Zeitzer Zuckerfabrik Zeitzer Zuckerfabrik: Im süßen Reich der Rüben

zeitz - In der Zeitzer Zuckerfabrik herrscht am Wochenende reger Betrieb. Nicht nur, weil gerade erst die aktuelle Kampagne der Rübenernte begonnen hat. Sondern die Südzucker AG hat zum Zuckerfest ihre Tore geöffnet und lädt Besucher zu Rundfahrten ein. Rund 1 000 Gäste nutzen das Angebot.
„Ich habe 40 Jahre in der Zuckerfabrik gearbeitet, war Meister in der Produktion und bin seit neun Jahren Rentner“, empfängt Bernd Stisy seine Gäste. Der rüstige Senior liebt „sein“ Werk. „Ich schaue immer wieder gern vorbei und übernehme gerne solcher Art Führungen.“ Die Kampagne läuft auf vollen Touren. Bis kurz vor Weihnachten werden voraussichtlich rund 940 000 Tonnen Rüben verarbeitet sein. Es ist in diesem Jahr nur eine durchschnittliche Ernte. „Im vergangenen Jahr waren es 1,23 Millionen Tonnen, deswegen lief die Kampagne bis zum 6. Januar“ , sagt Stisy.
12 700 Tonnen Zuckerrüben werden täglich verarbeitet
Das Gelände ist riesig und umfasst eigentlich drei Werke. Stisy kennt sie alle und hat jede Menge Fakten parat. Seit 1990 hat das Unternehmen rund 680 Millionen Euro investiert. Etwa 400 Beschäftigte gibt es insgesamt am Standort Zeitz und damit ist Südzucker nach der Mibrag der zweitgrößte Arbeitgeber der Region. An diesem Tag gilt dem Zuckerwerk die größte Aufmerksamkeit. Mehr als 12 700 Tonnen Zuckerrüben werden hier täglich verarbeitet. Rund um die Uhr rollen die Fahrzeuge ins Werk. 27 000 Tonnen Rüben liegen im Lager, Vorrat für zwei Tage Produktion. Die Fahrt geht über Annahmestelle und Waschanlage, Aufbereitung zum Herz der Fabrik - dem 21 Meter hohen Extraktionsturm. Hier werden die zerkleinerten Rübenschnitzel extrahiert (ausgelaugt). Bei 72 Grad Celsius wird daraus Zuckersaft gewonnen, erst Dünnsaft, dann Dicksaft und schließlich kristallisiert daraus der Zeitzer Zucker. Die Fabrik verfügt über zwei eigene Kraftwerke, die Braunkohle aus dem Mibrag-Tagebau verarbeiten. „Hier wird nicht nur der Dampf und Strom für unsere Produktion hergestellt. Wir geben etwa zehn bis zwölf Megawatt ins öffentliche Stromnetz. Das reicht für die Beleuchtung in ganz Zeitz“, erklärt Stisy.
Neue Fabrik soll im Januar öffnen
Weiter geht die Tour über die Straße auf die größte Baustelle der Stadt. Direkt neben dem Neubau der Bioethanolanlage wächst die neue Stärkefabrik. „Der Probelauf steht kurz bevor. Die Fabrik soll im Januar 2016 in Betrieb gehen und produziert dann Glukosesirup für Bonbons und Gummibärchen“, fährt der Werksführer fort. Dieses Werk kostet noch einmal 125 Millionen Euro und wenn alles klappt, kann man sie bei der Bustour zum nächsten Zuckerfest besichtigen.
„Wir sind schon oft an diesem riesigen Gelände vorbeigefahren, ob per Zug oder mit dem Auto. Jetzt sind wir ganz gezielt nach Zeitz gekommen, um an der Rundfahrt teilzunehmen und sind total beeindruckt“, sagt Katrin Wilde. Mit ihrem Mann kommt sie aus Gera. „Nach der Wende habe ich den Abriss beobachtet, wer hätte damals schon gedacht, dass hier einmal solch ein modernes Industriegebiet entsteht“, sagt Karsten Wilde.
Auch Busfahrer Andreas Vater zeigt sich tief beeindruckt. „Wann bekommt man schon einmal die Gelegenheit, dieses Werk mit tollen Erläuterungen hautnah zu erleben“, sagt Vater und lenkt seinen Bus wieder zum Werk hinaus. (mz)