Selbsthilfegruppe in Gründung Selbsthilfegruppe in Gründung: Austausch als Mittel gegen Schwellenangst
Weißenfels/MZ. - "Bedarf ist vorhanden, deshalb müssen wir endlich handeln." Bärbel Gundlach hat aus diesem Grund vor, am Mittwoch, dem 28. August, um 18 Uhr eine Selbsthilfegruppe für Angehörige Suchtkranker wie Alkoholiker und Drogenabhängiger ins Leben zu rufen. Mit wir meint sie Vertreter der Kreisvolkshochschule, die kostenlos Räume für künftige Treffen bereitstellen wollen. Außerdem biete die zentral gelegene Einrichtung an der Promenade 37 der Kreisstadt die Nutzung von Technik wie Computer mit Internetanschluss.
Die 43-Jährige schöpft bei diesem Ehrenamt, das sie übernehmen will, aus Erfahrungen. Denn bevor die Weißenfelserin arbeitslos wurde, war sie vier Jahre lang als Suchtberaterin beim Kreisverband Weißenfels des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) beschäftigt. Die Mutter einer erwachsenen Tochter betreut außerdem noch ehrenamtlich eine Selbsthilfegruppe drogenabhängiger Jugendlicher beim DRK. Sie kennt viele betroffene Familien, zu denen die Kontakte nie ganz abgerissen sind. "Ich will niemanden bevormunden, sondern verstehe mich lediglich als Vermittler zwischen Angehörigen", unterstreicht die Ehrenamtlerin.
"Es müssen nicht immer die Eltern Suchtkranker sein, auch Ehe- oder Lebenspartner, Großeltern, Freunde und Bekannte können sich der künftigen Selbsthilfegruppe anschließen." Selbstverständlich sei die Anonymität gewahrt, verspricht die engagierte Frau, die bis zur Wende als Diplomingenieurin in der Schuhindustrie arbeitete, sich später zur Umweltschutztechnikerin ausbilden ließ und gegenwärtig die Schulbank in Merseburg drückt. Durch ihr Studium an der dortigen Fachhochschule hat Gundlach viele wertvolle Verbindungen aufgebaut. Und sie kennt Dozenten, die man einladen würde, sollte eine feste Gruppe entstehen. "Dann könnten wir uns auch einer Dachorganisation anschließen, um noch mehr Reserven in punkto Hilfe zur Selbsthilfe zu erschließen."
Die Initiatorin verweist aber auch darauf, dass eine Selbsthilfegruppe nicht das Spektrum leisten könne, das eine Beratungsstelle vermag. Es gehe vielmehr um die gegenseitige Stärkung und den Austausch von Erfahrungen - und wenn diese noch so bitter seien. "Die Angehörigen können sich in der Gemeinschaft Mut machen, sollten deshalb während der Gespräche ihre Ressourcen mobilisieren." Darum geht es Bärbel Gundlach. Sie will den Anstoß geben und favorisiert den Austausch als Mittel gegen die Schwellenangst.