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Zirkus ist in Lützen nicht erwünscht

Von Heike Riedel 26.10.2004, 17:14

Lützen/MZ. - Er sei jeden Tag auf der Suche nach einem Winterquartier unterwegs. Das sollte in einer Großstadt sein, weil man dort, wo es viele Schulen gibt, besser über die härteste Zeit für Zirkusleute komme.

Wie viele andere kleine Zirkusgeschäfte sucht sich Schickler in jedem Jahr woanders einen Standplatz für die Zeit von November bis März. Man könne es sich nicht leisten, einen zu reservieren. Auf dem Magdeburger, den das Unternehmen im vorigen Jahr innehatte, stehe jetzt schon ein anderer Zirkus.

"Seit 30 Jahren bin ich im Geschäft. Ich komme aus einer Zirkusfamilie und mein Ältester hat sich schon wieder für den Zirkus entschieden." Elano, das sei sein Schwiegersohn - auch aus der fahrenden Zunft, erklärt das 52-jährige Familienoberhaupt, wofür er kämpft. 20 eigene Leute, sieben Angestellte, nahezu 70 Tiere von Hühnern über Hunde bis zu Kamelen seien zu ernähren. 700 Euro pro Tag müssten da aufgebracht werden. Doch die Kassen bleiben leer.

In Weißenfels, wo der Zirkus vom 22. September bis 3. Oktober gestanden habe, seien nur am Wochenende so viele Besucher gekommen, dass es sich überhaupt gelohnt habe, eine Vorstellung zu geben, gibt der Zirkusmann Einblick in das Geschäft. In Lützen kam die nötige Anzahl nicht einmal das erste Wochenende zusammen. So kommt kein Geld mehr rein bei Schicklers, die das siebente Jahr bereits vornehmlich durch den Osten Deutschlands touren. Doch Gebühren, Strom und Wasser habe er bisher immer bezahlt, hebt der Sprecher für das Team hervor. Auch in Lützen, muss das Ordnungsamt bestätigen. Laut Schicklers Aussage einmal 35 Euro und zweimal 75 Euro. Am Mittwoch wolle man noch einmal 100 Euro von ihm.

Und 5000 Euro Zwangsgeld sind ihm angedroht. Am Dienstagfrüh hat ihm das Lützener Amt noch einmal einen Platzverweis ausgesprochen und mit der dazugehörigen Ordnungsverfügung unter Druck gesetzt. Am 18. Oktober ist der Platzverweis schon einmal in einfacher schriftlicher Form zugestellt worden. Nun wird er mit Gefahrenabwehr begründet.

Doch bis Dienstag herrschte keine Aufbruchstimmung in dem Zirkus. Konrad Schickler setzte sich nur wieder in sein Auto, um einen Ort zu finden, wo die Familie und das Geschäft überleben kann. Alles andere wäre sinnlos, meint er, denn anderswo begänne der ganze Ärger nur von vorn. Er würde sich freuen, man helfe ihm hier in dem für ihn unbekannten Gebiet, statt ihn zu ruinieren mit dem Zwangsgeld.