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Zahn der Zeit nagt an der alten Dorfkirche in Hassel

Von UTA KUNICK 07.04.2010, 16:59

HASSEL/MZ. - 2 000 Euro sind bei der Spendensammlung für die Dorfkirche Hassel zusammengekommen. Das ist viel für den Ortsteil, befinden Renate Stöhr und Sabine Kuhnert. Die beiden Frauen engagieren sich als Kirchenälteste der Kirchgemeinde Hassel für das Gotteshaus und hatten im Vorfeld der Sammelaktion an die zirka 80 Haushalte Faltblätter verteilt.

"Jeder Euro und jeder Cent ist wichtig, haben wir den Leuten erklärt", sagt Renate Stöhr. Zwischen fünf und 250 Euro wurden im Einzelnen gespendet. In Hassel kennt jeder jeden. "Hier ist der Zusammenhalt noch gut", meint Renate Stöhr. Sie und Sabine Kuhnert freuen sich über die große Spendenbereitschaft und sind jedem dankbar. Das Geld wird dringend für die Bauarbeiten an der Kirche benötigt. "Besonders gravierend sind die Schäden am Dachstuhl. Bei mehreren Dachsparren sind die Fußpunkte verfault. Die Sparren und Kehlbalken müssen repariert werden", spricht Renate Stöhr über das Vorhaben. An der Kirchendecke im sogenannten Langhaus sind Balken gebrochen, so dass auch hier etwas unternommen werden muss. Außerdem soll das ganze Dach einschließlich Apsis mit historischen Biberschwanzziegeln aus Ton neu gedeckt werden.

Die Kosten für die gesamte Maßnahme stehen mit 45 000 Euro zu Buche. Der Eigenanteil beläuft sich auf 13 000 Euro. Diesen Betrag muss die kleine Kirchgemeinde, die ungefähr 35 Mitglieder zählt, bis zum Sommer zusammenbringen. Ansonsten kann nicht gebaut werden. Doch Renate Stöhr gibt sich zuversichtlich. Sie hält nach weiteren Sponsoren Ausschau und wird zusammen mit Sabine Kuhnert alle Hebel in Bewegung setzen, um das restliche Geld aufzutreiben. Vielleicht steht die Lotto-Toto-Gesellschaft dem Vorhaben wohlgesonnen gegenüber, auch bei der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz werden die Frauen ihr Glück versuchen. Die Firmen ringsherum wollen sie ebenfalls anschreiben. Und die Sparkasse. "Es wäre nicht schlecht, wenn das Geldinstitut die Wetterfahne finanzieren würde", wünscht sich Renate Stöhr. Die Wetterfahne soll einen würdigen Platz auf dem neu gedeckten Türmchen erhalten.

Renate Stöhr und Sabine Kuhnert sind Alteingesessene und hängen an der Dorfkirche. "Mit 14 Jahren durfte ich die Glocken mit läuten", erzählt Renate Stöhr. Ihr liegt der Erhalt der Kirche sehr am Herzen. Nicht zuletzt deshalb, weil das romanische Bauwerk die Geschichte des alten Dorfes, das vor geraumer Zeit Droyßig zugeordnet wurde, widerspiegelt. Die kleine Kirche blieb von größeren Umbauten verschont. An der Nordfassade ist sogar noch der Originalputz erhalten. Selbst die schmalen Fensterchen und die Tür mit dem Türbogenfeld stammen noch aus der Erbauungszeit. Überlieferte Dokumente und andere Schriften gibt es nicht. "Man geht davon aus, dass die Dorfkirche vor ungefähr 850 Jahren erbaut wurde", berichtet Renate Stöhr. Vor sechs Jahren weilte ein Bauforscher vor Ort, der anhand einer Mörtelanalyse Schlussfolgerungen über das Alter der Kirche zog. "Der Fugenstrich wurde noch mit der Kelle gezogen", gibt Renate Stöhr die Erkenntnisse des Fachmannes weiter und zieht mit dem Zeigefinger eine Stelle nach, die genauso im 12. Jahrhundert entstand. Auch das Mauerwerk weist teilweise kaputte Stellen auf, die einer Reparatur bedürfen. Das soll bei den avisierten Arbeiten mit in Angriff genommen werden. Vorausgesetzt es kommt genügend Geld zusammen.

Spenden für die Reparaturarbeiten der Kirche sind unter folgendem Konto möglich. Kontonummer 1 08 00 14 99, Bankleitzahl 52 06 04 10 bei der EK Kassel, Zahlungsgrund: Baukirche Hassel.