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Tag der offenen Tür Tag der offenen Tür: Aktendeckel bleiben geschlossen

Von Uta Förster 14.06.2002, 17:40

Zeitz/MZ. - Im Amtsgericht Zeitz blieben am Freitag ausnahmsweise die Akten unberührt liegen. Doch nicht, weil Richter, Rechtspfleger und Gerichtsvollzieher alle Viere von sich strecken wollen. Auch mit geschlossenen Aktendeckeln haben die Justizangestellten an diesem Tag alle Hände voll zu tun.

Schon am Vormittag drängen sich zig Besucher vor dem Eingangstor. Als sich dieses Punkt neun Uhr öffnet, staunt Sigrun Lehmann, nicht schlecht. Mit einem so großem Ansturm zum ersten Tag der offenen Tür hat die Direktorin des Amtsgerichts nicht einmal in ihren kühnsten Träumen gerechnet.

Waldemar Schmidt drängt sich mit den Massen im Strom die Treppe hinauf. In Höhe der Amtsgerichtschefin macht er erst einmal Halt. Schmidt kramt einen MZ-Artikel über eine Gerichtsverhandlung hervor. "Ich hätte mich dazu gern mal mit dem Staatsanwalt unterhalten", erklärt er. Es könne doch nicht mit rechten Dingen zugehen, dass in dem bewussten Fall das Verfahren eingestellt wird. "Dabei ist der Mann schon fünf mal vorbestraft", schüttelt Schmidt nur ungläubig mit dem Kopf. Rechtsauskünfte im Einzelfall können an einem solchen Tag nicht gegeben werden, bittet Frau Lehmann um Verständnis. Sie wendet sich ab, um die nächsten geladenen Gäste zu begrüßen. Der Justizminister Sachsen-Anhalts, Curt Becker, erscheint höchst persönlich. Auch die Oberlandesgerichtspräsidentin Gertrud Neuwerth, der Generalstaatsanwalt Sachsen-Anhalts Jürgen Konrad und der Leiter der Justizvollzugsanstalt Alfred Wosnitzka finden an diesem Vormittag den Weg nach Zeitz, um einen Blick in die Amtsstuben zu werfen. Richterin Katrin Wolter erläutert gerade die richterliche Berufslaufbahn. "Es hat eigentlich jeder in der Hand, wie lange er studiert", spricht sie aus Erfahrung. Die 17-jährige Melissa Müller hört aufmerksam zu. Sie besucht das Baenschgymnasium und möchte später eventuell Jura studieren. Aus diesem Grund schaut sie sich gemeinsam mit ihrer Mutter im Amtsgericht um. "Ein gutes Examen sollte man haben. Das ist Voraussetzung", gibt Becker der Gymnasiastin mit auf den Weg. Er muss es wissen. Schließlich hat er selbst neun Semester Jura studiert. In der elften Tagesstunde läuft ein sichtlich zufriedener Waldemar Schmidt über den Gerichtsflur. Eine Justizangestellte stand ihm Rede und Antwort. Jetzt weiß er, dass das publizierte Urteil nur vorläufig ist und noch weitere Verhandlungen wegen anderer Delikte ausstehen.

Trotzdem, befindet der interessierte Herr, müssten sich die Gesetze ändern. "Die Täter sollten härter bestraft werden", meint Schmidt. Genau das, würde er auch dem Justizminister sagen. Traut sich aber nicht, weil dieser nach seinem Rundgang im Garten des Amtsgerichts mit den offiziellen Gästen bei einer Tasse Kaffee zusammensitzt.

So geht Schmidt weiter. Schließlich gibt es noch viel zu sehen. Bei einer Schauversteigerung kommt ein Grundstück unter den Hammer. Großen Zuspruch findet auch das Thema "Erbrecht - Jeder (ver)erbt einmal". So sind die Sitzplätze im Saal 22 um die Mittagszeit nahezu ausgebucht. Richterin Sabine Neufang und Rechtspflegerin Katrin Dunsch beantworten jede Menge Fragen zu Testament und Erbschein. Ein Thema, das so manchen Besucher nachdenklich macht.