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Übung in Großgrimma Übung in Großgrimma: Sanitäter zwischen Orient und Ruinen

Von Yvette Meinhardt 23.10.2003, 17:20

Großgrimma/MZ. - Eine alltägliche Szene aus Afghanistan, Bosnien oder Kosovo. In Großgrimma von Angehörigen der Bundeswehr mit viel schauspielerischem Talent in Szene gesetzt. Stabsärztin sowie die anderen Damen und Herren in Uniform sind echt. "Vor drei Jahren entdeckten wir Großgrimma für unsere Kontigentausbildung für Auslandseinsätze der Bundeswehr. Der Ort ist für uns ein Glücksfall, gibt eine herrliche Kulisse für unsere Übungen", erklärt Oberfeldarzt Bruno Most, Leiter des Sanitätsübungszentrums der Bundeswehr am Standort Weißenfels. Alle Sanitätssoldaten vom Obergefreiten bis zum Oberstarzt durchlaufen vor ihrem Einsatz das Ausbildungszentrum Weißenfels. Dafür gibt es zweimal im Jahr je sieben Wochen lang die Übung in Großgrimma. Bei der jetzigen nahmen zwischen 700 und 800 Soldaten teil. Hinzu kamen Beobachter aus Weißrussland, der Ukraine, Litauen, Ungarn und in der letzten Woche aus Georgien.

"Die Ausbildung bringt mir wirklich viel. Eine Woche lang wird man zum Beispiel für Minen sensibilisiert, erhält Einblick in Art und Wesen der Bevölkerung", sagt Feldwebel Silke Lang. Für sie ist die Übung in Großgrimma die letzte Bewährungsprobe. "Ich fliege am Dienstag für sechs Monate in den Kosovo, mein erster Auslandseinsatz", sagt sie. Mit drei Paar Socken, drei Hosen, sechs Schichten mit Splitterschutz am Oberkörper steht sie am Rand des Minenfeldes. In wenigen Tagen ist diese Übung für sie der Ernstfall, die Gedanken daran schiebt sie noch von sich. Nahezu allen Sanitätern der Übung steht von November bis Mai der Einsatz auf dem Balkan oder in Afghanistan bevor. Zwischen drei und sechs Monaten sind die Deutschen dann vor Ort.

Ein paar hundert Meter weiter herrscht mächtiges Geschrei auf der Dorfstraße. Ein Fahrzeug der Bundeswehr verursachte mit einem Zivilfahrzeug einen Verkehrsunfall. Die Einheimischen bestürmen die Fremden. "Wichtig ist, dass in solch einem Fall der Fahrer beschützt wird", schätzt Oberfeldwebel Michael Sandig ein.

Die Truppe sei jedoch sehr klein, Sicherungsposten fehlen. So wird der verwirrte Fahrer zwar aus dem Auto geborgen, läuft dann jedoch orientierungslos auf das Minenfeld. Die Scheinminen krachen mächtig. "Die Minen sind in den Einsatzländern heute eine der größten Gefahren", weiß Oberfeldarzt Bruno Most. Sein letzter Auslandseinsatz in Mazedonien liegt zwei Jahre zurück. Danach wurde der Mann aus Kassel nach Weißenfels versetzt und fühlt sich hier "sauwohl".