Straftaten Straftaten: Reifenschlitzer unterwegs in Zeitz

Zeitz - Sind in Zeitz Reifenstecher unterwegs? Mehrfach fanden Halter ihre an der Straße geparkten Autos am Morgen mit platten Reifen vor - in der Messerschmiedestraße, Baderstraße, am Altmarkt und in der Schillerstraße. Laut Polizei kann man auf keinen Fall von einer Serie sprechen, es hat nur einzelne Vorfälle gegeben.
Clemens Bosselmann ist einer der Betroffenen. „Sowohl meine als auch die Reifen der Nachbarn waren platt, allerdings immer ,nur’ vorn links oder rechts“, sagt der Zeitzer Kreiskantor, der in den evangelischen Kirchen tätig ist. Fakt ist aber offensichtlich auch, dass nicht alle Betroffenen Anzeige erstattet haben. Und dann erfährt die Polizei natürlich nur einen Ausschnitt.
Immer nur ein Reifen betroffen
Clemens Bosselmann erinnert sich gut an den Montagmorgen. Er hatte zwar gesehen, dass ein, zwei Autos entlang der Baderstraße unweit der Zeitzer Innenstadt einen Platten hatten, aber an seinem Fahrzeug nichts bemerkt. „Ich habe erst noch meinen Sohn in die Schule gefahren“, erzählt er, „erst als ich das Auto an der Michaeliskirche geparkt habe, ging die Luft raus.“ Der Schnitt sei offensichtlich nicht so tief und breit gewesen, so dass die Luft noch gehalten wurde.
Zahlt die Versicherung bei Vandalismus am Auto? Wer nur die gesetzlich vorgeschriebene Haftpflichtversicherung abgeschlossen hat, geht leer aus. Auch die Teilkasko erstattet in Fällen, wie Kratzer im Lack, Beulen in der Karosserie, abgerissene Außenspiegel, eingeschlagene Scheiben oder zerstochene Reifen nichts. Die Vollkasko kommt für fast alle Schäden auf. Eine Ausnahme gibt es: Die Kosten für Reifenschäden übernimmt keine Versicherung.
Vandalismus am Pkw ist häufig. Jährlich haben die Kfz-Versicherungen mit über 230 000 Fällen zu tun. Fast 50 Prozent der Autofahrer waren schon betroffen. (and)
Andere Autos an der Straße hatten nach Aussagen von Anwohnern offensichtlich schon am Wochenende mit einem platten Reifen dagestanden. Allerdings war immer nur ein Reifen betroffen. „Bei mir der links vorn“, so Bosselmann, „aber bei anderen war es auch der rechte.“ Das hatte er gesehen und gedacht, dass vielleicht jemand auf dem Fußweg entlanggelaufen sei und zugestochen habe. „Aber es gibt auch kein System. Zwei Autos waren gar nicht angegriffen worden, darunter eine große Limousine, dann war wieder ein kleines Fahrzeug betroffen. Man kann also auch nicht sagen, dass es der oder die Täter auf bestimmte Fahrzeuge abgesehen hatten.“
Ein paar Tage zuvor, im Mai, soll es auch schon in der Messerschmiedestraße, von der die Baderstraße eine Querstraße ist, kaputte Reifen gegeben haben. Und in der Schillerstraße am jüngsten Wochenende. Die Frau, der das Auto gehört, schüttelt nur den Kopf auf die Frage, ob sie Anzeige erstattet habe. „Als ob das was nützen würde. Die kriegen die doch nie. Ich lasse es machen, das muss ich so oder so, und gut.“
Männer flüchteten
Oder auch nicht. Denn wenn keine Anzeige erstattet wird, erhält die Polizei keine Kenntnis von der Tat. Gesine Kerwien vom Polizeirevier Burgenlandkreis bestätigt, dass Clemens Bosselmann zu denen gehört, die die Sachbeschädigung angezeigt haben. „Verwertbare Spuren konnten wir aber nicht mehr sichern, da das Rad schon gewechselt war“, sagt sie und empfiehlt den Tatort tatsächlich, wenn es sich einrichten lässt, so zu lassen, bis die Polizei kommt.
Und natürlich rät sie, in jedem Fall Anzeige zu erstatten. Nur dann kann die Polizei überhaupt tätig werden. Immer wieder werden schließlich Täterprofile oder Vorgehensweisen verglichen und es ergeben sich mitunter Querverbindungen zu anderen Fällen, die dazu führen, dass der Täter ermittelt wird.
Aufmerksam und Vorsichtig
Auch ein anderer Anwohner der Innenstadt beobachtete am Freitag am Altmarkt, wo er auf dem Weg zu seinem geparkten Auto war, zwei Männer, die „den Autos bedenklich nahe kamen“. Als er sich näherte, flüchteten sie. Gesehen habe er im Dunkeln nicht viel. Aber er ist besonders aufmerksam und vorsichtig, seit ihm im Winter zwei Reifen am Altmarkt zerstochen wurden. Allerdings habe er es auch auf sich beruhen lassen. „Wie sollen denn solche Täter gefunden werden“, meint er und winkt ab, „ich habe mich geärgert, habe gesagt, ich hatte halt Pech und habe es machen lassen.“
Obwohl er mittlerweile den Gedanken, die Polizei in solchen Fällen einzuschalten, auch nicht mehr für so abwegig hält. „Kann schon sein, dass die vielleicht den Reifenstecher erwischen und dann hätte man nachweisen können, dass es sein Messer war, mit dem mein Reifen zerstochen wurde. Aber hätte mir das was genützt?“ (mz)