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Schlossmuseum Moritzburg Schlossmuseum Moritzburg: Tresor in der Truhe

Von Angelika Andräs 08.08.2016, 14:00
Ein Blick in die Möbelausstellung der Zeitzer Moritzburg: Diese Truhe ist ein außergewöhnliches Stück und eine große Bereicherung.
Ein Blick in die Möbelausstellung der Zeitzer Moritzburg: Diese Truhe ist ein außergewöhnliches Stück und eine große Bereicherung. René Weimer

Zeitz - Eine monumentale Truhe ergänzt jetzt die Ausstellung im Prinzengemach in der Zeitzer Moritzburg. Ein Schmuckstück, das vielleicht bei genauem Hinsehen, dem ein oder anderen Besucher bekannt vorkommt. Zurecht, schließlich stand das Möbelstück im Großen Festsaal. Dennoch ist es nach der Restaurierung durch den Zeitzer Tischlermeister Günter Frey eigentlich nicht mehr wiederzuerkennen. Das bedeutendste Stück der Renaissance-Möbelsammlung, der Fassadenschrank von Georg und Agnes Pflug aus dem Jahr 1606, erstrahlt tatsächlich in neuem Glanz. Und eine Entdeckung machte Frey auch noch.

Vorbild im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg

„Unsere Truhe, sie war über Jahrzehnte im Großen Festsaal zu sehen, ist wirklich kaum wiederzuerkennen“, schwärmt Museumsmitarbeiterin Ursula Rittig, „fehlte doch dem inzwischen 402 Jahre alten Stück der gesamte Sockelbereich.“ Doch nun ist das Schattendasein beendet: Der Zeitzer Tischlermeister Günter Frey bekam in diesem Jahr den Auftrag, diesen Makel zu beheben und das schwer beschädigte Furnier zu restaurieren. „Als Vorbild diente ihm eine um ein paar Jahre ältere Truhe sehr ähnlicher Art im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg“, so Ursula Rittig.

Was der Tischlermeister ablieferte, ist ein Meisterstück. „Herrn Frey ist es zu danken, dass unsere Renaissancetruhe ihren ursprünglichen Charakter zurückerhalten hat. Er stellte sich dieser schwierigen Aufgabe und hat viel Mühe, Zeit und handwerkliches Können investiert“, sagt Ursula Rittig, „das ist umso anerkennenswerter, da die Honorierung nicht dem tatsächlich geleisteten Arbeitsaufwand entsprechen konnte.“

Aber nicht nur das: Bei seiner genauen Untersuchung des jahrhundertealten Möbelstücks stieß Günter Frey, ein wirklicher Kenner historischer Möbel, auf eine verborgene Stelle, einen doppelten Boden unter der Beilade, der bisher noch nicht entdeckt worden war. Frey fand in der Truhe ein verborgenes Geheimfach, einen „Tresor“ sozusagen, in das man schon damals vermutlich wertvolle Münzen, Schmuck und Kostbarkeiten aller Art hineinlegte, um sie zu sichern. „Heute kauft man sich für diese Zwecke ein Schließfach bei der Bank“, meint Ursula Rittig.

Glanzstück im Museum

Trotz ihrer gewaltigen Ausmaße wird die Renaissancetruhe im nächsten Jahr ihren Platz im Prinzengemach für einige Zeit verlassen. Im Torhaus der Moritzburg ist sie dann vom 4. Juni bis zum 1. November 2017 als Teil der großen Sonderausstellung „Dialog der Konfession – Bischof Julius Pflug und die Reformation“ zu sehen. Alles in allem aber ist diese Truhe vor allem eine Bereicherung der Zeitzer Möbelsammlung, die von der Renaissance bis zum Biedermeier reicht, und die als schönste Sammlung dieser Art im Süden Sachsen-Anhalts gilt. „Ein besonderes Glanzstück in unserem Museum, das nicht nur in den Kunstreiseführern Aufmerksamkeit verdienen sollte“, bringt es Ursula Rittig passend auf den Punkt. Und vielleicht ist es ja eine Anregung, die wertvolle Möbelausstellung im Schlossmuseum Moritzburg mal wieder zu besuchen.

Das Museum Schloss Moritzburg ist geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr. (mz)

Tischlermeister Günter Frey restaurierte das gute Stück.
Tischlermeister Günter Frey restaurierte das gute Stück.
Ursula Rittig