Zugverkehr im Garten Zugverkehr im Garten: Pensionierter Osterfelder findet durch Hobby zurück zum Beruf

OSterfeld - Der Zug ruckelt kurz und stockt wieder. Aber dann geht es los: Durch Tunnel, einen Bahnhof und wieder zurück zum Startpunkt bevor die kleine Bahn eine zweite Runde dreht. „Hier funktioniert ein Kontakt noch nicht so, wie er soll“, erklärt Ekkehard Beyer die Startschwierigkeiten. Aber noch sei die Anlage ohnehin nicht ganz fertig, meint der Osterfelder. Der Lokschuppen sei noch nicht komplett und auch die Signalanlagen, die zu einer richtigen Eisenbahnstrecke gehören, würden noch fehlen.
Frau unterstützt Osterfelder beim Pflegen seines Hobby im Garten
Seit etwas mehr als fünf Jahren bastelt der 76-Jährige an seiner Gartenbahn herum. Dafür musste ein Stück Rasen auf seinem Grundstück weichen, damit sein Hobby Platz findet. „Beim Bau der Tunnel und der Neuanlage des Bereiches hatte ich einige Helfer, denen ich ein großes Dankeschön aussprechen muss. Alleine hätte ich das gar nicht geschafft. Und beim Pflegen der Anlage hilft mir meine Frau“, sagt Ekkehard Beyer und ist stolz auf seine Modellbahn, die realen Eisenbahnanlagen nachempfunden ist.
Das bedeutet, dass liebliche Details wie man sie von Modellbahnanlagen kennt - etwa Menschen und Tiere an der Strecke, ein Bahnhofskiosk oder in der Landschaft parkende Fahrzeuge fehlen. Alles ist eher funktional dargestellt. Beim Lokschuppen gibt es zum Beispiel eine Schiebebühne, mit der die Schienen verschoben werden können, damit die Lok in verschiedene Bereiche des Schuppens einfahren kann.
Frühe Leidenschaft für die Eisenbahn
Und auch der Bahnhof gleicht einem einfachen überdachten Haltepunkt, wie es sie heute auf den Strecken der Bahn zuhauf gibt. „Mir geht es vor allem, um das Konstruktive der Anlage. Durch dieses Hobby habe ich praktisch zu meinem eigentlichen Beruf zurückgefunden“, sagt Ekkehard Beyer schmunzelnd. Denn in den 1960er Jahren hatte der Osterfelder in Dresden fünfeinhalb Jahre lang Eisenbahnbau mit der Vertiefungsrichtung Konstruktiver Ingenieurbau studiert.
Doch seine Liebe zur Eisenbahn begann weit früher. Als Vier-/Fünfjähriger als sein ganzer Stolz so kurz nach dem Krieg eine Aufzieheisenbahn gewesen sei, berichtet der gebürtige Osterfelder. Und die Eisenbahn ließ ihn dann auch viele Jahre nicht mehr los. In der Oberschulzeit arbeitete er in den Ferien als Gleisbauhelfer bei der Bahnmeisterei in Zeitz.
Als Statiker und Konstrukteur hat Osterfelder in der Region seine Spuren hinterlassen
Im Studium waren Praktika zu absolvieren, bei denen er ebenfalls in schweißtreibender Handarbeit im Thüringischen mit Hacke und Schippe Schotter aus Gleisbetten aus- und einbaute. Und letztlich war er bis zur Wende in Leuna bei der Bahn angestellt und konstruierte dort vor allem Eisenbahnbrücken.
Erst kurz nach der Wende machte sich Ekkehard Beyer mit einem eigenen Ingenieurbüro als Statiker und Konstrukteur selbstständig und hat außerhalb der Eisenbahn an vielen Bauten in der Region seine Spuren hinterlassen. Die Berechnungen der Turnhalle in Rasberg, der Stadtbibliothek in Zeitz aber auch des Naturbades Osterfeld gehen dabei beispielsweise auf sein Konto.
Zugverkehr im Garten: Rund 40 Meter Schienenstränge
Erst im vergangenen Jahr hat der Osterfelder seine berufliche Laufbahn endgültig an den Nagel gehängt und kann sich nun verstärkt seinen Hobbys widmen.
Etwa dem Sport - er kegelt im Osterfelder Sportverein und spielt Billard bei der TSG Naumburg - oder eben der Modellbahn, für die er nun mehr Zeit hat. Immerhin rund 40 Meter Schienenstränge mit einer Spurbreite von 45 Millimetern hat er seiner heimischen Freiluftanlage verlegt. (mz)
