Schloss Goseck Schloss Goseck: Glockenklang unterm Tannenbaum
Goseck/MZ. - Weihnachtskonzerte haben im Gosecker Schloss seit 1999 Tradition und sind wohl mehr Lust als Last für die Schlossbewohner Susanne Ansorg und Sebastian Pank. War es zunächst Ioculatores, ein Ensemble, dem sie selbst angehören, mit dem auf das Fest einstimmt wurde, so gab es bereits im Vorjahr wegen der großen Nachfrage ein Doppelkonzert mit "Belladonna", und in diesem Jahr präsentierte Alba am Wochenende zweimal mittelalterliche Weihnachtsmusik aus Skandinavien.
Miriam Andersén war jedes Mal mit dabei, bestach auch diesmal mit ihrem Gesang und und ließ zweimal das Glockenspiel unterm Tannenbaum hell erklingen. Der war übrigens bereits zum zweiten Mal von Familie Hoffmann aus Goseck gestiftet worden, wurde erst am Sonnabendmorgen frisch geschlagen und bis zum Abend mit Wachskerzen und roten Äpfeln geschmückt. "Mehr war in der Kürze der Zeit nicht drin", sagte Pank, verwies aber darauf, dass er noch nie Lametta, Glaskugeln und elektrische Kerzen verwendet habe.
Miriam Andersén ist übrigens jüngstes Alba-Mitglied und kam als Harfenistin vor drei Jahren dazu. Zum seit 1992 bestehenden Ensemble gehören zudem Agnethe Christensen (Gesang und Kantele, ein sechssaitiges Zupfinstrument) sowie Poul Hoxbro. Der 40-jährige Däne bestach vor allem mit seiner Einhandflöte. Wenn er heute gleichzeitig andere Instrumente spiele, dann, weil er die alten Abbildungen im Kopf hatte, erzählte er. Eine aus Italien zeige einen Flötenspieler mit Triangel und eine aus Schweden zusätzlich eine Klapper. Für Begeisterung in Goseck sorgte außerdem sein gleichzeitiges Trommelspiel beziehungsweise der Einsatz der Doppelflöte. Ursprünglich war Hoxbro Rockmusiker, spielte aber auch südamerikanische Volksmusik und kam durch ein Festival in Kopenhagen zur Musik des Mittelalters. Das freilich schließt nicht aus, dass er mit der Einhandflöte - wie kürzlich in Weimar - mit einem Schlagzeuger dem Pop fröne, "ganz einfach um zu überleben".
Ob die rund 500, 600 Jahre alten Lieder, die gespielt wurden, auch heute im Festsaal erklingen, ließ der Däne dahingestellt. Er nämlich feiert unterm gut viereinhalb Meter hohen Weihnachtsbaum mit Miriam Andersén, den Schlossbewohnern, deren Anfang Oktober hier geborener Tochter Leonie Charlotte und weiteren Gästen. Nach ein paar Gläschen Wein werde nach der Bescherung sicher auch musiziert, räumte er weiter ein. Schon ein Spaziergang durch die verschneite Umgebung sei traumhaft gewesen, Weihnachten im Schloss aber verspreche ein richtiges Abenteuer zu werden.