Problem Borkenkäfer Zeitzer Forst: 1.500 Bäume wegen Borkenkäfer abgeholzt
Zeitz - Der Borkenkäfer treibt sein Unwesen im Unsichtbaren. Fichtenholz ist die Leibspeise des Insekts. Betroffenen Bäumen sieht man lange Zeit nicht an, dass ihnen der unmittelbare Tod bevorsteht, erklärt Holger Koth, Leiter des Landesforstbetriebes Süd in Sangerhausen.
„Die Baumkrone bleibt zwar noch grün, aber im oberen Stammbereich sieht man die kleinen Einbohrlöcher der Käfer“, deutet der Wald-Experte auf ein paar Bäume.
Wenn Bäume der Zeitzer Forst zu Heizhackschnitzeln werden
Koth steht auf einer Lichtung im Zeitzer Forst bei Breitenbach. Etliche Baumstümpfe verraten, dass hier zahlreiche Fichten verschwunden sind. Im gesamten Zeitzer Forst waren knapp 1.500 Bäume betroffen, schätzt der Experte. Mit schwerer Technik ist Reinhardt Wolfram, Forstwirtschaftsunternehmer aus dem thüringischen Saale-Orla-Kreis, im Auftrag des Landesforstbetriebes derzeit dabei, das vom Käfer befallene Holz aus dem Wald zu schaffen.
Selbst das Astholz, das sonst gern zur Bodenbefestigung für die Fahrzeuge verwendet wird, wird geschreddert und zu Heizhackschnitzel verarbeitet. Auch bei Koßweda werden noch Bäume weichen müssen. Würde das nicht geschehen, würde eine Kettenreaktion im kommenden Jahr ein noch größeres Baumsterben auslösen, ist sich Holger Koth sicher.
Monokulturen sind nicht gegen Borkenkäfer gewappnet
Ein insgesamt zu trockener Sommer hat die Bäume im Forst geschwächt und zur leichten Beute für den Schädling gemacht. Der Borkenkäfer wiederum fühlte sich insbesondere im heißen September pudelwohl.
Das ergab eine verheerende Konstellation, wie Holger Koth berichtet. Schaffen es sonst nur zwei Generationen des Käfers innerhalb eines Sommers bis zur Reife, schlüpfte in diesem Jahr dank der Hitze bis fast in den Oktober noch eine dritte Generation, die die Fichten befallen hat.
Die Entwicklung zeigt, was Waldexperten schon länger predigen: Die lange verbreitet angebauten Monokulturen sind gegen die epidemieartige Ausbreitung bestimmter Schädlingsarten nicht gewappnet.
Waldumbau in Zeitzer Forst gestartet
Insbesondere die Fichte, die im Harz und im Süden Sachsen-Anhalts verbreitet ist, leidet als flachwurzelnder Baum unter der zunehmenden Trockenheit. Auch am Brocken mussten 2.000 Bäume gefällt werden.
In seinem Klimaschutzprogramm 2020 hat sich Sachsen-Anhalt deshalb zum Ziel gesetzt, beim Waldumbau in Richtung Mischwald zu steuern. Derzeit, so heißt es auf MZ-Nachfrage aus dem Magdeburger Umweltministerium, sind 70 Prozent der 22.000 Hektar Wald im Land noch reine Laub- oder Nadelholzbestände.
Im Zeitzer Forst wird die Fichte bereits seit fünf Jahren nicht mehr gepflanzt, so Forstwirtschaftsmeister Dirk Wladkowski. In einigen Jahrzehnten könnte die gegen Trockenheit empfindliche Art ganz verschwunden sein. Etwa fünf Baumarten je Hektar, sagt Holger Koth, seien ideal für einen robusten Wald. Das allerdings dauere noch Generationen. (mz)