Zeitz Zeitz: Zur Toilette in die Innenstadt
Zeitz/MZ. - An den Schützenplatz wurde Jutta Rustenbach aus Gera geschickt, als sie auf dem Zeitzer Bahnhof eine Toilette suchte. Dabei meinten es die Passanten nicht etwa böse, es war eben nur das am nächsten gelegene öffentliche WC. "Wir wurden zum Altmarkt geschickt", empört sich Martina Fuchs. Die Hallenserin, die die MZ auf dem Bahnhof trifft, bestätigt aber im Grunde genommen nur, was Jutta Rustenbach schon an die MZ geschrieben hatte: Es gibt keine Toilette auf dem Zeitzer Bahnhof. Es gibt auch keine Toilette auf dem unmittelbar davor liegenden Busbahnhof, einer "modernen Schnittstelle im Personennahverkehr", mit Fördermitteln erbaut. Und erschwerend kommt hinzu: Es gibt in der gesamten Unterstadt, also im Stadtgebiet nördlich der Weißen Elster, nicht eine öffentliche Toilette. Ein Rundgang macht das ganze Ausmaß des Problems deutlich: Die Unterstadt ist ohnehin das Stiefkind unter den Zeitzer Stadtteilen. Hier stehen nicht nur viele Häuser leer, es gibt auch kaum Cafés und Restaurants. Denn da könnte man dann zumindest in Kombination mit einer Tasse Kaffee die Toilette aufsuchen. Das Debakel um die Toilette im Bahnhofsgebäude dauert nun bereits einige Jahre an. Es gibt keinen Pächter. "Grundsätzlich ist die Deutsche Bahn auch nicht verpflichtet, Toiletten in Bahnhöfen vorzuhalten", macht der Pressesprecher vom Regionalbüro Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Jörg Bönisch deutlich, "unseren Reisenden stehen jederzeit nach Fahrtantritt beziehungsweise vor Fahrtende die Toiletten in den Zügen zur Verfügung." Was aber tun, wenn man wie Jutta Rustenbach 40 Minuten und Martina Fuchs eine gute Dreiviertelstunde auf den Bus warten muss?
Da der Streit zwischen Deutscher Bahn und Stadt Zeitz weiter schwelt - die DB braucht das Bahnhofsgebäude nicht mehr, die Stadt will es nicht - erübrigt sich die Frage, ob sich die Stadtverwaltung in der Pflicht sieht, wenn es um Toiletten auf dem Bahnhof geht. Schließlich sei es für die Stadt auch sehr ärgerlich, dass die DB keine Toiletten bereithalte, heißt es aus dem Rathaus. "In der Nähe zum Bahnhof befindet sich auch keine öffentliche Einrichtung, welche die Bahnreisenden nutzen könnten", bestätigt Pressesprecher Sebastian Nicolai der MZ und antwortet auf die Frage, ob dann Reisende tatsächlich anderthalb Kilometer bis zum Schützenplatz oder dem Altmarkt in der Oberstadt und zurück laufen müssen: "Im Museum und Schlosspark Moritzburg sind öffentliche Toiletten vorhanden." Hier sind allerdings die Öffnungszeiten zu beachten. Und es besteht seitens der Stadt weder die Absicht, noch sind die finanziellen Mittel vorhanden, um in der Unterstadt eine öffentliche Toilette einzurichten. "Und die wäre dann auch bald zerstört", beendet eine Anwohnerin in der nächsten Querstraße die Diskussion und lässt Martina Fuchs in ihr Badezimmer.