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Schloss Moritzburg Zeitz Schloss Moritzburg Zeitz: Miniatur des Trommlers geht ins Museum

Von Angelika Andräs 26.05.2015, 10:10
Eine Miniatur des originalen Trommlers von Walter Schmarje.
Eine Miniatur des originalen Trommlers von Walter Schmarje. Corina Wujtschik Lizenz

Zeitz - Genau so hat er ausgesehen, der Trommler, der von 1913 bis in den Zweiten Weltkrieg vor dem Zeitzer Amtsgericht stand. Nur größer. Doch die Miniatur, eine Bronzefigur von Walter Schmarje, die seit gestern im Besitz des Zeitzer Schlossmuseums Moritzburg ist, wurde, wie die große Skulptur, in der Berliner Bildgießerei Kraas gefertigt. „Dieses Modell ist wahrscheinlich die eigentliche Form“, erklärte Kunsthistoriker Jürgen Ostwald, „das Modell wurde punktiert, um die große Form für die Gießerei herzustellen.“

Echtes Stück Zeitzer Geschichte

Ostwald, der zwar vor dem Fotografen Reißaus nimmt, aber doch einiges erzählt, ist so etwas wie der Jäger vergessener Kunstschätze im Auftrag der Fielmann AG. Deren Kultur-Abteilung finanziert immer wieder solche Ankäufe, die oft sehr schnell getätigt werden müssen, um damit Museen zu unterstützen. Weißenfels, Merseburg, Halle kommen schon in den Genuss dieses Mäzenatentums, nun also auch Zeitz. Denn der Trommler ist ein echtes Stück Zeitzer Geschichte.

Joachim Hering schuf eine eigene Version - Wo ist das Original?

Der Trommler, wie er heute vor dem Zeitzer Amtsgericht auf dem Herzog-Moritz-Platz steht, ist eine Neuinterpretation des Zeitzer Malers, Grafikers und Bildhauers Joachim Hering. Der Künstler schuf die Bronzeplastik nach genauen Studien von Darstellungen historischer Schlachten. Bewusst wollte er mit dem Trommler einen vom Krieg gezeichneten Mann zeigen, mit zerfetztem Wams, der nicht den Heroismus des Originals hat.

Kai-Uwe Schmidt erzählt die Geschichte des Trommler-Denkmals von Walter Schmarje etwas anders, als es die Erkenntnisse von Kunsthistoriker Jürgen Ostwald sind: Das Original-Denkmal, übrigens gestiftet von Hermann Thieme, wurde 1913 fertiggestellt, später noch in der Königlichen Kunstakademie gezeigt. 1916 wurde es vor dem Zeitzer Amtsgericht aufgestellt. Das Zeitzer Trommler-Denkmal sei das einzige Denkmal der Stadt gewesen, das 1942 wegen seines hohen künstlerischen Wertes nicht für Kriegszwecke eingeschmolzen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei aber in einer Magistratssitzung entschieden worden, es für den Wiederaufbau des Finkgräfebrunnens einzuschmelzen. Dazu kam es dann allerdings auch nicht. Das Denkmal wurde im August 1945 eingeschmolzen, der Finkgräfebrunnen nie aufgebaut. Doch der Trommler war weg. 

Das wertvolle Geschenk überreichte Jürgen Oswald im Auftrag von Fielmann und in Anwesenheit der Zeitzer Niederlassungsleiterin Romy Trumpa. Sie vertrat den Spender offiziell und freute sich nicht weniger als Oswald, dass die Gabe große Freude auslöste. „Wir haben schon seit Jahren keinen Etat mehr für Ankäufe“, sagte Museumsleiterin Kristin Otto und nannte damit einen Grund für den besonderen Wert des Geschenks. Aber auch dann, wenn Geld vorhanden sein sollte, vielleicht dank Sponsoren, können die Museumsmitarbeiter nicht ständig in Auktionshäusern vorbeimarschieren oder Kataloge wälzen, um dann im entscheidenden Moment schnell und unbürokratisch zuzuschlagen. Genau das kann Jürgen Oswald aber im Auftrag von Fielmann. Als er den Trommler entdeckte, dachte er an Zeitz und tat, was er in solchen Fällen immer tut: Fragen, ob das Museum ihn haben möchte. Die Bronzegussminiatur, das originalgetreue Abbild des Originals, das Stück Zeitzer Geschichte. Das Denkmal von Walter Schmarje gibt es nicht mehr. Der Trommler trommelt aber auch heute noch vor dem Amtsgericht in Zeitz. Es ist der zweite Trommler, geschaffen vom Zeitzer Künstler Joachim Hering in Anlehnung an das historische Vorbild. Die ursprüngliche Figur entstand 1913 anlässlich der 100-Jahr-Feier der Leipziger Völkerschlacht. Ein etwas überlebensgroßer Bronzeguss des Trommlers diente für das Zeitzer Denkmal „Zur Erinnerung an die Befreiungskriege 1813-1913“, das in der Nähe des 1916 eingeweihten Amtsgerichtes enthüllt wurde. Im Zweiten Weltkrieg, so Ostwald, wurde der Trommler als „Metallspende“ konfisziert und eingeschmolzen.

Zahlreiche Denkmalplastiken

Der Künstler Walter Schmarje wurde 1872 in Flensburg geboren und studierte an der Berliner Kunstakademie, wo er Meisterschüler des bekannten Berliner Bildhauers Reinhold Begas (1831-1911) war. Seit 1909 war Schmarje Lehrer an der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums. Er schuf zahlreiche Denkmalplastiken, Grabmäler, Brunnenfiguren und entwarf Schmuckelemente für Bauplastik. Schmarje starb 1921 in Berlin.

Warum es den Trommler in Überlebensgroß und als Miniatur gibt? Auch darauf hat der Kunsthistoriker eine Antwort. „Das wurde oft gemacht, und die Miniaturen wurden dann als Kaminfigur verwendet.“ Offenbar ging diese Miniatur aber nicht in „Serie“. Einen zweiten Guss soll es noch geben, doch wo er geblieben ist, weiß niemand. Allerdings ist bekannt, wo zumindest ein Trommler aus Porzellan, auch getreu dem Original gefertigt, zu finden ist: Im Museum. Der Zeitzer Schmiedemeister und Heimatfreund Kai-Uwe Schmidt, der Miniaturen von bekannten Plastiken sammelt, ließ den Trommler vor vier Jahren in Porzellan auferstehen. Als Porzellan-Figur gab es das Kunstwerk schon einmal: 1933 hatten die Schwarzburger Werkstätten für Porzellankunst in Rudolstadt diese Figur geschaffen. Dafür erwarben die Werkstätten, wie Schmidt weiß, von der Witwe des Künstlers den Originalentwurf des Zeitzer Denkmals als Gipsmodell und fertigten danach die weiße, glasierte, 41 Zentimeter hohe Figur. Egal welche, jede ist ein Stück Zeitz und im Museum gut bewahrt. (mz)

Bronzeskulptur von Walter Schmarje aus dem Jahr 1913
Bronzeskulptur von Walter Schmarje aus dem Jahr 1913
Corina Wujtschik Lizenz