Streit um Wartehäuschen Streit um Wartehäuschen in Zeitz: Vermieter will Buswartehaus nicht vor Schaufenster haben

Zeitz - Rolf Pauly ist verärgert. Zufällig hat er erfahren, dass das neue Buswartehäuschen an der Braustraße direkt vor eines seiner Schaufenster gestellt wird. In diesem Laden wollte der Friseur erweitern, der bereits die andere Hälfte gemietet hat.
„Wenn das Buswartehäuschen da hinkommt, wird meine Mieterin das nicht tun“, sagt Pauly, „und sie überlegt, sich dann gleich einen neuen Standort zu suchen.“ Mit Buswartehaus vorm Schaufenster hat er auch keine Hoffnung auf einen anderen Mieter. „Das sind einige tausend Euro Verlust im Jahr“, sagt er. Am meisten ärgert ihn aber, dass die Stadt nicht mit ihm gesprochen hat.
Laut Stadtverwaltung war aber alles ganz anders. „Zu Baubeginn wurde Herr Pauly über die Baumaßnahme informiert. Es gab keine Bedenken oder Einsprüche seitens des Eigentümers“, übermittelt Pressesprecherin Susanne Janicke, „ein Detailplan zum Haltestellenhäuschen mit Fundamentplan und Fotos wurden Herrn Pauly im Juni vorgestellt. Auch in diesem Termin äußerte sich der Eigentümer wohlwollend. Es kann also keine Rede davon sein, dass die Anlieger nicht informiert wurden.“ Rolf Pauly schnappt erst einmal nach Luft. „Weder noch“, sagt er, „das ist eine Lüge.“ Er sei bei einer Bauberatung vor vielleicht sechs Wochen, zu der er ging, weil er eine Frage zur Pflasterung hatte, darauf hingewiesen worden, dass ein weiterer Kasten neben den bereits vorhandenen Verteiler an seiner Hauswand gestellt werden muss. Da habe er auch keine Einwände gehabt, meint er. „Und das war es.“ Als er dann mitbekommen habe, wo das Wartehäuschen stehen soll, habe er einen Termin beim Oberbürgermeister gemacht. „Ich habe ihm gesagt, dass ich es nicht akzeptieren werde und einen Vorschlag gemacht“, so Pauly. Er geht 20 Meter weiter, wo die Zufahrt zu seinem Parkplatz ist. „Ich würde der Stadt diesen ersten Parkplatz schenken, so viel, wie nötig ist, um hier das Buswartehäuschen aufzustellen“, erzählt er, „der Oberbürgermeister sicherte mir zu, dass er es prüfen lässt.“ Nachdem Pauly dann wissen wollte, was aus der Prüfung geworden sei, rief er direkt beim Planer an. „Der hat mir klipp und klar gesagt, dass diese Variante zu teuer ist.“
Laut Stadt aber nicht nur das. „Der angesprochene Alternativstandort kann nicht befürwortet werden. Es handelt sich hierbei – im Gegensatz zum geplanten Standort – nicht um ein öffentliches Grundstück“, so Janicke, „das Grundstück ist zudem so weit entfernt, dass zum einen der Ausbau sehr kostenintensiv wäre und zudem nicht den Forderungen einer behindertengerechten Haltestelle entsprechen würde.“ Der Weg vom Buswartehäuschen zum Bus wäre demnach zu weit, insbesondere für mobilitätseingeschränkte Personen. „Hier muss den öffentlichen Interessen vor den Privatinteressen Vorrang gegeben werden.“
Wie wurde das entschieden? „Im Bauausschuss am 16. August 2017 wurde die Aufstellung eines Wartehäuschens diskutiert und die Verwaltung mit einer Prüfung beauftragt“, bekräftigt Janicke, „im Ergebnis hat das Ingenieurbüro unter Berücksichtigung der Vorschriften zum behindertengerechten Ausbau von Bushaltestellen dann diesen einzig möglichen Standort vorgeschlagen.“ Bei der Planung sei neben dem Standort auch die Ausführung derart gewählt worden, dass möglichst wenige Einschränkungen für die privaten Anlieger bestehen. „Das Häuschen hat einen Abstand von 1,50 bis zwei Meter zum Gebäude und besteht aus einer Vollglasüberdachung und einer Rückwand, die ebenfalls aus Vollglas besteht. Die beiden Seitenbereiche sind offen. Es wurde ein Standort gewählt, der, aufgrund der Glasbauweise, jederzeit unbedenklich für die Grundstücksanlieger ist. Es gibt keine optischen Barrieren für die Anlieger.“ Anwesende der Bauausschusssitzung bestätigen aber, dass der Standort, an dem jetzt gebaut wird, als nicht machbar galt und auch nicht gewollt wurde. Vielmehr sei damals ein Wartehäuschen „unterhalb der Haltestelle“ - in Richtung Rahnestraße - befürwortet worden.
(mz)
