Tag der Heimatgeschichte Tag der Heimatgeschichte: Schätze aus dem Zeitzer Forst

Zeitz/MZ - Zwei Frauen eng umschlungen am Rand eines Kornfeldes: frische Farben skizzenhaft zu Papier gebracht, ein Hauch Romantik, ein Hauch Expressionismus - das sind Werke von Bruno Walter Espenhahn. Seine Bilder stellte Ursula Rittig, stellvertretende Leiterin des Museums Schloss Moritzburg, zum ersten Mal öffentlich vor. Denn der Zeitzer Forst als traditionsreiche Kulturlandschaft war das Thema des 12. Tages der Heimatgeschichte.
Dem Maler Espenhahn hatte es der Zeitzer Forst angetan. „Bei seiner Nichte habe ich vor Jahren eine ganze Truhe voller Skizzen gefunden. Doch mittlerweile ist die Nichte verstorben. Aber ich suchte immer weiter“, erzählt Ursula Rittig hinter den Kulissen. Espenhahn war ein Maler, der in Leipzig geboren wurde und in Berlin als Kunsterzieher arbeitete. „Immer wieder besuchte er seine Verwandtschaft in Wetterzeube und malte in der freien Natur“, fährt Ursula Rittig fort. Dabei dreht sie das Bild um und auf der Rückseite befindet sich eine weitere Skizze. Dieses Mal der „echte“ Wald im Zeitzer Forst. Espenhahn ist 1944 in Silbitz verstorben und wurde auf dem Friedhof Pötewitz beigesetzt.
Mit Versen und Gedichten, Bildern und Fotos würzte Ursula Rittig ihren Vortrag. So war auch der Maler Otto Dix im Zeitzer Forst, schrieben Gustav Hennig und Alfred Otto Schwede literarische Liebeserklärungen an den Forst. Das Programm des Heimattages war sehr facettenreich. So hatte Anette Schneider-Reinhardt, die Geschäftsführerin des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt die Schirmherrschaft übernommen. In ihrem Vortrag regte die Volkskundlerin zum Nachdenken an. Sie sprach über den Wald in seinen vielschichtigen Konfliktfeldern zwischen ökonomischer und ökologischer Dimension. Der Wald als Synonym für Ökologie und Umweltschutz, aber auch als Wirtschaftsraum - Holz als Rohstoff für Möbel- und Papierindustrie, für Handwerk und Kunst.
Tim Matthies entführte seine Hörer in die Steinzeit. Der Archäologe des Römisch Germanischen Zentralmuseums in Neuwied (bei Köln) ist seit 2009 an den Grabungen in Breitenbach beteiligt, berichtete in Wort und Bild über die bedeutenden Funde nahe der Schneidemühle. „Dabei handelt es sich um einen der ältesten Funde menschlicher Siedlung überhaupt und beweist die Besiedlung vor zirka 35 000 bis 30 000 Jahren“, erklärt der Doktorand Matthies. Demnach konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass zu jener Zeit Rentier und Mammut, Polarfuchs und Schneehase, Wildpferde und Wölfe im Zeitzer Forst lebten. Erst im vergangenen Jahr wurde ein neues Grabungsfeld entdeckt, was sich grundlegend von seinen Vorgängern unterscheidet. „Mit dem Fund der sogenannten Elfenbeinwerkstatt können wir nachweisen, dass es bereits bei den Jägern und Sammlern eine handwerkliche Spezialisierung und eine spezielle Raumplanung gab“, erklärt Matthies die Bedeutung seiner archäologischen Funde. Die Grabungen seien weitestgehend abgeschlossen, doch in der wissenschaftlichen Auswertung befinde man sich noch im Anfangsstadium.
Über ganz neue Einsichten in Unterlagen des Bundesarchivs in Berlin berichtete Michael Unruh. Dabei handelt es sich um Akten aus dem Militärarchiv Moskau, die den Schriftverkehr zwischen dem Stadtkommandanten von Zeitz und der Kommandantur des Landes mit Sitz in Merseburg dokumentieren. Darin werden Widersprüche zwischen der einerseits dringend notwendigen Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln (Rodung) und der militärischen Nutzung als Schießplatz deutlich. Und schließlich erfolgt 1948 die Festlegung der Teilung des Forstes in Rodungsfläche und Übungsgelände, die bis heute besteht.
Etwa 150 Gäste verfolgten die Vorträge und führten anschließend angeregte Gespräche. „Man lernt nie aus, ich habe viele interessante Denkanstöße erhalten“, sagte Frank Jacob, Bürgermeister aus Wetterzeube.
