Staatsanwaltschaft Naumburg - Rückblick Staatsanwaltschaft Naumburg - Rückblick: Kurven zu Jugendstraftaten und für Drogendelikte zeigen steil nach oben
Naumburg. - Hans-Jürgen Neufang (40), gebürtiger Saarländer und seit Februar 1997 in Naumburg, ist nach dem Wechsel von Oberstaatsanwalt Ingo Sierth in die Behörde nach Halle mit der Leitung der Zweigstelle beauftragt. Bevor er "Hinter dem Dom 1-2", das ist die Adresse der Zweigstelle, seine Zelte aufschlug, war er neun Monate beim "General" am Theaterplatz und davor in Magdeburg tätig.
Dem bereits genannten ganz leichten Rückgang der angezeigten Straftaten folgt jedoch das "aber" auf dem Fuß. Ein anderer Trend hat sich nämlich fortgesetzt. Die Jugendkriminalität ist weiter gestiegen. Den 35,4 Prozent Anteil an den Gesamtstraftätern von Kindern und Jugendlichen 1999 stehen 2000 bereits 37,7 Prozent gegenüber. Damit nicht genug, die Täter werden immer jünger.
Von der Herabsetzung des Strafmündigkeits-Alters, wie kürzlich von Politikern angeregt, hält er nichts. Wohl aber von Überlegungen in Richtung einer "Intensivbetreuung". Erfahrungen in einer Anstalt in Pretzsch an der Elbe würden diese Neufangsche These stützen. Das Problem: Intensivbetreuung ist teuer. Neufang liegen keine exakten Kostenzahlen vor, aber 20 bis 30 Prozent mehr als für einen normalen Heimplatz müsste die öffentliche Hand schon hinlegen.
Ein weiteres Sorgenkind sind die BTM-Delikte. Hinter den drei Versalien steht das Wort Betäubungsmittel, und für deren Umgang hat der Gesetzgeber strenge Vorschriften erlassen und entsprechende Strafen im Falle des Verstoßes. Umgangssprachlich spricht man von Drogenkriminalität. Von 378 Fällen 1998 im Bereich Naumburg, Zeitz, Nebra, Weißenfels über 531 im Vorjahr ist jetzt die Zahl 1319 erreicht. "Allerdings haben wir im Vorjahr den Zuschnitt des Sonderdezernates geändert", relativiert Hans-Jürgen Neufang diese enorme Zahl ein wenig. Zum "normalen" Drogendeal ist der Bereich der Beschaffungskriminalität hinzugekommen.
Die Naumburger Staatsanwaltschaft-Zweigstelle sah sich wegen des Neuzuschnitts und der weiterhin drastisch steigenden Eingangszahlen auf diesem Gebiet im Vorjahr genötigt, dem einen BTM-Dezernat ein zweites hinzuzufügen. Zuständig als Dezernenten sind die Staatsanwälte Rainer Haupt und Dr. Uwe Wettach. Auch ohne Beschaffungskriminalität, schätzt Neufang, lägen die normalen Drogendelikte im Jahr 2000 wohl auch jenseits der 800. Andererseits: Die nunmehr in der BTM-Statistik auftauchenden Beschaffungskriminalitäts-Fälle gestalten die Statistik an anderer Stelle, beispielsweise bei Diebstahl, etwas "freundlicher".
2000 hatten wir kein größeres Strafverfahren auf dem Umweltsektor", blickt Neufang zurück, "wenn wir einmal von der Einstellung des umfangreichen Verfahrens Belastung der Deponie Pleismar absehen." Neufang bestätigt noch einmal die Zustimmung der Staatsanwaltschaft zur Einstellung des Verfahrens durch das Landgericht. Im wesentlichen nennt er dafür zwei Gründe. Erstens liege die Tatzeit - bekanntlich ging es um die Verbringung von Klärschlämmen auf die Deponie Pleismar - acht Jahre zurück. Zweitens seien mittlerweile in Bezug auf die angebliche Gefährlichkeit neue, entlastende Gesichtspunkte aufgetaucht. Das Ganze wäre auf einen Gutachterkrieg in einem langwierigen Verfahren hinausgelaufen und hätte den, auch personellen, Aufwand nicht gerechtfertigt.
Umwelt-Staatsanwalt ist zwar immer noch Uwe Pfenning, aber der hat seit dem 1. Dezember des Vorjahres ein neues Gebiet zusätzlich "am Hals" - die Internet-Kriminalität. In diesem Sonderdezernat laufen alle Straftaten zusammen, die irgendwie mit diesem neuen Medium zu tun haben, die betrügerische Bestellung per Internet ebenso wie das unberechtigte Einloggen in fremde Netze, ohne dafür zu bezahlen. Allein im Dezember 2000 wurden ein Dutzend solcher Straftaten bei der Staatsanwaltschaft angezeigt, Tendenz steigend.