"Wolle war zu schade zum Wegwerfen" "Wolle war zu schade zum Wegwerfen": Warum Weben ein Hollsteitz ein Comeback feiert

Hollsteitz - Hinter den Frauen und Männern des Vereins Dorfleben Hollsteitz liegt ein Wochenende voller Arbeit, aber auch mit viel Spaß und Freude. Denn nach zwei Jahren Pause fand im Dorf wieder das Fest der ehemaligen Gemeinde Döschwitz statt. Der Austragungsort und damit auch die Verantwortung über die Organisation der Festivität wechseln dabei regelmäßig zwischen den Orten. Diesmal hatte der Dorfleben-Verein, deren Mitglieder an ihren grünen T-Shirts oder den braunen Schürzen zu erkennen waren, die Regie über das bunte Programm, das von Musik bis Sport reichte.
Weg von der Wolle zum verarbeitungsfähigen Garn
Höhepunkt des Festes war der Samstag, wo der Verein auf der Festwiese am Park einiges auf die Beine gestellt hatte. Hier waren Handwerkerstände aufgebaut, gab es ein Programm für Jung und Alt. Auch der Dorfleben-Verein um seine Vorsitzende Lorette Nye selbst präsentierte sich und verkaufte zum Beispiel das Hollsteitz-Buch, in dem Heimathistoriker Leopold Kühnberg historische Ereignisse und Fotos aus Hollsteitz zusammengestellt hat.
Am Vereinsstand zog allerdings Karina Schulze viele Neugierige an. Die 44-Jährige verkaufte nicht nur selbst gefertigte Produkte aus Naturwolle, sondern sie demonstrierte auch alte Handwerkstechniken und zeigte dabei den Weg von der Wolle zum verarbeitungsfähigen Garn. Denn die Hollsteitzerin beherrscht sowohl das Spinnen als auch das Weben.
Erstes Stück aus selbst gefertigter Wolle war eine Poncho
Beide Techniken hat sie sich mit Hilfe von Bekannten vor vielen Jahren selbst beigebracht. „Eigentlich fing es damit an, dass wir Schafe hielten, die Wolle aber nichts mehr wert und mir zu schade zum Wegwerfen war. So habe ich gelernt, wie man daraus Fäden spinnt“, berichtet die Mutter einer achtjährigen Tochter. Heute spinnt sie nicht nur den Faden aus der eigenen Schafwolle selbst, sondern strickt daraus verschiedene Dinge.
Ihr erstes Stück aus selbst gefertigter Wolle war übrigens eine Poncho, das sie später verschenkte. Später sei das Weben hinzugekommen, wobei sie den Besuchern des Dorffestes zeigte, wie aus Baumwollgarn Handtücher entstehen. „Man kann die Grundlagen lernen, aber vieles ist eine Sache der Übung“, weiß Karina Schulze, die bei ihrem Handarbeitshobby wunderbar entspannen kann.
Flugbegleiterin: Wollen und Spinnen ist ein Hobby
Denn ihre Brötchen verdient die gebürtige Zeitzerin, die in Hollsteitz groß geworden ist, als Flugbegleiterin. Erst am Donnerstag war sie aus Alaska zurückgekommen. Seit über zwanzig Jahren geht die gelernte Wirtschaftsassistentin und Hotelfachfrau regelmäßig in die Luft. Derzeit startet sie meist von Frankfurt am Main aus.
„Nach meiner Lehre habe ich im Büro gearbeitet, aber schnell erkannt, dass ein Bürojob nichts für mich ist und so habe ich mich um die Ausbildung zur Flugbegleiterin beworben“, erzählt sie. Doch so schön, wie die Ausflüge in die weite Welt auch seien, ihr Zuhause sei in Hollsteitz, sagt sie. (mz)