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Volker Thurm aus Würchwitz Volker Thurm aus Würchwitz: Hobby-Archäolgoe findet Steinzeitutensilien

Von Yvette Meinhardt 05.11.2013, 15:53
Volker Thurm und sein Fund.
Volker Thurm und sein Fund. Hartmut Krimmer Lizenz

Würchwitz/MZ - Eine messerscharfe Pfeilspitze, Scherben von Linien- und Bandkeramik und Porzellan von etwa 1860 - diese Funde legt Volker Thurm auf den Tisch. „Von der Pfeilspitze bin ich begeistert. Das findet man nicht alle Tage“, freut sich der Hobby-Archäologe. Der Herbst ist für den Würchwitzer Ortschronisten die beste Zeit, um auf Schatzsuche zu gehen. Gezielt streift er über die Felder, dreht und wendet jeden Stein und erkennt mit geübtem Blick, ob es sich um verborgene Schätze handelt.

„Ich habe da so meine Fundstellen“, plaudert Thurm aus dem Nähkästchen. Da gibt es zum Beispiel die sogenannte Hölle. Dabei handelt es sich um ein kleines Waldstück zwischen Lindenberg und Lobas gelegen, welches sich bis zur kleinen Schnauder erstreckt. In diesem Bereich gab es eine alte Siedlung aus der Jungsteinzeit, die Fundstücke sind also etwa 8 000 Jahre alt. Im Jahre 1997/98 wurde hier eine neue Erdgastrasse verlegt und das Gelände vorher archäologisch untersucht. „Damals wurden auf Lindenberger Flur zwei Fundstellen ausgemacht, welche heute unter den Namen Lindenberg 2/3 registriert sind“, erklärt Thurm. Dabei handelt es sich um einen herrlichen Südhang, denn wegen der sonnigen Lage wurden früher vor allem diese Art der Südhänge besiedelt. „Hier ist historisch gesehen erstmals Ackerbau und Viehzucht im Schnaudertal nachweisbar“, fährt Thurm fort.

Über jedes Feld geht er mit wachen Augen

Einst standen hier drei Langhäuser aus der Zeit der Linienbandkeramik. Die Gebäude waren zwölf Meter breit und etwa 30 Meter lang. Doch nach den Ausgrabungen verschwanden sie wieder im Erdreich. Ein Teil der Funde lagert heute im Depot im Landesmuseum für Archäologie in Halle. Zahlreiche kleine Teile wie Scherben und Klingen kann man im Museum Kayna-Stube bestaunen. „Ich glaube, es ist die größte Ausstellung ihrer Art in der Region“, sagt Thurm. Darunter befinden sich zahlreiche slawische Funde von vor zirka 1 000 Jahren. „Anhand dieser wendischen Keramik wird die Geschichte lebendig, denn jeder kennt die Wendische Straße in Zeitz, so schließt sich der Kreis zur Vergangenheit“, erklärt Thurm. Wenn die Felder abgeerntet sind, dreht er alle Jahre wieder seine Runden. Vor allem verschiedene Keramik findet er dabei.

„Durch Wind und Wetter werden immer wieder mal Scherben herausgespült, bei der Feldbearbeitung kommen sie an die Oberfläche“, fährt der 50-Jährige fort. Das Interesse daran fesselt ihn seit Jahren und er freut sich immer wieder über seine Zufallsfunde. Doch das ist nur die eine Seite seiner Arbeit. Über jedes Feld geht er mit wachen Augen. Die Bauern, so berichtet Thurm, hatten früher keine Müllkübel. So landete allerlei Unrat auf dem Misthaufen. Dieser wiederum wurde als Dünger auf die Felder ausgefahren. Aus diesem Grund wurde der Kaynaer immer wieder in freier Flur fündig, vor allem Schiefer hat er eine ganze Sammlung. Mal wurde Schiefer als Dachziegel verwendet, dann wieder als Schiefertafel. Reste davon findet man jetzt auf den Feldern. So wird für Thurm jede Wanderung zum archäologischen Erlebnis und selten kehrt er mit leeren Händen zurück.