Schlossfest in Droyßig Schlossfest in Droyßig: Trecker sind in Kinderhand

Droyssig/MZ - Kaum hatte Philipp den Traktor gesehen, wollte er sofort hinters Lenkrad. Der Dreikäsehoch musste seinen Vater Kevin Hempel (31) nicht lange bitten - flugs saß der Knirps auf einem Lanz Bulldog. „Das ist immer so bei unserem Filius, wenn er einen Trecker sieht, spielt er verrückt“, berichtete der junge Familienvater aus Eisenberg schmunzelnd. Dass die Traktoren so belagert werden, daran haben sich die Schlepperfreunde aus dem Dorf gewöhnt, wie einige von ihnen erzählten. „Es ist ein herrlicher Park, der ist so idyllisch gelegen“, ergänzte Ehefrau Yvonne. Hierher zu kommen, sei ja bloß ein Katzensprung, und in Droyßig sei immer viel los.
Doch Anziehungspunkte gab es am Sonntag in Droyßig zum Schlossfest wesentlich mehr. Eberhard Gentzsch und seine Mitstreiter vom Reiterhof hatten noch jede Menge Vorbereitungen, schließlich sollte am Nachmittag eine Schlittenfahrt der besonderen Art stattfinden. Im Sommer Schlittenfahren? „Das geht, hier auf dieser Gummimatte“, ergänzte er und zeigte auf die ungefähr 1,50 Meter lange und zirka 60 Zentimeter breite Matte, auf die drei Kinder passen. Doch sobald die Pferde anziehen, können sich die Kinder nicht drauf halten und rutschen runter. Es sei ein Riesengaudi.
Droyßig wird laut Wikipedia durch das imposante Schloss geprägt, das Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet wurde. Die Anlage bestand ursprünglich aus einem doppelten Mauerring. Die Außenmauer wurde durch sechs Halbrundtürme verstärkt. In der Mitte stand 1605 ein „großer starker runder Turm“. Den Zugang zur Burg bildete eine Zugbrücke, die von Osten her zwischen zwei Türmen in den Hof führte. (kdk)
Viel Spaß hatte aber auch Franziska Lange (6) aus dem Vogtland, die sich am Glücksrad versuchte. „Vier Lollis und zwei kleine deutsche Fähnchen habe ich gewonnen“, sprach das Mädchen, die in Begleitung von Gabriele Kern aus Osterfeld war. Zum Schlossfest komme sie meistens her, es sei ein schönes Fest, meinte die Seniorin.
Schön schmackhaft soll der Kesselgulasch schmecken, den „drei hübsche Frauen“ vom Verein Historische Kostüme im Park zubereiteten. Auf offener Flamme kochte in einem Kessel die Suppe, die auf ein „Geheimrezept“ aus dem Mittelalter zurückgehe, versprachen die Frauen in fröhlicher Runde. Es dauerte nicht lange, bis die ersten hungrigen Besucher nach einer Portion verlangten.
Wer von dem herrlichen Kesselgulasch nicht kostete - auch nicht weiter schlimm, „39 Stände sind aufgebaut“, erklärte Uwe Luksch (parteilos), der Bürgermeister von Droyßig. Das Schlossfest sei mittlerweile weit über das Dorf hinaus bekannt geworden. Gezählt haben die Besucher die Stände sicherlich nicht, immerhin lagen die auch schön verstreut im Parkgelände. So konnte eingangs Keramik gekauft werden, einige Meter weiter Textilien, aber auch Pflanzen, es gab einen Unicef-Stand sowie einen, an dem Bücher erworben werden konnten. Ein ständiges Kommen und Gehen herrschte am Stand des Forstamtes Naumburg. Aufgebaut waren Tierpräparate sowie Werkzeuge, die bei der Waldarbeit gebraucht werden und zu sehen war zudem ein Schachspiel aus Kiefernzapfen. „Die Kinder können viel über Wald und Tiere kennenlernen“, so Mitarbeiter Friedbert Stoye. Und wer Süßes wollte, kein Problem. Das brachten die Mitglieder des Fördervereins „Grundschule Droyßig“ an den Mann, Pardon, die Frau: Kirschen, Holundersaft und Zuckerwatte waren begehrt. „Wir sammeln Geld für ein Schulbiotop, das hinter der Schule angelegt werden soll“, so Vereinsvorsitzender Andreas Reißmann. Vor kurzem sei eine Seilkletteranlage eingeweiht worden. 15 000 Euro habe man dafür gesammelt.
Geklettert sind die Kinder wieder - allerdings auf die Traktoren. „Zehn Jahre bestehen die Schlepperfreunde demnächst, wir sind acht Mitglieder“, so Rainer Haeßelbarth (57). Links und rechts des Weges standen die in Reih’ und Glied - die Lanz Bulldog, Fendt, Massey Ferguson und McCormick. Lutz Hennicke aus Breitenbach nahm ebenfalls mit seinem Oldtimer in Droyßig teil, ein Tag zuvor sei er mit dem noch in Etzdorf zum Hoffest gewesen. Aus Poppendorf war Wolfram Oertel mit seinem Lanz Alldog „angereist“. Für die 17 Kilometer lange Strecke habe er gut anderthalb Stunden gebraucht. Der Traktor ist mit einer Ladefläche kombiniert. „Der wird aber nicht nur sonntags rausgeholt. Den nutze ich noch, beispielsweise hole ich damit Heu“, plauderte der 47-Jährige. Über ihren Lanz Bulldog erzählten zudem Lothar Reifert und Manfred Steinke.

