Abwanderung in Sachsen-Anhalt Abwanderung in Sachsen-Anhalt: Junge Frauen ziehen aus ländlichen Regionen weg
Halle (Saale) - Sachsen-Anhalt fehlen junge Frauen. In der Altersgruppe der 18- bis 39-Jährigen kommen im Landesschnitt auf 1.000 Männer 884 Frauen. Im Burgenlandkreis ist die Kluft besonders groß: Dort stehen 1.000 Männern 832 Frauen gegenüber. Die aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamts illustrieren den demografischen Wandel: 25 Jahre nach der Wende sind die Folgen von Abwanderung und Kindermangel unübersehbar. „Es wird Zeit, etwas zu unternehmen“ sagt Reint E. Gropp, Chef des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).
Der Osten Deutschlands hat 2,3 Millionen Menschen verloren. Auf dem Gebiet Sachsen-Anhalts wohnten 1990 noch 2,9 Millionen Menschen, heute sind es 2,2 Millionen Einwohner. 2030 könnten es nach Prognosen nur noch 1,95 Millionen sein.
Junge Frauen ziehen aus ländlichen Regionen weg
Vor allem aus ländlichen Regionen sind junge Frauen fortgezogen. Neben dem Burgenlandkreis trifft der Frauenmangel den Kreis Anhalt-Bitterfeld und den Altmarkkreis Salzwedel besonders stark: Dort kommen auf 1.000 Männer jeweils 834 Frauen. Am anderen Ende der Skala: Magdeburg (900 Frauen pro 1.000 Männer), Dessau-Roßlau (907), Halle (995).
„Wenn junge Frauen gehen, ist das besonders schlimm“, sagt IWH-Chef Gropp. „Dann fehlen Kinder, und das Problem setzt sich fort.“ Vor allem in den ländlichen Regionen habe der Bevölkerungsschwund „gravierende Folgen“. Der Wirtschaft fehlten Fachkräfte und Auszubildende, es „entstehen kaum neue, produktive Unternehmen.“ Und die Situation auf dem flachen Lande werde sich kaum wieder verbessern. Aufgefangen werden könne das nur durch Zuwanderung, die gezielt gesteuert werden müsse. Eine Diskussion über die Kriterien sei überfällig.
Knappes Geld sinnvoll einsetzen
Zudem müsse überlegt werden, wie das knappe Geld für den Erhalt der Infrastruktur eingesetzt werden kann. „Es ist wahrscheinlich vorteilhafter, sich auf die Städte zu konzentrieren“, sagt Gropp. Dort seien die Kosten pro Person niedriger, nur dort sei das Werben um Zuwanderung junger Menschen und Familien erfolgsversprechend. Eine Uni-Stadt wie Halle könne mit günstigen Wohnungen, guter Kinderbetreuung und mehr Ganztagsschulen auch gegen Städte im Westen punkten.
Landesentwicklungsminister Thomas Webel (CDU) steht einer Bevorzugung der Städte skeptisch gegenüber. Sein Ministerium will sich verstärkt um die auf dem Lande zurückgebliebenen Männer kümmern, sagt ein Ministeriumssprecher. Sie „müssen lernen, in Dienstleistungsberufe vorzudringen, und begreifen, dass Bildung das wichtigste Kapital in der modernen Wissensgesellschaft ist.“ (mz)