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Slawische Siedlung entdeckt  Slawische Siedlung entdeckt : Skelette auf dem Feld bei Theißen

Von Yvette Meinhardt 04.08.2017, 09:05
Dovydas Jurkemas zeigt das Skelett, das bei Grabungen nahe Theißen und Nonnewitz entdeckt wurde.
Dovydas Jurkemas zeigt das Skelett, das bei Grabungen nahe Theißen und Nonnewitz entdeckt wurde. Yvette Meinhardt

Theissen/Nonnewitz - Eine Vielzahl archäologische Schätze entdeckten Denkmalpfleger bei den Ausgrabungen zwischen Theißen und Nonnewitz. Dazu gehören zwei Gruben(wohn)häuser, ein Pfostenbau und mehrere Gruben zur Vorratshaltung aus dem achten bis zehnten Jahrhundert nach Christi. Aber auch jede Menge Scherben, Fragmente von Werkzeugen und Messerspitzen lagern dicht unter der Oberfläche. Besonders gut erhalten sind beispielsweise zwei Skelette.

„Dabei handelt es sich um eine spätbronzezeitliche Hockerbestattung eines Mannes in Rückenlage. Sein Kopf zeigt nach Südwesten, der Blick ist nach Osten gerichtet und die Beine sind angewinkelt“, erklärt Grabungsleiter Dovydas Jurkenas am Donnerstag. Bei dem Fund handle es sich um einen 15 bis 18 Jahre alten Mann. Bemerkenswert sei, dass der Bauch des Skeletts mit einer kompakten Lehmschicht bedeckt war. Die Archäologen vermuten, dass der Lehm den Toten vor dem Wiedergänger schützen sollte.

Keine Leiche der letzten Jahre

Woran man erkennt, dass es keine Leiche der letzten Jahre ist? „Wir haben einen geschulten Blick dafür“, lacht Susanne Friedrich, Abteilungsleiterin Bodendenkmalpflege beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle. Doch man erkennt es zum Beispiel an der Struktur des Bodens, an den Grabbeigaben, dem Alter der Knochen und dem gesamten Umfeld. Mehr als 300 Befunde konnten die Archäologen zwischen Theißen und Nonnewitz ausmachen. Dazu gehört in unmittelbarer Nähe ein weiteres Grab - dieses Mal von einer weiblichen Person.

Seit Mitte April bis voraussichtlich Oktober wird hier nach Schätzen gesucht. „Eins möchte ich unterstreichen, es liegt auf keinen Fall an uns, falls es Verzögerungen im Bauablauf geben würde. Denn wir machen Unplanbares planbar“, sagt Friedrich. Der größte Teil der Funde wandert nämlich mit nach Halle. Dort gibt es ausreichend Zeit für weitere wissenschaftliche Untersuchungen.

Slawische und eisenzeitliche Siedlungen bei Theißen

Fest steht: Es handelt sich um slawische und eisenzeitliche Siedlungen bei Theißen. Es gibt sechs große Fundstellen mit einer Gesamtfläche von knapp 30.000 Quadratmetern. Das Kernstück ist dabei eine slawische Siedlung mit zahlreichen Grubenhäusern. „Interessant ist die Verknüpfung der archäologischen Funde mit schriftlichen Quellen. So wurde Bröditz - ein Ortsteil von Nonnewitz - erstmals im Jahr 976 als Villa Brodici erwähnt“, fährt Susanne Friedrich fort. Aus dem Slawischen übersetzt heißt das Furt, also ein Übergang durch den Maibach.

Damit lässt sich zweifelsfrei nachweisen, dass in direkter Nähe der neuen Umgehungsstraße schon vor rund 1.000 Jahren ein wichtiger Weg langgeführt hat. Damals wie heute sprechen die geografisch günstige Lage, geringe Steigungen und kurze Wege für diese Trassenführung. (mz)