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Verletzte Tiere Verletzte Tiere: Warum werden immer häufiger Hunde angefahren?

Von Angelika Andräs 25.05.2016, 07:30
Ein Warndreieck steht an einer Unfallstelle.
Ein Warndreieck steht an einer Unfallstelle. DVR

Zeitz - Ein kleines Bündel am Straßenrand. Das war es, was Nico Großmann und seine Kameraden von der Ortswehr Zangenberg am Sonntag an der Donaliesstraße, Ecke Schaedestraße sahen. Im Gegensatz zum Autofahrer, der sich - ohne auch nur einen Blick auf das schwer verletzte Tier zu werfen - entfernt hatte, hielten die Feuerwehrleute sofort an. Sie kümmerten sich um das kleine Wesen, organisierten den Tierarztbesuch.

Und brachten den Hund gemeinsam mit dem hinzugekommenen Besitzer zum Tierarzt. Nico Großmann ist danach fix und fertig. „Da fährt jemand den Hund an, haut ab, lässt auch noch Autoteile auf der Fahrbahn zurück und lässt das Lebewesen verletzt und in der Wärme liegen!“ Er startet sogar im sozialen Netzwerk Facebook einen Aufruf. „Vielleicht hat jemand etwas gesehen oder hat das Kennzeichen im Gedächtnis“, schreibt er, „ich hoffe, wir konnten dem armen Hund das Leben retten.“

Kleine Fellnase

Dieser Wunsch hat sich nicht erfüllt. Die kleine Fellnase hat den Unfall nicht überlebt. Doch er war am Wochenende nicht der einzige Hund, der angefahren wurde. Und der Unfallfahrer aus der Donaliesstraße war auch nicht der einzige Fahrer, der sich aus dem Staub machte, obwohl er gemerkt haben muss, dass er ein Tier verletzt hat.

Karsten Drescher, promovierter Tierarzt in Zeitz, hatte am Wochenende Bereitschaft. Gleich zwei angefahrene Hunde wurden zu ihm gebracht. Dem einen konnte er nicht mehr helfen, einem zweiten dagegen schon.

Eine solche Häufung, meint Drescher, sei schon eher selten. „Wenn wir angefahrene Tiere behandeln müssen, dann sind das eher Katzen, weniger Hunde.“ Ein Rundruf in den anderen beiden Zeitzer Tierarztpraxen von Robert beziehungsweise Holger Schmidt bestätigt das. Pi mal Daumen gibt es einen angefahrenen Hund pro Monat.

Mischlingsrüde wird überleben

Da dürfen die letzten Tage als große Ausnahme gelten: Ein angefahrener Hund an der Straße nach Grana wurde vom Besitzer in die Tierklinik gebracht. Der Hund war durch ein Tier aufgeschreckt mit dem Hinterteil auf die Fahrbahn geraten. Der Autofahrer habe nicht einmal versucht auszuweichen, schildert eine völlig aufgelöste Frau.

Ihr Mischlingsrüde wird überleben, weil sie geistesgegenwärtig an der Leine riss, aber vielleicht ein steifes Hinterbein behalten. In der Weberstraße stürzte ein Jugendlicher am Samstag einem Hund hinterher. „Dadurch, dass ich auch auf der Straße war, musste der Fahrer ausweichen“, erzählt Fabian Schimmel, „sonst wäre der einfach weitergefahren. Volle Kanne über den Hund. Haben die keinen Respekt?“

Rechtlich ist die Lage gar nicht so einfach. Polizeisprecherin Gesine Kerwien erläutert sie für die MZ: Grundsätzlich handelt es sich, wenn ein Hund überfahren wird, um einen Fremdschaden von nicht unbedeutendem Wert. Zu unterscheiden sind folgende Fälle:

*Ein nicht angeleinter Hund läuft vor ein Fahrzeug, es ist kein Halter in der Nähe. Der Unfall wird aufgenommen wie ein Wildunfall. Es gibt aber keine Ermittlungen gegen den Fahrzeugführer.

*Der Hundehalter ist mit vor Ort. Hier gilt die Halterpflicht laut Gefahrenabwehrverordnung der Stadt Zeitz, und das heißt Leinenpflicht. Dafür hat der Halter zu sorgen. Der Unfall wird aufgenommen. Die Ansprüche gegen den Hundehalter, der hier in der Pflicht ist, seinen Hund ordnungsgemäß zu führen, muss der Fahrzeugführer zivilrechtlich geltend machen.

*Ein Hund wird überfahren, ist tot, der Fahrer verlässt den Unfallort. Der Unfall wird aufgenommen. Gilt für den Hund „nicht von unbedeutendem Wert“, ist ein Schaden entstanden. Dann wird das Verhalten des Fahrers zur Unfallflucht. (and)

Auch in Zeitz-Ost rettete ein Mann sich und seinen Hund nur mit einem Sprung rückwärts vor einem Unfall. Sie hatten die Dietrich-Bonhoeffer-Straße gerade betreten, als ein Auto „mit quietschenden Reifen“ aus einer Nebenstraße einbog. Laut Polizei wurde am Wochenende aber nur ein solcher Fall gemeldet: In Tröglitz waren zwei Hunde ohne Leine unterwegs: Schaden am Auto, Hunde weg. Die Regel sind solche Vorkommnisse nicht, bestätigt Gesine Kerwien vom Polizeirevier Burgenlandkreis. „Solche Fälle, bei denen dann auch die Polizei gerufen wird, haben wir selten. Im Bereich Zeitz in diesem Jahr vier.“ (mz)