Schädling "Röhrenfichtenlaus" Schädling "Röhrenfichtenlaus": Läuse quälen Fichten in Zeitz

Zeitz - Mein Gott, kann man da nichts machen? Die Anwohnerin der Dietrich-Bonhoeffer-Straße zeigt nach links und rechts, wo die Nadelbäume dabei sind, zu sterben. Ein dichter Teppich an braunen Nadeln liegt unter den Bäumen, die Zweige sind mehr oder weniger kahl. „Fichtenlaus“, sagt ein junger Mann, „Sitka-Fichtenlaus, um genau zu sein.“ Markus Zimmermann ist 28 Jahre alt, studiert Biologie in Berlin und ist zu Besuch bei den Großeltern. „Mir ist es in der Gartenanlage von Oma und Opa aufgefallen“, sagt er, „dann habe ich auch hier überall genauer hingeschaut.“
Das haben mittlerweile auch andere Zeitzer getan. Mehrere Anfragen landeten bei der MZ. Und es kostet kaum Mühe, an den Straßen von Zeitz-Ost bis Zangenberg befallene, bis fast kahle Nadelbäume zu finden. „Die Stadt ist flächendeckend betroffen“, bestätigt Pressesprecher Thomas Sagefka. Während man seitens der Stadt die Auffassung vertritt, dass ansonsten gesunde Bäume den Befall überleben, wird aber bei vielen, vor allem großen und älteren Bäumen kaum noch Hilfe möglich sein.
Die Sitka-Fichtenlaus oder Röhrenfichtenlaus ist der bedeutendste Schädling an Blau-, Sitka- und Omorikafichten, gelegentlich auch an verschiedenen Tannenarten und Douglasien. Sie saugt bevorzugt an den Nadeln älterer Triebe im unteren und mittleren Kronenbereich.
Ganze Zweigpartien oder sogar ganze Bäume bekommen gelbe Nadeln, die dann braun werden und schließlich abfallen. Die ungefähr zwei Millimeter große Laus ist grün oder schmutzig-grün und hat auffällige rote hervorstehende Augen.
Sie überwintert als ungeflügelte Laus oder als bräunlich schwarze Eier. Ab März/April schlüpfen die Larven, die nach etwa drei Wochen fortpflanzungsfähig sind. Im Mai entwickeln sich auch geflügelte Weibchen, die für die Verbreitung der Läuse sorgen. (and)
Sicher ist aber auch: Stadt Zeitz, Vermieter und Grundstückseigentümer müssen reagieren, denn in großem Maße betroffene Bäume müssen entfernt werden. Oft sei der Neuaustrieb der Bäume noch grün, heißt es vom Landesumweltamt, doch danach setze auch dort das Braunwerden der Nadeln ein. Der Verfall beginnt in der Regel lange nach dem Befall. Eine Anwohnerin in Zeitz-Ost, die auch eine Garten in der nahe gelegenen Anlage hat, sagt auch, dass die Fichtenlaus schon im vergangenen Jahr ein Problem gewesen sei. „Da war es aber noch nicht so schlimm, erst dieses Jahr hat man Angst um die Nadelbäume“, sagt sie und blickt in die Runde, „wenn die wirklich alle wegmüssen, dann haben wir hier stellenweise Kahlschlag.“
Auch andere Anwohner haben sich gemeldet und gefragt, was da gerade mit den Bäumen in Zeitz-Ost passiere. Noch drängender ist aber die Frage, wie es weitergeht. Der angehende Biologe Markus Zimmermann hat wenig Hoffnung, dass die Bäume noch zu retten sind. Er hat sich inzwischen mit dem Thema beschäftigt. „Die großen Bäume kann man nur noch fällen, wenn die Läuse einmal drin sind, fressen sie weiter. Wie will man große Bäume noch spritzen!“ In vielen Teilen Deutschlands ist die Fichtenlaus schon ein Problem und sorgt für Kahlschlag.
Betroffen sind in Zeitz vor allem Blaufichten, wobei die Tiere die Nadeljahrgänge auffressen, so dass die Nadeln der Bäume abfallen, ergänzt Pressesprecher Thomas Sagefka: „Bäume ohne weitere Schäden können das überleben.“ Dazu kommt allerdings, dass die Bäume passenden Boden mit der richtigen Feuchtigkeit haben müssen, also beste Bedingungen. Stimmt nur etwas nicht, dann bleibt nur das Fällen. Das muss beantragt werden. „Es sind in Zeitz schon etliche Fällgenehmigungen erteilt worden“, sagt Sagefka, „und es gibt natürlich bei solchen Genehmigungen auch keine Probleme.“ Allerdings weist er darauf hin, dass die Fällungen erst ab Oktober erfolgen dürfen. Das schreibe das Naturschutzgesetz vor. (mz)