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Seltener Beruf Seltener Beruf: Hahn im Korb unter 43 jungen Frauen

Von Rolf Kern 14.09.2001, 15:34

Weißenfels/MZ. - Viele junge Männer wollen nach ihrer schulischen Ausbildung Kfz-Mechaniker, Bürokaufmann, Informationstechniker oder etwas anderes werden. Aber Friseur? Dieses Berufsziel haben nur sehr wenige. Der Weißenfelser Norman Jedzig ist einer davon. Er befindet sich im dritten Lehrjahr bei der Haarmoden GmbH in Weißenfels. "Ich könnte nie einen anderen Beruf ausüben. Es geht mir nicht ums Geld", betont der 18-Jährige.

Schon als kleiner Junge hat er Gefallen am Haareschneiden gefunden. Nach zwei Praktika bei seinem jetzigen Arbeitgeber entschied er sich für eine Lehre. Dabei wurde er von seinen Eltern unterstützt. "Viele haben mir am Anfang abgeraten", erinnert sich der Weißenfelser. Mittlerweile haben sich seine Freunde daran gewöhnt und sind Kunden bei ihm. Der theoretische Teil wird an der Berufsbildenden Schule in der Tagewerbener Straße der Kreisstadt vermittelt. Norman Jedzig ist unter 44 angehenden Friseuren der einzige Hahn im Korb. In den letzten zehn Jahren ist er einer von sieben männlichen Friseuren an der Schule. Gefragt, wie er sich unter so vielen Frauen fühlt, meinte er: "Es geht. Für mich war es am Anfang ungewohnt."

Zu Beginn der Ausbildung hatte er Probleme mit dem Schminken. "Das war das schwierigste an der ganzen Geschichte. Aber nette Kollegen haben es mir beigebracht", meint er lachend. Wenn sonnabends im Geschäft mal nicht so viel los war, wurden die Schminkutensilien ausgepackt und intensiv geübt. Am meisten Spaß bereitet dem Auszubildenden das Färben der Haare. Ihn fasziniert die Vielfalt der Farben. Viel Zeit für Hobbies hat der 18-Jährige auf Grund der Arbeitszeiten nicht. Wenn er seine Lehre beendet hat, strebt er seinen Meister an. "Aber das ist noch ein sehr langer Weg." Neben seinem Klassenraum befindet sich ein kleiner Friseursalon. Hier wird schon mal die Theorie in die Praxis umgesetzt, erläutert Fachlehrerin Jutta Bergmann. "Regulärer Unterricht findet hier aber nicht statt", betont die Pädagogin. Sie ist auch Mitglied der Friseur-Innung und Prüfungskommission.

Ausgebildet werden in Weißenfels Jugendliche aus drei Landkreisen. "Wir haben ein recht großes Einzugsgebiet. Der Bedarf an Friseuren ist noch relativ groß. Wer arbeiten will, bekommt auch eine Stelle", so Frau Bergmann. In der Vergangenheit hätten die Betriebe in Weißenfels ihre Lehrlinge fast alle übernommen. Und darauf setzt Norman Jedzig auch.