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„Wir sitzen hier nicht faul rum, sondern fordern unser Recht“ Verdi-Streik in der Region Zeitz: „Wir lassen niemand raus“

Am Montag standen auch im Zeitzer Raum die Busse still. Wogegen sich die Angestellten der Personenverkehrsgesellschaft wehren und was sie fordern.

Von Matthias Voss 05.10.2021, 11:45
Streik im Nahverkehr: In Zeitzer standen bei der Personenverkehrsgesellschaft alle Busse still.
Streik im Nahverkehr: In Zeitzer standen bei der Personenverkehrsgesellschaft alle Busse still. (Foto: Matthias Voss)

Zeitz/MZ - Statt Mädchen und Jungen in die Schule oder ältere Leute in die Stadt zu bringen, standen die Fahrerinnen und Fahrer der Personenverkehrsgesellschaft (PVG) des Burgenlandkreises am Montag in Zeitz nur vor ihren Bussen. Ein von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di organisierter Streik im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) hat den Bus- und Bahnverkehr im Burgenlandkreis lahmgelegt. Der Warnstreik hatte aus Sicht der Streikenden einen guten Grund. „Wir fordern bessere Bedingungen für uns, aber auch für künftige Busfahrer soll der Job attraktiv genug sein“, meinte Jens Lehmann in der Zeitzer Betriebsstätte Auf den Gebinden.

Gestreikt wurde den ganzen Tag auf allen Linien. Von 3.30 Uhr bis 22 Uhr blockierten teilweise über 30 Kollegen das Betriebsgelände und ließen niemanden rein oder raus. Als sich PVG-Geschäftsführer Lutz Deumer am Vormittag zum Befinden der Streikenden erkundigte, gewährte er ihnen sogar den Zugang zu den Toiletten, verlangte aber, eventuelle Busse herauszulassen. „Das mit den Toiletten ist nett, aber selbstverständlich lassen wir hier niemanden raus. Das ist ja der Sinn dahinter“, sagte Lehmann. „Wir sitzen hier nicht faul rum, sondern fordern unser Recht“, meinte Lehmanns Kollege Marcel Wartenberg. Es tue ihm leid, dass den Bürgern Unannehmlichkeiten entstanden seien, „aber so ein Streik muss weh tun. Und wir haben den ja am Freitag auch öffentlich gemacht. Das hätten wir gar nicht tun brauchen.“

„Beschweren sollten sich die Leute bei der Arbeitgeberseite und nicht über uns“

Deswegen ärgere es ihn, dass im Vorfeld in sozialen Medien auf die Busfahrer draufgehauen worden sei. „Beschweren sollten sich die Leute bei der Arbeitgeberseite und nicht über uns“, so Jens Lehmann dazu. Denn die Arbeitsbedingungen seien nicht mehr so gut, dass man sich alles gefallen lassen könne. „Wir sind chronisch unterbesetzt und dadurch ganz schön überlastet. Deswegen erhöht sich wiederum der Krankenstand und das steigert die Überlastung“, beschrieb Lehmann einen gefährlichen Kreislauf. Es gehe dabei auch um die Rahmenbedingungen, die im Manteltarifvertrag festgehalten seien. Der wurde jetzt von der Tarifkommission der Arbeitnehmerseite gekündigt, „denn das Gegenangebot zu dem, was wir jetzt seit einem Jahr fordern, war ein Aprilscherz“, so Wartenberg.

Das Wort Streichung stehe dabei fast in jedem Satz: Urlaubsgeld, Sterbegeld, dringend benötigte Ausgleichstage für Überstunden oder sogar der Kündigungsschutz. Alles solle dem Rotstift zum Opfer fallen, erzählen die Streikenden. „Deswegen war die erste Verhandlungsrunde Ende September auch schnell wieder vorbei und deswegen stehen wir heute hier und streiken“, erklärte Jens Lehmann. „Leute werden aus dem Urlaub geholt oder dieser fällt ins neue Jahr, weil er nicht komplett genommen werden kann“, ergänzte Marcel Wartenberg. Und Rene Bastich meinte, „dass wir Menschen und keine Handelsware sind. Wir befördern mit großer Verantwortung Personen und keine Schweinehälften.“

Ruhezeit von elf Stunden zwischen zwei Schichten

Deswegen fordern die Angestellten zum Beispiel eine ununterbrochene Ruhezeit von elf Stunden zwischen zwei Schichten, die Begrenzung der Schichtlänge auf zehn Stunden oder die Anerkennung des Fahrdienstes als Wechselschicht.

Der Warnstreik soll dazu führen, dass die Arbeitgeberseite ein neues, besseres Angebot unterbreitet, so dass beide Parteien wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren. Ein Termin dafür könnte der Montag, 11. Oktober, sein. Sollte es dann zu keiner Einigung kommen, sind weitere Streiks nicht ausgeschlossen.