Werschen Werschen: Auf geht's ins Erdbeerfeld

Werschen/Meineweh - Zufrieden schaut Martin Beck über sein Erdbeerfeld in Werschen. „Es sieht nach einer guten Saison aus“, sagt der 44-jährige Landwirt aus Hohenmölsen. „Bisher ist es ziemlich trocken, aber wir haben vorgesorgt.“ Während er das sagt, zieht er einen schwarzen Schlauch zwischen den Erdbeerpflanzen hervor. Der sondert nach und nach feine Wassertropfen ab, um die Wurzeln ausreichend feucht zu halten. „Das ist Wüstentechnologie aus Israel, die leistet auch bei unserer Hitze gute Dienste“, sagt Martin Beck.
Beim Thema Preisanstieg, über das derzeit viel in den Medien berichtet wird, ist der Landwirt zurückhaltend. „Etwas teurer sind die Erdbeeren geworden“, sagt er. Das Kilo liegt in Werschen bei 3,35 Euro, für Selbstpflücker kostet es 2,60 Euro. Wie viel es im vergangen Jahr war, weiß er nicht mehr genau. „Der Mindestlohn hat dazu beigetragen. Aber so gravieren ist es nicht“, sagt Beck. Außerdem finde er es richtig, dass die Mitarbeiter ordentlich bezahlt werden.
Die roten Früchte sind dieses Jahr teurer geworden. So ist der Preis für deutsche Erdbeeren im Großhandel pro Kilo im Vergleich zum Vorjahr von 4,34 Euro auf 5,95 Euro gestiegen. Das entspricht einem Plus von 37 Prozent. Als Grund haben viele Landwirte den Mindestlohn und neue Arbeitszeitregelung angegeben. Demnach könnten Erntehelfer nicht mehr so flexibel eingesetzt werden. Die Ernte muss allerdings bei Regen unterbrochen werden, damit die Früchte keine Druckstellen bekommen.
Der Mindestlohn für die Landwirtschaft ist in diesem Jahr in Ostdeutschland auf 7,20 Euro die Stunde gestiegen. Im Westen liegt er bei 7,40 Euro. Bis 2017 soll er sich überall auf 9,10 Euro erhöhen. Der Deutsche Bauernverband geht daher davon aus, dass die Preise für Obst und Gemüse in den kommenden Jahren weiter steigen werden.
Und die bekommen jedes Jahr mehr zu tun. Denn die Zahl der Selbstpflücker nehme immer weiter ab. „Inzwischen wollen nur noch knapp die Hälfte der Kunden selbst pflücken“, hat Beck festgestellt. Immer mehr Leute, die keine Zeit haben oder auch nicht mehr so fit sind, würden lieber die fertigen Körbe kaufen. „Es kommen aber immer noch viele Familien, die gemeinsam pflücken. Das ist auch wichtig, damit die Kinder sehen, wo die Erdbeeren herkommen.“
Auf dem 2,5 Hektar großen Feld in Weschen sind gerade am Vormittag so manche Senioren unterwegs. „Mir macht das Sammeln Spaß. Und so lange die Gesundheit noch mitmacht, sollte man sich viel bewegen“, sagt Horst Reukauf aus Weißenfels. Der 75-jährige Rentner ist in diesem Jahr das erste Mal auf dem Feld. „Ich dachte, dass es wegen der bisherigen Kälte noch nicht so viele Erdbeeren gibt aber die Auswahl ist toll.“ Bald hat er einen großen Korb voll mit Früchten gesammelt, die er an seine Kinder und Enkel verteilen will. „Dafür lass ich mich dann zum Erdbeerkuchen einladen“, sagt Reukauf.
Erdbeerfeld in Meineweh
Auch auf dem 1,7 Hektar großen Erdbeerfeld in Meineweh hat die Ernte nun begonnen. Der Andrang ist aber bisher ein bisschen verhalten. „Weil das Wetter noch nicht beständig gut war, ist den Leuten noch nicht klar, dass die Erdbeeren wirklich reif sind“, sagt Landwirtin Claudia Funk aus dem Sächsischen Hirschfeld, der das Feld gehört. „Der Sonnenschein wird die Leute aber sicher herauslocken.“
In Meineweh sind die Preis im Vergleich zum Vorjahr um 20 Cent angestiegen: Auf 2,80 das Kilo für selbst gepflückte Erdbeeren und sowie auf 5,45 Euro für den fertigen Korb. „Das liegt schon am Mindestlohn“, sagt Claudia Funk. Zudem könnten wegen der vielen neuen Regelungen auch keine Pauschalen mehr mit den Mitarbeitern vereinbart werden. „Wir zahlen daher lieber ein bisschen mehr, damit sie auf jeden Fall ausreichend verdienen“, sagt die Landwirtin, die 35 Felder in Sachsen-Anhalt und Sachsen bewirtschaftet.
Da auf dem Erdbeerfeld in Meineweh nicht bewässert wird, hofft die sie auf baldigen Regen. „Sonst werden die Früchte nicht ganz so groß. Dafür schmecken sie aber noch intensiver“, sagt Funk. (mz)