Airport Leipzig/Halle Airport Leipzig/Halle: Freie Bahn und neue Ängste
Leipzig/Gröbers/MZ. - Mit einem lachenden und einem weinenden Auge kam Eric Malitzke, Geschäftsführer des Flughafens Leipzig / Halle aus dem Leipziger Regierungspräsidium. Die Behörde genehmigte am Donnerstag den Neubau der Start- und Landebahn Süd. Sie soll parallel zur Nordbahn gedreht und auf 3 600 Meter verlängert werden. Damit könnten künftig auf beiden Pisten vollbeladene Übersee-Frachtflüge starten.
"Wir haben frei Bahn, wir dürfen bauen", sagt Malitzke. "Und wir werden es dann tun, wenn die Nachfrage der Wirtschaft besteht", fügt er hinzu. Der Airport hofft auf die Errichtung eines Fracht-Drehkreuzes des Post-Paketdienstes DHL. Nacht für Nacht würden dann fast im Minutentakt Maschinen aus ganz Europa in Mitteldeutschland landen, Fracht austauschen und wieder starten. Mit der Genehmigung hat der Flughafen, so Malitzke, "auch ein ganzes Bündel an Auflagen erhalten". Die verpflichten zu umfassenderem Schall- und Umweltschutz, als zunächst geplant. Das werde zwar teuer. Malitzke sieht indes darin auch eine Chance: Die Auflagen schaffen den rechtlichen Rahmen für einen besseren Schutz der Menschen im Flughafen-Umfeld vor möglichen Belastungen.
Inzwischen schließen sich die Gegner des Flughafen-Ausbaus zusammen, beginnen den Kampf für ein generelles Nachtflugverbot. In Gröbers (Saalkreis) machten sie sich am Mittwochabend Luft. Eingeladen hatte die "Interessengemeinschaft für ein Nachtflugverbot am Flughafen Leipzig-Halle". "Sollen wir denn alle im Keller bei geschlossenen Fenstern schlafen?", fragte Andreas Kante, Sprecher der Initiative. Er traf damit den Nerv der rund 100 Menschen, die den Saal der Gastwirtschaft "Zum Hirsch" füllten. Die meisten kamen aus Ortschaften, die in oder an den Einflugschneisen liegen. "Durch den Neubau der Landbahn und die Ansiedlung von DHL würden mehrere tausend Anwohner keine ruhige Nacht mehr haben", sagte der Sprecher weiter.
"Wenn DHL kommt, wird es statt zehn über 80 Nachtflüge geben", sagte Klaus Lori von der Interessengemeinschaft. Er sieht den Wert seines Eigenheims in Taucha gefährdet. "In Deutschland gibt es kaum Airports mit Nachtflugerlaubnis. Wenn DHL diese für 30 Jahre erhält, werden andere auch kommen." Für Lori sind auch die angekündigten 3 000 neuen Jobs kein Argument: "Was sind das für Arbeitsplätze? Billigjobs für vier Stunden in der Nacht?"
Zu Kompromissen mit dem Airport sind die Gegner der Startbahn-Süd nicht bereit. Flughafenchef Malitzke darf auf ihren Treffen nicht sprechen. Die Interessengemeinschaft will rasch Geld sammeln, um ein Lärmgutachten erstellen zu lassen und einige Musterklagen einzureichen. "Einen Versuch ist es wert", erklärte Ralf Felsberg aus Merseburg. "Schon heute hören wir, wie Jets über uns durchstarten. Alte Frachtmaschinen erzeugen noch mehr Lärm. Davor haben wir Angst."