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Touristenattraktion Unterirdische Zeitz: Darum säuft die Touristenattraktion ab

Von Angelika Andräs 17.11.2016, 06:00
An mehreren Stellen hat das Wasser den Boden schon ausgespült, was man hier sieht. Wie es in den Wänden arbeitet, sieht man nicht.
An mehreren Stellen hat das Wasser den Boden schon ausgespült, was man hier sieht. Wie es in den Wänden arbeitet, sieht man nicht. Hartmut Krimmer

Zeitz - Wenn Andreas Wilke aus dem Schlaf hochschreckt, weil der Regen aufs Dach trommelt, dann ist die Nachtruhe dahin. Dann weiß der Verantwortliche für das Führungsgangsystem des Vereins Unterirdisches Zeitz, dass er spätestens um 8 Uhr die Pumpe anwerfen muss. Sonst kann er um 10 Uhr, wenn die ersten Führungen stattfinden, niemanden in das weit über Stadt- und Landesgrenzen hinaus bekannte Gangsystem lassen. „Wir saufen ab“, sagt Wilke.

Noch schlimmer macht es für ihn, dass niemand genau weiß, wo das Wasser eigentlich herkommt, warum es so stinkt. Und er weiß auch nicht, ob er wirklich noch Hoffnungen haben soll, dass ein Versuch der Stadtwerke Zeitz das Rätsel lösen kann. Und dass irgendwann Abhilfe schaffen wird.

Unterirdisches Zeitz: Täglich mindestens 10.000 Liter Wasser

Jeden Tag muss die von der Feuerwehr ausgeborgte Pumpe mindestens 10.000 Liter Wasser bewältigen. „Wir pumpen das Wasser von dem Gangabschnitt, wo es sich sammelt sozusagen in den Nachbargang“, erklärt Wilke das Verfahren, „von da läuft und sickert es natürlich zum großen Teil wieder zurück, aber wir gewinnen Zeit.“ Sonst müssten Führungen ausfallen oder zumindest der betroffene Gangabschnitt gesperrt werden.

Ab und an wird auch großreinegemacht, dann werden tausende Liter Wasser aus dem Gangsystem raus auf die Straße gepumpt. Wenn es dann ein paar Tage nicht regnet, ist das eine große Erleichterung. „Aber das Wasser läuft auch immer nach, selbst wenn es nicht regnet.“ Und dann ist da das zweite große Problem: Es stinkt. Es stinkt wie in einer Klärgrube, mal mehr, mal weniger. Mehr, wenn es trocken ist. Deshalb ist es irgendwie wie gut, wenn es regnet und mehr Wasser in die Gänge läuft, weil sich dann der Geruch verflüchtigt.

Unterirdisches Zeitz: Wege für Besucher ohne Gummistiefel unpassierbar

„Wir schämen uns da schon manchmal, wenn wir Besucher runterlassen“, meint Wilke.  Die Vermutung liegt nahe, dass es nicht nur Regenwasser ist, das hier von der Decke tropft und Wege für Besucher ohne Gummistiefel unpassierbar macht. Eine inoffizielle Untersuchung von Wasserproben hat einen viel zu hohen Nitratwert ergeben. Aber auch keinen Aufschluss gebracht, woher das Wasser kommt.

Etwas genauer lokalisieren lässt sich das Problem aber. Das Wasser läuft unter der Fischstraße 6, das große Gebäude, wo sich im Erdgeschoss der Edeka-Markt befindet. Dass die Ursache irgendwo im Straßenbereich liegt, wird inzwischen ausgeschlossen, da in der Fischstraße vor drei Jahren die Kanalisation erneuert beziehungsweise repariert worden ist. Überhaupt ist mit Nachschauen wenig zu machen, alles ist bebaut,  asphaltiert, gepflastert.

Idee  von den Stadtwerken Zeitz

Doch es gibt eine Idee  von den Stadtwerken: Man müsste eine Farblösung in die Dachrinne der Nummer 6 gießen. Dann würde man sehen, ob davon etwas in den Gängen ankommt. Das soll mit dem neuen Besitzer des Hauses besprochen werden, in der Hoffnung, dass er sich aufgeschlossen zeigt. Bis dahin wird Andreas Wilke ungeachtet der Stromkosten für den Verein jeden Tag die Pumpe anwerfen. Und hoffen, dass es keinen Starkregen gibt, und dass das Wasser nicht doch irgendwo hinter den Wänden etwas ausspült, was man gar nicht sieht. (mz)