Wirtschaft in Zeitz Wirtschaft in Zeitz: In künftiger Wäscherei bekommen Behinderte einen Arbeitsplatz

zeitz - Der Bau der Wäscherei der Service und Integration Zeitz GmbH geht zügig voran. Das sagt Geschäftsführer Andreas Fuchs und freut sich darauf, das neue Objekt an der Leipziger Straße von Zeitz bald in Betrieb nehmen zu können. Bald, das heißt Anfang 2016, sofern das Wetter mitspielt und alle Gewerke ohne Pause durchziehen können.
Praktikanten testen sich
1,5 Millionen Euro lässt sich das Unternehmen als Tochter der Stiftung Seniorenhilfe den Neubau kosten. Damit startet auch ein neues integratives Projekt. Denn die Hälfte der künftigen Wäscherei-Mitarbeiter sind Behinderte. Sie können sich derzeit im Praktikum an den einzelnen Wäschereistandorten der Einrichtungen der Seniorenhilfe erproben. Sieben von ihnen werden dann eingestellt, ebenso werden sieben bisherige Mitarbeiter der Wäschereien übernommen. „Das ist etwas Besonderes. Wir bekommen dafür keine Förderung, alle Angestellten bekommen das gleiche Gehalt und sollen das Gleiche leisten“, sagt Fuchs.
Er sieht darin ein großes Potenzial, immerhin gibt es in Deutschland rund 10 Millionen anerkannte Behinderte. Und viele davon haben eine hohe Arbeitsfähigkeit. Möglichkeiten, sie in Berufe auf dem ersten Arbeitsmarkt zu bringen, gibt es genug, meint der Geschäftsführer. Mit dem Projekt will er anderen Firmen Mut machen, nachzuziehen. „Im Westen gibt es das schon lange. Wir möchten hier nachweisen, dass man als Unternehmen auch mit Behinderten wirtschaftlich arbeiten kann“, sagt Fuchs.
Die Stiftung Seniorenhilfe wurde im Dezember 1991 nach einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung der Stadt genehmigt. Unter ihrem Dach befinden sich fünf Altenpflegeheime, eine Tagespflegeeinrichtung, das Ambulante Pflegeteam, zwei Wohnheime für Menschen mit Behinderung, zwei Wohnanlagen für Betreutes Wohnen, Wohnanlage für Senioren. Die Servicegesellschaft und die Service und Integration Zeitz sind Tochterfirmen. Mehr als 500 Mitarbeiter hat das Unternehmen.
Der Wäschereineubau trägt zur Inklusion bei. Das heißt - wörtlich übersetzt - Zugehörigkeit, also das Gegenteil von Ausgrenzung. Wenn jeder Mensch – mit oder ohne Behinderung – überall dabei sein kann, in der Schule, am Arbeitsplatz, im Wohnviertel, in der Freizeit, dann ist das gelungene Inklusion, sagt die Aktion Mensch.
Gemeinsam mit dem Integrationsamt des Burgenlandkreises, dem Jobcenter und Bildungsträgern hat er Bewerber für das Praktikum gesucht. 20 Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen haben sich daraufhin beworben. Die testen nun an den Wäschereistandorten, ob sie für die Arbeit geeignet sind.
Das Integrationsprojekt ist gemeinsam mit dem Neubau der Wäscherei entstanden, der nötig war. Denn das Unternehmen musste auf die immer größer werdenden Mengen Wäsche, die täglich anfallen, reagieren. Rund 180 Tonnen pro Jahr kommen in den Einrichtungen der Stiftung Seniorenhilfe zusammen. Die bisherigen Wäschereien, die in den Kellerräumen der Einrichtungen untergebracht sind, stoßen da so langsam an ihre Grenzen. Hinzu kommt, dass die Anforderungen an die Hygiene immer höher werden. „Dieser Pflicht wollen und müssen wir nachkommen, und das geht am besten in einer neuen Wäscherei“, sagt Fuchs. Zudem sieht er deutliche Vorteile, wenn alles an einem Standort zentralisiert wird. Die Maschinen werden optimal ausgelastet, man kann sowieso in neue Technik investieren und den Neubau behindertengerecht gestalten.
Für andere Auftraggeber öffnen
Geplant ist auch, dass sich das Unternehmen irgendwann für andere Kunden öffnet. Zunächst soll nur die Wäsche der Stiftung Seniorenhilfe, also die der Bewohner und die Arbeitskleidung der Angestellten, gereinigt werden. Fuchs will dem Team nach dem Start nämlich erst einmal gut ein Jahr Zeit geben, bis sich alle Abläufe eingespielt haben. „Aber wir sind offen für weitere Dienstleistungsangebote. Erste Anfragen gab es schon“, so der Geschäftsführer. Er sieht es als ein Angebot an die Gesellschaft an und schließt nicht aus, dass bei wachsenden Aufträgen auch die Zahl der Mitarbeiter wächst. Möglichst immer mit dem entsprechenden Anteil an Behinderten.
Damit einhergehend hat er die Vision, die Dienstleistungen der GmbH ebenso zu erweitern. Die Bereiche Rezeption, Landschaftsgartenbau und Bistro/Cafeteria kämen für ihn da in Frage. Erst einmal fiebert er aber dem Start der Wäscherei entgegen. (mz)