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500 Jahre Reformation 2017 500 Jahre Reformation 2017: Wittenberg putzt sich heraus

Von Petra Buch 23.10.2013, 05:24
Besucher nehmen an einer Führung durch die von Baugerüsten eingehauste Schlosskirche in Lutherstadt Wittenberg teil.
Besucher nehmen an einer Führung durch die von Baugerüsten eingehauste Schlosskirche in Lutherstadt Wittenberg teil. dpa Lizenz

Wittenberg/dpa. - Gerüste soweit das Auge reicht, Kirchen, Häuser, alles soll spätestens 2017 wie neu sein. Die Silhouette der weltberühmten Schlosskirche in Wittenberg, an deren Tür der Theologe Martin Luther (1483-1546) am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel der Kirche geschlagen haben soll, hat sich derzeit komplett gewandelt. Das Gotteshaus mit dem markanten Turm und das Schlossensemble sind eingerüstet. Tausende Kubikmeter Raum nehmen die Stahlkonstruktionen nach Angaben von Baufachleuten ein.

"Das Schloss ist ein Filetstück der Weltgeschichte"

Diesen Anblick gab es in den vergangenen Jahrhunderten so wohl noch nie. Das Schlossensemble wie auch die 1503 geweihte Kirche werden restauriert und saniert. „Das Schloss ist ein Filetstück der Weltgeschichte, das man optisch bisher gar nicht so wahrgenommen hat“, sagt der Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Stefan Rhein.

„Vermutlich bis Herbst 2016 wird das wohl hier dauern“, erklärt derweil Küster Uwe Stibbe die Arbeiten den teils sehr weit angereisten Besuchern und führt sie über die Großbaustelle. Wie die Heinzelmännchen, in schwindelerregender Höhe, 20 Meter und mehr, arbeiten Fachleute sorgsam Strich für Strich, hinter Planen in mühevoller Kleinarbeit an Wänden, Säulen und Verzierungen.

Sie sei sehr zuversichtlich, dass 2017 in weltweitem und ökumenischem Horizont gefeiert werden könne, sagte die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann, zu den inhaltlichen Vorbereitungen jüngst auf einem Kongress in der Schweiz. Besonders liege ihr an der geplanten „Weltausstellung der Reformation“ im Sommer 2017 in Wittenberg.

Profitieren wollen auf jeden Fall die Kommunen von den Veranstaltungen zu 500 Jahre Reformation. „Wittenberg erfindet sich neu, die Stadt wird 2017 anders sein als heute“, sagt Rhein mit Blick auf die umfangreichen Bauarbeiten in der sachsen-anhaltischen Kleinstadt. In Wittenberg ist auch Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), ein Katholik, zu Hause. Nach Angaben des Landes und der Stadt werden rund 32 Millionen Euro allein in das Schlossensemble investiert, gefördert auch vom Bund und der Europäischen Union.

Die Lutherstätten in Sachsen-Anhalt gehören zum Unesco-Welterbe, so auch Eisleben, wo Luthers Geburts- und Sterbehaus jeweils als Museum bereits mit Millionenaufwand saniert und erweitert worden sind. Das Lutherhaus in der Wartburgstadt Eisenach in Thüringen oder weitaus weniger bekannte Lutherorte, wie Mühlberg in Brandenburg oder Mansfeld in Sachsen-Anhalt, würden spätestens 2017 auch zum Besuchermagnet, meint Rhein.

Luther-Pilger aus Amerika und Südkorea

„Die Klientel wird noch internationaler, das merken wir jetzt schon“, sagt er. Luther-Pilger kämen aus Amerika und zunehmend aus Südkorea. Durchschnittlich 80 000 Besucher aus dem In- und Ausland kommen laut Stiftung pro Jahr allein in das Lutherhaus nach Wittenberg, 30 000 Besucher jeweils in die beiden Museen nach Eisleben. „Dass man das alles so hautnah spüren kann, das hätten wir nicht gedacht“, sagt das Ehepaar Heidemarie und Eberhard Zick aus Cottbus, als sie vor Luthers Grab in der Wittenberger Schlosskirche stehen. Die Bauarbeiten störten sie nicht.

Das historische Kirchengestühl ist zwar ausgelagert, der Altar, die Orgel, die Wände sind mit riesigen Fotos verhangen, die Kanzel in einer Kiste verpackt. „Aber die Atmosphäre, hier, wo alles begann, das muss man gesehen haben“, schwärmt eine Besucherin mit schwäbischem Dialekt und zwei Enkelkindern im Schlepptau.

Nur einen Katzensprung entfernt trifft man die Besucher wieder, in der Wittenberger Stadtkirche, der „Mutterkirche der Reformation“. Hier hielt Luther seine Predigten - das Gotteshaus wird auch für 2017 aufwendig restauriert. Übrigens: Laut großer Volkszählung von 2011 gehört mehr als jeder Dritte in Deutschland (38,8 Prozent) keiner öffentlich-rechtlichen Religionsgemeinschaft an. Das sind gut 31 Millionen von rund 81 Millionen Menschen.