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Weihnachtliche Bäckerei Weihnachtliche Bäckerei: Der letzte Stollen des Meisters

Von Yvette Meinhardt 28.11.2003, 17:57

Teuchern/MZ. - Ein verführerischer Duft nach Mandel, Rosinen, Orangeat und Zitronat erfüllt die Backstube von Rolf Beinroth. Vorweihnachtliche Stollenzeit in der Teucherner Bäckerei. "Das werden meine letzten Stollen", verrät Meister Beinroth. Nach 51 Jahren in der Backstube will er sich zur Ruhe setzen. Jeder Bäcker arbeitet nach seinem eigenen Rezept, das sich meist ein wenig von anderen unterscheidet, so sagt er. Ausgangspunkt ist das Hefestück, hinzu kommen Zucker, Salz, Mehl und Fettigkeit, dann beginnt die Knetmaschine zu rühren. "Das alte Stück ist für die Stollenbäckerei gerade gut. Es arbeitet langsamer, knetet daher gründlicher als jüngere Artgenossen", spricht der Meister aus Erfahrung. Nacheinander gibt er Eimerweise Orangeat, Zitronat und Mandeln in die Riesenschüssel. "Ja, ja die Zutaten waren früher ein Problem. Kandierte grüne Tomaten ersetzten das Zitronat, kandierte Möhren nahmen wir als Orangeat. Das kann sich heute kaum noch jemand vorstellen", erzählt Beinroth aus längst vergangenen Zeiten. Mit 14 Jahren hat er in der Backstube seines Vaters in Granschütz gelernt. Als jener in Rente ging, machte sich Beinroth 1969 in Taucha selbstständig. Nach der Wende musste er in Taucha gehen, wagte 1990 einen Neuanfang in Teuchern. "Etwas Besseres als Teuchern konnte mir nicht passieren", sagt der 65-Jährige heute. Natürlich änderten sich die Zeiten, verkauft heute jeder Supermarkt und jede Tankstelle Brot und Brötchen. Doch in Teuchern habe er einen treuen Kundenstamm gefunden. "Ich bin auch stolz darauf, dass ich in dieser schweren Zeit niemanden entlassen habe", sagt der Bäcker. Fünf Mitstreiter gehören zu seinem Team, drei in der Backstube und zwei im Laden. Mit Roger Hünniger und seiner Freundin Daniela Winter fand er zwei junge Leute, die in seine Fußstapfen treten. Hünniger ging bei Beinroth seit 1992 in die Lehre, arbeitete später als Geselle und hat seit kurzem den Meisterbrief in der Tasche. "Am 2. Januar öffne ich den Laden", sagt Hünniger und die Kunden werden kaum merken, dass es einen Wechsel gab. Schließlich bleibt auch "Urgestein" Ulla Marquitz der Backstube treu. Inzwischen sind alle Zutaten für den Stollen gut geknetet. Jetzt muss der Teig gut anderthalb Stunde ruhen. Anschließend formt ihn der Meister selbst, ganz traditionell wird ein Teil des Teiges ausgerollt und über den Laib gewickelt. Das Backwerk kommt dann etwa eine Stunde in den Ofen. "Natürlich habe ich schon meinen Stollen probiert. Alles was süß ist, esse ich gerne. Beim Stollen am liebsten den Anfang und das Ende", plaudert der Bäcker und fügt hinzu: "Meine Frau ist für mich die beste Qualitätskontrolle." Sie steht gemeinsam mit Sylvia Köhler im Laden, empfängt das Echo der Kunden. In der Adventszeit gehen die kleinen Stollen über den Tisch, die großen werden erst zum Fest verlangt. Immer mehr setzt sich der Quarkstollen durch, weil er durch den hohen Quarkanteil sehr feucht und weniger fettreich ist.