Zeitz Zeitz: Kompromiss für Tongrube Grana gefunden
zeitz/MZ. - Seit mittlerweile dreieinhalb Jahren beschäftigt sich Bernd Fritzsche, der 50-jährige, der ein Haus in der Neuen Straße der Elsterstadt besitzt, in der Bürgerinitiative. Ein 1930 gebautes, aber gut erhaltenes, wie eigentlich alle in dieser Straße. Wolfgang Schröder, (60) hat in der Nordstraße sein neues Haus erst nach der Wende gebaut. Doch dann erfuhren sie 1996, dass die Ziegelei mit 50 Beschäftigten, die ihren Ton aus der Grube in Grana holt, ihr Abbaugebiet erweitern will - bis direkt zu ihren Häusern und bis nach Theißen. Das Bergamt habe das genehmigt. Die Stadt Zeitz sei informiert worden, die betroffenen Anwohner aber nicht. "Die Hinweise haben wir beim Tag des offenen Gartens von einem Stadtrat erhalten", sagt Fritzsche.
Sofort haben sie eine Sitzung des Bauausschusses besucht, um Fragen zu stellen und haben dann auch Unterlagen erhalten. Als Lärmschutz sollte direkt vor den Häusern ein sieben Meter hoher Erdwall gebaut und bepflanzt werden, mitten durch manche Grundstücke. Da waren sie als Anwohner schockiert. Doch nicht nur deshalb haben sie die Bürgerinitiative gegen die Erweiterung der Tongrube Grana gegründet und die Stadt aufgefordert, ihre Einwohner zu vertreten und einen Petition ans Bergamt einzureichen, damit der Wall nicht gebaut wird.
"Wir stehen hier auf einem Tieftagebau", sagt Fritzsche. Das wusste Schröder nicht, als er nach der Wende hier bauen durfte. Tiefbau bedeutet, Gänge weit unter der Erde, auf denen die Häuser stehen. Tagesbrüche sind zu erwarten, schließlich sei in der Weißenfelser Straße ein Haus gerutscht, aber sofort saniert worden. Doch die Gefahr für alle Gebäude und deren Bewohner besteht weiter, vor allem, wenn die Grube Ton bis zum früheren Tieftagebau baggern will. Die 13 Meter unter den Häusern langführenden Hauptgänge seien nicht verfüllt worden. Luftdruck und chemische Prozesse finden dort statt. Die Wasserläufe verändern sich. Und dann seien da auch noch die Altlasten der alten Deponie gleich nebenan. Auch die waren bei der Genehmigung im Bergamt offensichtlich nicht beachtet worden. "Die Anwohner wollten eine Stellungnahme vom Kaolin- und Tonwerk. Wir wollten einen Kompromiss finden, ein Gutachten", bestätigen Fritzsche und Schröder, haben sich an den Oberbürgermeister, Landtagsabgeordnete gewendet, waren erschreckt bei manchen Antworten. Seit es den neuen Oberbürgermeister in Zeitz, Volkmar Kunze (FDP), gibt, lief es besser. Mittlerweile gebe es das Gutachten. Bereits vier Bürgerversammlungen habe es in Zeitz gegeben, damit die betroffenen Anwohner Fragen stellen können und Antworten bekommen.
Die fünfte Bürgerversammlung, an der Kunze ihnen wieder zur Seite steht, findet am Montag statt. Fritzsche und Schröder lächeln. Der Betriebsplan bis 2016 des Kieswerkes in Grana ist verändert worden. Die Grube soll nur bis 100 Meter vor die Häuser reichen. Doch das will der Bergbauinspektor Günther, Ansprechpartner der Bürgerinitiative beim Landesamt für Geologie und Bergbau, selbst präsentieren. Auch die Geschäftsführerin des Kaolin- und Tonwerkes, Ingrid Seiler, wird teilnehmen.
Bürgerversammlung "Tongrube Grana" Montag, 23. Januar, 18 Uhr, Zeitz, Gewandhaus, Zimmer 308, 3. Etage. Die Veranstaltung ist öffentlich.