaft, die auf hohe Erträge ausgerichtet ist, setzen Naturschützer auf alte Rassen. Die Tiere sollen helfen, andere Arten zu erhalten. Dazu müssen sie nur laufen, fressen - und verdauen. Das alles machen sie hier erst seit ein paar Jahren, doch das Ergebnis ist schon da - es wachsen Blumen, die es sonst schwer haben, und bieten Lebensraum für Wiesenvögel, die es sonst kaum noch gibt.
20 Jahre Artenschutz
In den Elbauen der östlichen Altmark betreibt das Nabu-Elbezentrum seit 20 Jahren das Projekt zum Artenschutz. Auf verschiedenen Flächen, 250 Hektar Grünland, grasen die Wildtiere das ganze Jahr. „Ihr Nutzungs- und Fraßmosaik hilft, einer Gilde von Arten neue Möglichkeiten zu eröffnen“, sagt Projektmitarbeiter Peter Neuhäuser etwas theorielastig. Tatsächlich stehen dicke Grasbüschel auf kurzgefressenen Flächen, dazwischen Bäume und Büsche. Sie wechseln sich ab mit Wasserflächen und Schilf. Durch ihren Tritt schaffen die Tiere offene Stellen, nutzen feuchte Stellen zum Suhlen. So viel Abwechslung schätzen viele vom Aussterben bedrohte Tiere.
Das Ergebnis ist zählbar: Der Kiebitz etwa als typischer Wiesenvogel ist mit 25 Paaren vertreten auf den Wiesen, die der Nabu hier bewirtschaftet. Auch Rotmilan, Seeadler und Weißstorch leben hier. Ein Stück neue Wildnis ist Neuhäusers Ziel. Pure Wildnis ist in den Elbauen nicht möglich, Neuhäuser muss eingreifen - die Gelände der Tiere sind eingezäunt.
Start mit Galloway-Rindern
Der Biologe ist von Anfang an dabei und startete 1992 mit Galloway-Rindern. „Damals waren sie relativ exotisch.“ Heute besteht das Projekt aus 15 Wasserbüffeln, 25 nachgezüchteten Auerochsen, rund 50 Pferden aus zwei Rassen - 150 Wildtiere alles in allem. Bundesweit gibt es mehr als 45 solcher Projekte. Ausgegangen ist die Entwicklung von den Niederlanden, dort gibt es 50 000 Hektar solcher Schutzgebiete. In Deutschland stehen auf den Flächen am häufigsten Heckrinder, die nach dem Vorbild des ausgestorbenen Auerochsen gezüchtet wurden, aber auch Konik-Pferde und schottische Hochlandrinder.
Spricht Peter Neuhäuser über seine Grünlandflächen, lässt er immer wieder das Stichwort Serengeti fallen. „Unsere Gegend war ursprünglich genau so reich an Wildtierarten wie Ostafrika.“ Die Nabu-Flächen sind mit 250 Hektar recht klein. „Das Ideal wäre, dass die Tiere umherziehen.“

