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Infektionsschutzgesetz Zeitz, Corona und die Masken: Von „endlich wieder oben ohne“ bis „Vorsicht in Zeiten der Pandemie“

Seit Montag können auch die Zeitzer wieder ohne Mund-Nasenschutz einkaufen. Warum dennoch viele an der Maske festhalten.

Von Angelika Andräs 05.04.2022, 08:00
Die  Maskenpflicht beim Einkaufen ist auch in Zeitz zuende. Während mancher den Mund-Nasenschutz entsorgt, halten aber viele daran fest.
Die Maskenpflicht beim Einkaufen ist auch in Zeitz zuende. Während mancher den Mund-Nasenschutz entsorgt, halten aber viele daran fest. Foto: Angelika Andräs

Zeitz/MZ - Mit Maske oder ohne? In Zeitz feierten etliche Kunden in Supermärkten bereits am Samstag ihren „Corona-Freedom-Day“ und verzichteten auf den Mund-Nasenschutz. „Endlich wieder oben ohne“, rief ein junger Mann und entsorgte seine Maske demonstrativ im Papierkorb.

Am Montag ergab sich in den Märkten ein unterschiedliches Bild, doch auffallend viele Zeitzer rückten vor dem Betreten der Märkte ihre Maske zurecht, obwohl das nicht mehr vorgeschrieben ist. Damit liegen sie im deutschen Umfragetrend: Mehrere Meinungsforschungsinstitute und Onlinemedien hatten gefragt, wer weiter Maske als Schutz vor Covid-19 tragen wird. Dafür sprachen sich zwischen 52 und 58 Prozent (je nach Umfrage) aus. Der Anteil derer, die den ersten Einkauf ohne Maske tatsächlich als „Freiheitstag“ sehen, schwankt zwischen 27 und 29 Prozent.

Gesetzlich geregelt

Mit dem Ende des Infektionsschutzgesetzes am 2. April ist am 3. April auch die Maskenpflicht gefallen. Supermärkten und Discountern stand es frei, ob sie daran festhalten oder nicht. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte an die Einzelhandelsketten appelliert, sie mögen die Maskenpflicht weiterhin aufrecht erhalten. Am Samstag stand fest, dass der Appell ungehört verhallt: Seit Montag müssen beim Einkaufen keine Masken mehr getragen werden. Wie sah es am ersten „Freiheitstag“ in Zeitz aus?

In einem Discounter in Zeitz sind Montagmorgen viele Kunden unterwegs. Einige tragen ihren Mund-Nasenschutz, die meisten nicht. „Sie können das Ding abnehmen, müssen sie nicht mehr tragen“, erklärt ein junger Mann einer älteren Frau, „die Pandemie ist vorbei.“ Brigitte Vorbach schüttelt nur mit dem Kopf. „Die Pandemie ist vorbei?! Glauben sie das?“ Sie geht lieber auf Nummer sicher, wie sie sagt. Außerdem hat sie gerade ihre Schwester in Zeitz-Ost gepflegt, die sich von ihrer Covid-19-Infektion nur schwer erholt hat. „Wo immer eine größere Menschenmenge zusammenkommt, trage ich ,das Ding’. Ich halte es für einen einfachen, guten Schutz.“

Sehr viele ältere Menschen sind am Montag mit Maske unterwegs. Aber auch viele junge. Und nicht, weil sie nicht mitbekommen haben, dass sie das nicht mehr müssen. Harry Schneider (65) ist einer von ihnen. Auf dem Parkplatz vorm Kaufland ruckelt er die FFP2-Maske zurecht. „Wir haben uns jetzt einmal drangewöhnt, und es hat uns offensichtlich auch gut durch die Pandemie gebracht bisher“, meint er, „da belassen wir es dabei. Außerdem fällt es dann im Herbst nicht so schwer, wenn alles von vorn losgeht.“

Gilt auch nach dem Ende  der Maskenpflicht: Plakat beim Schmucken Otto in der Innenstadt.
Gilt auch nach dem Ende der Maskenpflicht: Plakat beim Schmucken Otto in der Innenstadt.
Foto: A. Andräs

Mike Thomas (35) glaubt nicht daran, dass er noch einmal Maske tragen muss. „Jetzt soll sich jeder infizieren, damit wir eine Durchseuchung bekommen“, sagt der Leipziger, der sich für die Arbeitswoche noch mit Lebensmitteln eindecken will. „Ich hatte Corona, bin geimpft, ich bin froh, dass ich keine Maske mehr tragen muss.“ Zudem achte er auf gesunde Ernährung, tue was fürs Immunsystem und sei fit. „Ich genieße es, ohne Maske in den Supermarkt zu gehen. Aber ich akzeptiere jeden, der es anders macht.“

Alle Handelsketten haben sich letztendlich dafür entschieden, die Maskenpflicht nicht per Hausrecht aufrecht zu erhalten. Meist mit dem Argument, dass es zu schwierig sei, die Einhaltung der Maskenpflicht dann zu kontrollieren und durchzusetzen. Von der Aldi-Pressestelle heißt es, dass „die Maskenregel nicht aufrecht erhalten wird“, sowohl was Kunden als auch Mitarbeiter angehe. Letztendlich richte man sich nach den konkreten Corona-Schutzverordnungen der jeweiligen Bundesländer. Von Edeka heißt es ebenfalls, dass man die Maskenregelung nicht per Hausrecht umsetzen werde. Man empfehle Kunden aber, weiterhin eine Maske beim Einkauf zu tragen, so ein Unternehmenssprecher.

Dem Virus freien Lauf lassen

Von der Globus-Kette hieß es bereits vorab, dass die Maskenpflicht wegfalle, wenn es nicht mehr gesetzlich verordnet sei. Es stehe aber jedem Kunden und Mitarbeiter frei, weiter einen Mund-Nasenschutz zu tragen. Dafür haben sich im Globus-Markt Theißen offensichtlich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entschieden. Was bei den Kunden auch gut ankam. „Ich kaufe noch lieber hier ein, wenn ich sehe, dass die Kassiererin sich und mich schützt“, sagt Rosa Wagner. Die Seniorin trägt natürlich Maske.

Lene Müller ist ohne Schutz unterwegs. „Ich finde es so toll, dass das endlich vorbei ist.“ Ein Mann unter 30 rückt seine FFP2-Maske zurecht. „Wenn ich die bei solchen Menschenansammlungen nicht trage, wie soll ich dann mit gutem Gewissen meine ganze alte Verwandtschaft besuchen?“ Man lasse dem Virus jetzt einfach „freien Lauf“, meint er. „Mal sehen, wie das Experiment ausgeht.“ Am Montagmittag trugen übrigens etwa zwei Drittel der Globus-Kunden Maske.

In der Zeitzer Innenstadt ähnelt das Bild dem der letzten Wochen: Vor dem Betreten der Sparkasse oder der Drogerie wird die Maske rausgeholt. Etwa die Hälfte der Kunden verzichtet darauf. In den Einzelhandelsgeschäften ist es ähnlich. „Wir bleiben vorsichtig“, sagt Sabine Mehland, Inhaberin der Gutenberg-Buchhandlung. „Ob der Kunde, der zu uns kommt, Maske trägt oder nicht, das bleibt aber ihm überlassen.“