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Wenn die Pfingstburschen vor der Tür stehen

Von Christina Onnasch 16.05.2005, 14:27

Werschen/MZ. - Zum achten Mal seit der Wende marschieren am Pfingstsonnabend die Burschen los, um die 30 Pfingstmädchen abzuholen. Die Schalmeienkapelle Wernsdorf gibt den Takt vor. Zwei rote Autos der Freiwilligen Feuerwehr Werschen beschützen den bunten Zug, der durch den Ort und Oberwerschen zum Sportplatz führt.

Die Bänder in den Zweigen einer Maie zeigen den Burschen an: Hier ist ein Mädchen abzuholen. Prompt hält die gesamte Abteilung vor dem Haus. Jetzt stellen sich Sophie Jahn und Maximilian Regner, die den geschmückten Bogen halten, vor dem Eingang auf, damit die Mädchen und Burschen dort hindurchgehen. Sophie ist zum zweiten Mal dabei. "Es macht mir Spaß, aber der lange Weg ist anstrengend", sagt die Zwölfjährige und verzieht trotz des Regens keine Miene. Maximilian ist zum ersten Mal Bogenhalter, was ihm noch "ein bisschen peinlich" sei. Dabei sieht der Elfjährige in seinem schwarzen Anzug und mit dem Zylinder seines Uropas wie ein echter Nachwuchs-Pfingstbursche aus.

Angelika Jahr und Horst Lindner gehören zu der Pfingstgesellschaft, die das Gaudi, zu dem an diesem Wochenende auch das Maienstecken, und Eierbetteln zählen, mitorganisiert haben. Nachdem der Brauch zwischenzeitlich eingeschlafen war, seien die Dorfbewohner wieder richtig dabei. Über die Ursprünge des Brauches sei ihm nichts bekannt, sagt Horst Lindner. "Es ist wichtig, dass wir im Ort etwas tun, damit wir alte und junge Menschen zusammenführen."

Unter den abgeholten Pfingstmädchen ist auch Nicole Uhle - im roten schulterfreien Kleid. Die Burschen hätten sie ganz nach Etikette gefragt, ob sie mitgehen wolle und einen Schnaps bekommen. "Aber nicht zu viel", kann Pfingstbursche Michael Pätzold nur grinsend bestätigen. Inzwischen haben die Leute der Schlameienkapelle ihre gelben Regenmäntel übergezogen. Ihre schwarzen Hosen blinken darunter hervor. Da war es wieder - das Farbenspiel vom Anfang.