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Alte Ostrock-Helden, neuer Stoff Alte Ostrock-Helden, neuer Stoff: Konzert-DVDs von Karat, Stern Meißen, City und Puhdys

Von Steffen Könau 20.12.2015, 16:42
Die Rocklegenden Puhdys, Karat und City gehen im kommenden Jahr wieder zusammen auf Tour - zum letzten Mal, wie es heißt.
Die Rocklegenden Puhdys, Karat und City gehen im kommenden Jahr wieder zusammen auf Tour - zum letzten Mal, wie es heißt. Electrola/Universal Lizenz

Halle (Saale) - Von wegen altes Eisen. Zwar kommen sie zusammen auf ein Lebensalter von über tausend Jahren. Doch kurz vor dem Weihnachtsfest erfreuen die vier klassischen Ostrock-Bands Karat, Stern Meißen, City und Puhdys ihre Fans mit neuen Live-DVDs. Insgesamt enthalten die drei Silberlinge fast sieben Stunden Musik.

Ein frohes Fest für alle Ostrock-Fans, die dieses Jahr nur neuen Stoff von Karat bekommen hatten. Das letzte Puhdys-Album ist zwei Jahre her, das letzte von City drei und von Stern Meißen gab es sogar seit „Lebensuhr“ von 2011 keine neue Musik mehr.

Neu ist natürlich auch auf den drei DVDs wenig, dafür aber stimmt die Stimmung. Karat um den halleschen Sänger Claudius Dreilich, inzwischen auch schon zehn Jahre dabei, sind für ihr Konzert zum 40. Bandjubiläum von der Parkbühne Wuhlheide in Ostberlin, wo einst das 25. gefeiert wurde, auf die legendäre Waldbühne im Westen gezogen. Ein Ort, den die Band mit Leidenschaft bespielt, unterstützt von Gästen wie Matthias Reim, Ute Freudenberg und Gregor Meyle. Es gibt alle Hits, Balladen wie „Der Albatros“, aber auch eher Obskures wie „In deiner Galerie“ und „Steh wieder auf“, zwei Songs aus Zeiten, in denen viele Fans von früher und heute eine Auszeit vom Fan-Sein genommen hatten. Nun aber jubeln sie, als sei es nie anders gewesen - Karat, vielleicht waren sie nie besser und erfolgreicher als an diesem Abend in Berlin.

Fast drei Stunden lang Hit auf Hit

Davon können auch die anderen Gruppen aus der Klasse der Wende-Überlebenden erzählen. Längst haben sich die Puhdys wieder aus den kahlen Hallen am Stadtrand in die Arenen gespielt, und auch bei City hat sich das Durchhalten gelohnt. Gemeinsam mit Karat spielten die beiden nach wie vor so lebendigen Legenden im vergangenen Jahr zehn Live-Konzerte überall im Osten. Und der Chemnitzer Auftritt wurde mit mehreren Kameras mitgeschnitten.

Zum Glück für die immer noch zahlreichen Fans der alten Herren, in deren Kampfstatistik heute 120 Erfolgsjahre, 40 Millionen verkaufte Tonträger und etwa 10.000 Konzerte stehen. Denn hier gibt es fast drei Stunden lang Hit auf Hit, nicht einfach nur heruntergespielt wie bei normalen Auftritten, sondern sorgfältig inszeniert. So kommt bei „Jede Stunde“ von Karat City-Sänger Toni Krahl zu Wort, bei Citys „Blumen aus Eis“ ist dafür Puhdy Dieter Hertrampf dran, ehe Karats Bernd Römer Citys „Am Fenster“ mit seiner Gitarre verziert.

Ein Gipfeltreffen, das von Kollegialität und Respekt lebt, bei dem aber der Spaß nie zu kurz kommt, auch im Publikum. Begeistert feiern die Fans ihre Legenden, die geben dafür oben alles, um zu beweisen, dass sie es noch können. Und ja, können sie.

Aber nicht nur sie. Auch die Stern-Combo Meißen, fünf Jahre älter als die Puhdys und zehn älter als Karat, ist immer noch, oder besser wieder, unterwegs. Nach viel Streit, etlichen Umbesetzungen und dem Tod von Keyboarder Thomas Kurzhals im vergangenen Jahr hat Gründer Martin Schreier Axel Schäfer und Frank Schirmer aus der Formation der End-80er Jahre zurückgeholt, Kurzzeit-Keyboarder Sebastian Düwelt reaktiviert und mit dem gerade 31-jährigen Altenburger Manuel Schmid einen neuen Sänger gefunden.

Mit „Weißes Gold“ Maßstäbe gesetzt

Der zeigt auf der DVD „Bilder einer Ausstellung“, dass er den Posten ausfüllen kann. Schreiers Mannschaft setzt auf Bewährtes und bringt Modest Mussorgskis Klassiker in einer Rockversion zu Vortrag - eine Rocksinfonie mit der Betonung auf Sinfonie, näher an der Arbeit des Japaners Isao Tomita aus dem Jahre 1975 , als an textlastigen Rockopern wie „Tommy“ oder „The Wall“ von Pink Floyd.

Das liegt an der Vorlage, aber es liegt auch am Leipziger Sinfonieorchester. Dessen Chef Stephan König hatte die Idee, das Stück aus dem Jahr 1876 mit der Gruppe neu aufzunehmen, die vor 40 Jahren mit Mussorgskis „Eine Nacht auf dem Kahlen Berge“ einen ersten orchestralen Markstein im Ostrock gesetzt hatte. Und mit „Weißes Gold“ später Maßstäbe für alles Kommende setzte.

Zusammen mit Manuel Schmid ging König an die Partituren, der Stern-Sänger schrieb Texte, sein seit Jahren schwer erkrankter Vorgänger Reinhard Fißler sang einen Part, und Thomas Kurzhals’ selbst schon klassische Bearbeitung der „Nacht auf dem Kahlen Berge“ wurde noch einmal eingebaut.

Auf dem Marktplatz in Grimma fanden sich Stern Combo, Sinfonieorchester und der Landesjugendchor Sachsen dann im Juni zur einzigen Aufführung des Riesenwerkes ein. Pünktlich zum Konzertbeginn zog damals schwerer Regen ab. Mit großem Geschirr auf noch feuchter Bühne spielten die mehr als 100 beteiligten Sänger und Musiker dennoch los, die Sonne kam raus und es folgte eine Sternstunde, wie auf der DVD auch für die zu sehen ist, die es verpasst haben.

Zu den Bands:

www.puhdys.com

www.karat-band.com

www.stern-combo-meissen.com

40 Jahre Karat - Live von der Waldbühne
40 Jahre Karat - Live von der Waldbühne
Cover Lizenz
Puhdys, City, Karat, Rocklegenden live
Puhdys, City, Karat, Rocklegenden live
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Stern-Combo Meißen, Bilder einer Ausstellung, live in Grimma
Stern-Combo Meißen, Bilder einer Ausstellung, live in Grimma
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