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Wirtschaftsfaktor statt Erholung? Wirtschaftsfaktor statt Erholung?: Warum Anwohner um den Droyßiger Wald besorgt sind

Von Matthias Voss 26.06.2020, 14:14
Waren im Wald unterwegs: Uwe Luksch, Evelyn Billing, Ulrich Urban und Hans-Jürgen Poser (von links)
Waren im Wald unterwegs: Uwe Luksch, Evelyn Billing, Ulrich Urban und Hans-Jürgen Poser (von links) Hartmut Krimmer

Droyssig - „Früher haben wir als Kinder ständig im Wald gespielt. Da haben wir kiloweise wilde Erdbeeren herausgeholt. Wenn man sich das aber jetzt mal anschaut, ist das nur noch traurig“, meint Hans-Jürgen Poser. Der ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete und stellvertretende Droyßiger Bürgermeister ärgert sich über den Zustand des Waldes. „Ich möchte hier keine Wildnis. Die Buchen und Eichen brauchen Luft.

Wald unordentlich und verwildert

Aber das Unterholz ist total verwildert. Kein Wunder, dass das Ungeziefer machen kann, was es will“, spricht er bei einer Begehung vor allem über den Borkenkäfer, der viel Schaden in den vergangenen Jahren angerichtet hat. Deswegen wohl mussten auch zahlreiche Kastanien in unmittelbarer Nähe des Kindergartens gefällt werden. Poser spricht von einem Kahlschlag.

Unterstützung bekommt er von dem Leipziger Ehepaar Elke und Ulrich Urban. Es hat einen Zweitwohnsitz in Droyßig, ist regelmäßig hier und geht dann auch fast immer in den Wald. „Der ist nicht mehr so ordentlich wie früher. Dabei ist so ein Mischwald eigentlich unverwüstlich. Und das ist nicht nur mein Eindruck“, so Ulrich Urban. Auffällig ist, dass sowohl er als auch Poser immer von Wald, aber nicht von Forst reden.

Wunsch nach befahrbaren Wegen im Droyßiger Wald

Der ehemalige Politiker erklärt, dass in einer ehemaligen regionalen mittelalterlichen Sprache, dem „Wendischen“ Droyßig „Walddorf“ bedeutet hat. „Wäre es ein Forst, würde das auf eine Bewirtschaftung hindeuten. Der ist aber immer nur zur Erholung gedacht gewesen“, so Poser.

Als es noch einen Fürsten gab, habe sich auch ein Förster um den Wald gekümmert. Wege wurden zum Flanieren angelegt, bei Einsiedel und Weißenborn gab es Gaststätten im Wald und Findlinge aus der Eiszeit bereicherten eine große Lichtung. Auch hier habe sich die Natur wieder durchgesetzt. „Ich möchte, dass die Wege wieder befahrbar sind, zum Beispiel von Kremsern. Und auch die Lindenstraße soll ihrem Namen wieder gerecht werden“, meint Hans-Jürgen Poser.

Wald wurde an Alexander von Feilitzsch verkauft

Die entsprechenden Linden wurden hier aber von der Kreisverwaltung, die einen schmalen Streifen neben der Kreisstraße bewirtschaftet, gefällt. 1992 wurde der Gemeinde Droyßig der Kauf des Waldes für 250.000 Mark angeboten. Aber im Gegensatz zu der symbolischen einen Mark für das Schloss fehlte ihr hier das Geld.

So ging der Wald an den westdeutschen Alexander von Feilitzsch, der das Kleinod als Ersatz für einen ehemaligen Familienbesitz im Vogtland erhielt. „Ich schätze, dass wir hier von rund 80 Prozent der insgesamt 200 Hektar reden“, meint Poser. Seitdem sei der Wald über die Jahre immer mehr verwildert und nicht mehr so, wie er ihn aus Kindheitstagen kenne. „Ich hätte gern gewusst, was Herr von Feilitzsch überhaupt mit unserem Wald vorhat. So geht es auf alle Fälle nicht mehr weiter“, sagt der ehemalige Politiker.

Wirtschaftsfaktor statt Erholungsraum?

Den Dialog mit dem Waldbesitzer aber hat er ebenso wenig gesucht, wie das Ehepaar Urban. Das soll jetzt nachgeholt werden. „Als Bürgermeisterin halte ich es für meine Pflicht, beide Seiten zu betrachten und diese auch zusammenkommen zu lassen“, sagt Evelyn Billing (parteilos).

Deswegen wolle sie auf Alexander von Feilitzsch zugehen, ihn über die Probleme informieren und zu einem Gespräch, auch mit Poser und Urban, einladen. „Das halte ich für den richtigen Weg“, wird sie dabei von ihrem Amtsvorgänger Uwe Luksch unterstützt, „für Außenstehende sieht jeder Eingriff vielleicht katastrophal aus. Aber ich denke, dass viele Fällungen nötig waren. Und es wurde ja auch viel wieder aufgeforstet.“

Besitzer weist Kritik zurück: Forstschnitt für Sicherheit notwendig

Ein erster Schritt könnte der ehemalige Natur-Lehrpfad sein. Der soll mit Hilfe des Waldbesitzers und der Grundschule erneuert werden, denn nur noch 17 der ehemals 30 Schilder sind noch vorhanden. Bürgermeisterin Billing ist wegen einer Förderung dazu im Kontakt mit dem Geopark Saale-Unstrut-Triasland. „Der Wald und Droyßig bilden eine Einheit“, meint sie.

„Ich habe die Verantwortung, dass niemandem ein Ast auf den Kopf fällt. Deswegen müssen auch mal alte und kaputte Bäume gefällt werden“, sagt Alexander von Feilitzsch gegenüber der MZ. In den ersten Jahren habe er auch regelmäßig Führungen unternommen, das Interesse daran sei bei den Droyßigern dann aber abgeflaut. „Ich würde gern direkt mit den Einwohnern reden und deswegen würde ich mich sehr über ein Gespräch freuen“, sieht er einem Treffen positiv entgegen. (mz)

Holzstapel am Wegesrand
Holzstapel am Wegesrand
H. krimmer
Die Lage des Ortes Droyßig ist idyllisch.
Die Lage des Ortes Droyßig ist idyllisch.
H. krimmer