Statik bereitet große Probleme
Droyßig/MZ. - Wer die Kirche in Droyßig betritt, dem fällt sofort ein großes Gerüst im Altarraum auf. Doch Handwerker sucht man in diesem Bereich vergebens. Die Männer der thüringischen Firma Geba Bausanierung und Denkmalpflege sind im Dachboden anzutreffen, um den Schaden zu beheben.
Bernd Schulze und Rudolf Neumann, von Beruf Kernbohrer, haben einen Anker durch die Decke gezogen. An den Dachbalken hängen Spannriemen. Sie halten den Anker und die Schalung. Diese wiederum ist mit einem geflochtenen Stahlkorb versehen, der als eine Art Bewehrung dient und später mit Beton ausgegossen wird. "Das ganze Gewölbe wird später von dem Betonbalken getragen", sagt Schulze.
"Ein Kreuzrippengewölbe trägt sich durch den Schlussstein", erklärt Pfarrer Christoph A. Roßdeutscher. Jener Stein, an dem die Gewölberippen zusammenlaufen, ist zugleich das statische Zentrum des Gewölbes.
Zunächst waren dem Pfarrer Risse im Gewölbe aufgefallen. Als sich ein großes Stück Putz löste und von der Decke fiel, schaltete Roßdeutscher unverzüglich die Untere Denkmalschutzbehörde und den kirchlichen Baupfleger ein. Auch Vertreter einer Baufirma, die vor drei Jahren Arbeiten am Dach und in der hinteren Apsis ausgeführt hatten, inspizierten mit einem Architekten die Schäden. Bei den Bauuntersuchungen wurde festgestellt, dass ein Teil der Schlusssteine hohl war. Dadurch stimmt die Statik nicht mehr.
"Man hat das Gefühl, als ob sich die Kirche von dem Turm fast wegdreht", beschreibt Roßdeutscher und erinnert an eine Aufzeichnung aus dem Jahre 1869. Damals wurden ebenfalls nach Arbeiten in dem Gotteshaus Verschiebungen in der Statik des Daches registriert.
Um zu verhindern, dass die ganze Decke im Bereich der Apsis herunterkommt, führt die Firma Geba Notsicherungsarbeiten durch. Es wurden Risse verbleit, ein Betonanker eingebracht und der erwähnte Betonbalken gegossen, der das Kreuzgewölbe trägt. Dabei handelt es sich um eine erste Sicherung.
Über kurz oder lang machen sich auch Notsicherungsarbeiten an den übrigen drei Kreuzgewölben erforderlich, wagt Roßdeutscher einen Ausblick. Rechnet man diese Kosten noch dazu, kommen insgesamt 150 000 Euro zusammen. Roßdeutscher: "Das ist von allen Kirchen, die ich betreue, mit Abstand meine teuerste."