Trabi-Fahrer setzen auf Kult
Theißen/MZ. - "Können sie sich ausweisen Bürger?" Der Polizist stellt sich breitbeinig vor einen Trabi und versperrt ihm die Fahrt. Der Fahrer greift lässig in die Brusttasche seines Hemdes, zuckt die Schultern. Da ist nichts. Vergessen. Es kommt zum Disput. Ein paar Neugierige lachen. Die Uniform des Staatsdieners stammt aus DDR-Zeiten. Der Polizist, alias Frank Barth, ist lediglich eine Leihgabe. "Mich hat der Veranstalter engagiert", spricht er hinter vorgehaltener Hand.
Barth bereichert mit seinen Späßen das Trabi-Treffen, für das sich die Initiatoren Edeltraud und Claus Suppe von den Thüringer Trabi-Freunden zum nunmehr dritten Mal den Globus-Einkaufsmarkt in Theißen als Austragungsort ausgeguckt haben.
Drei Treffen rufen die Trabi-Freunde aus Jena jedes Jahr auf den Plan. Davon eins immer zum Weinfest in Rheinland-Pfalz. Die Kennzeichen an den Fahrzeugen verraten, wo die Besitzer zu Hause sind. "Der am weitesten Angereiste legte 175 Kilometer zurück", sagt Suppe und bringt Andreas Henkel aus Untersteinach ins Spiel.
Auch das Herz von Michael Reinhardt hängt am Trabant. Drei Stück stehen bei dem Mann aus Tabarz zu Hause. Sie sollen nach und nach wieder aufgebaut werden.
Mit einem Trabant-Kübel vom Baujahr 1975 ist der Thüringer in Theißen dabei. "Es gibt kein vergleichbares Auto ohne Türen", schwärmt er von seinem Fahrzeug, das ihn an seine Zeit bei der Nationalen Volksarmee erinnert. Deshalb hielt er auch an der dunkelgrünen Lackierung fest.
Selbst das Emblem mit Hammer, Zirkel und Ehrenkranz fehlen an dem von Schaulustigen umlagerten Fahrzeug nicht. Nur die Felgen hat Reinhardt etwas abgeändert und die Spur verbreitert, um das Ganze optisch aufzupeppen. Sein größter Wunsch ist es, noch einmal mit dem Zwickauer Automobilfabrikat an die Ostsee zu fahren. Von Tabarz nach Zeitz wurde der Kübel auf einem Hänger transportiert. "Mit dem offenen Auto auf der Autobahn, das wäre zu anstrengend", meint Reinhardt.
Manfred Kahnt aus Meuselwitz hat noch jede Menge Ersatzteile für die Rennpappe zu Hause. Zum Treffen in Theißen bietet er unter anderen für Liebhaber Kupplungsscheiben, Magnetschalter , einen Außenspiegel und Original-Aschenbecher für den Trabant an.
Schon zu DDR-Zeiten fuhr Kahnt mit dem Trabi durch die Gegend. Und damit das Auto nicht in Vergessenheit gerät, baute er sich einen Trabant-Kübel vom Baujahr 1981 in drei Jahren auf. Mit verschiedenen Veränderungen. Kahnt zeigt auf die Seitentritte aus Edelstahl, den eingebauten Überrollkäfig und auf das versteckte Verdeck, das ihn vor Regen schützt.
Das kawasakigrün lackierte Fahrzeug mit Sportlenkrad und gelben Felgen ist von Mai bis Oktober zugelassen. Abgesehen von kleineren Touren rund um Meuselwitz fährt Kahnt mit dem Zweitakter vor allem zu Trabi-Treffen. Wie nach Theißen, wo seine Rennpappe am Sonnabend bei der Bewertung "Publikumsliebling" auf Platz zwei landete.