Workshop zum Poetry Slam Workshop zum Poetry Slam : Texten will gelernt sein

Zeitz/MZ - Die Aufgabe lautet: „Nimm das erste Wort, das dir einfällt und schreibe dazu ein paar Zeilen, die du dann ausdrucksstark vortragen wirst.“ Jetzt erwarten die meisten wohl ein abstraktes, besonders kritisches oder lustiges Thema. Doch, man hält es nicht für möglich, mit einer großen Portion an Mimik und Gestik kann auch ein Text über Schokobananen die Zuhörer fesseln. Dies erfordert ein großes Maß an schauspielerischem Können und ist das Grundprinzip des Poetry Slams. Wie man einen guten und gehaltvollen Text schreibt, weiß auch die 17-jährige Nele Schneider.
Die Schülerin, die zurzeit die elfte Klasse am Christophorusgymnasium Droyßig besucht, wirkt in ihrer Freizeit in der Jugendtheatergruppe Karambolage unter Leitung von Rotraud Denecke und Thomas Volk mit. Als diese während einer Theaterprobe ein Jugendtheaterprojekt zum Thema Poetry Slam vorstellten, war Nele sofort Feuer und Flamme. Sie überzeugte die Veranstalter mit ihrer Bewerbung und durfte schließlich als eine von sechs deutschen Nachwuchsschauspielern an der Deutsch-Französischen Jugendtheaterbegegnung teilnehmen. Organisiert wurde der Workshop von dem Deutsch-Französischen Jugendwerk und dem Bund Deutscher Amateurtheater.
Den ersten Teil des Workshops absolvierten die insgesamt zehn Teilnehmer im Alter von 16 bis 21 Jahren in Paderborn. Dort erlernten sie innerhalb von vier Tagen die grundlegenden Techniken des Poetry Slams. Mit den ersten selbst verfassten Zeilen im Gepäck fuhren sie dann nach Narbonne, eine Stadt an der Südostküste Frankreichs. Gemeinsam mit den Workshopleitern setzten die Nachwuchsschauspieler ihre Texte zu einem vollständigen Theaterstück zusammen. „Kollapse“ ist der Titel des Stückes, in dem die verschiedensten Persönlichkeiten mit ihren ganz eigenen inneren Konflikten aufeinandertreffen.
Nötige Lockerheit auf der Bühne kommt erst mit Erfahrung
Neles Stärke liegt vor allem bei ernsteren Themen. Sie hat sich das Ziel gesetzt, ihre Meinung sagen und mit ihren Texten Kritik zu üben. Das könne sie, so sagt sie selbst, besser vortragen als humorvolle Texte. Denn die dafür nötige Lockerheit auf der Bühne kommt erst mit zunehmender Erfahrung. Wieder in Deutschland angekommen, konnte Nele das Gelernte direkt an ihre Mitspieler in der Theatergruppe Karambolage weitergeben. Nele begann ihre eigenen kleinen Workshop mit ein paar Übungen um, die Gedanken zu lockern. Für besonderen Spaß sorgte hierbei das „Nicht-Assoziierspiel“. Die Mitspieler mussten sich gegenseitig so schnell wie möglich Wörter zurufen, die jedoch in keinem Zusammenhang stehen durften. So wurden in einem heiklen Durcheinander Begriffe durch den Raum geworfen, bis irgendwann das Wort „Kartoffel“ in der Luft hing und niemand mehr eine passende Antwort wusste. Zur weiteren Inspiration trug Nele eines ihrer Workshopergebnisse vor, danach durften sich die jungen Schauspieler an ihren ersten eigenen Texten versuchen.