Richtig Wasser auf die Mütze nehmen Champignons übel
DRASCHWITZ/OSTRAU/MZ. - Auf eine gemütliche kleine Wanderung nach dem Frühstück machten sich am Mittwoch die Hortkinder der Grundschule Tröglitz auf. Von ihrem Schulhort in Draschwitz aus überquerten sie die Weiße Elster und den Mühlgraben bei Ostrau und freuten sich schon auf ihr Ziel, die Pilzzuchtanlage von Kai-Uwe Brandt am Feldweg zwischen Ostrau und Göbitz.
"Wollen wir doch mal schauen, was meine Knöpfe machen", sagte Brandt und meinte natürlich keine Knöpfe, auch keine Kinder, sondern die glaskopfstecknadelgroßen Köpfe der Gebilde, die in einigen Tagen als Zuchtchampignons auf den Tellern landen sollen. "Das sieht ja wie von der Spinne aus", murmelte eines der Mädchen aus dem Hintergrund. Sie meinte das Pilz-Myzel, das das Substrat durchwuchert hatte und der Vergleich mit einem Spinnennetz ist ja auch durchaus nahe liegend.
Brandt ging auf jede Frage der Kinder ein und die hatten viele Fragen. Wie groß die Pilze sein müssen, bevor sie geerntet werden und wie schnell sie wachsen und wieso es in den einzelnen Produktionsräumen kalt, sehr kalt, in unterschiedlichem Maße feucht oder auch richtig heiß ist und ob Pilze auch krank werden können. Klar können sie, leider, sagte Brandt. Und weil in der Anlage grundsätzlich kein Pflanzenschutzmittel eingesetzt wird, gibt es nur ein einziges Mittel, dass seine "Knöpfe" gesund bleiben. Das heißt Sauberkeit im ganzen Gebäude, mit viel Wasser und gelegentlich sehr heißem Dampf. Und deshalb ziehen die Frauen, die die Pilze aus den Regalen pflücken, für jeden Produktionsraum einen Extra-Kittel an.
Zweieinhalb Zentimeter können die Champignons in nur 24 Stunden wachsen. Wenn sie sich allzu wohl fühlen, macht Brandt für ein paar Stunden auch mal ein unfreundlicheres Klima. Und natürlich bräuchten die Pilze viel Wasser, aber bitte nicht auf die Hüte, weil die sonst grau werden. Wer Champignons will, der wolle sie relativ klein, fest und mit geschlossenen, strahlend weißen Hüten. Sonst könnte er ja gleich braune Champignons kaufen. Eine spannende Sache sei das mit der Pilzzucht, fanden die Kinder. "Das macht viel Arbeit, aber ich finde das aufregend. Pilze züchten ist schon lange mein Hobby. Ich habe so ein Glück, dass ich daraus einen Beruf machen konnte", erklärte der Wahl-Ostrauer.
Statt Blumen gab es für jeden einen Pilz zum Abschied und dann durften sie alle ganz kurz in den Kühlraum, um sich vorstellen zu können, wie sich die geernteten Pilze bei zwei Grad Celsius fühlen. "Wie im Winter", sagte Mara Gräber trocken. Dafür fühlte sie sich in einem abgeernteten Raum, der gerade mittels Heißluft sterilisiert wurde, wie im Dschungel.
Weil zu einer Pilzzuchtanlage aber nicht nur ein Drinnen, sondern auch ein Draußen gehört, machte Kai-Uwe Brandt mit seinen jungen Besuchern noch eine Gang ums Haus. Sie schauten sich die Maschine an, die die Beete in den Regalen mit Substrat und Deckerde vorbereitet und nicht jedes Kind konnte sofort darüber lachen, dass die Erde, die es im Vorbeigehen aufgenommen hatte, aus Pferdeäpfeln bestand, wenn auch getrocknet, gemischt und sterilisiert.
Der Höhepunkt der Wanderung jedoch kam zuletzt und er hatte überhaupt nichts mit Champignons zu tun, sondern mit einem weiteren Hobby der Familie. Hinterm Haus nämlich befindet sich ein Damwild-Gehege. Die kleine Herde wuchs in diesem Frühling schon um drei Kälber und in Kürze wird ein viertes hinzukommen. Und natürlich überredete Kai-Uwe Brandt die wunderschönen Tiere mit einem Beutel getrockneten Brotes, sich seinen Gästen von ihren schönsten Seiten zu zeigen.