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Rezept für Hollipse Rezept für Hollipse: Warum Kochbuchvereins-Chef immer zwei Bleche Plätzchen bäckt

Von Torsten Gerbank 04.12.2019, 14:30
Siegfried Kutschik schmökert gern in Kochbüchern. Nicht nur in jenen, die der Verein Historisches Kochbuch Zeitz selbst herausgegeben hat.
Siegfried Kutschik schmökert gern in Kochbüchern. Nicht nur in jenen, die der Verein Historisches Kochbuch Zeitz selbst herausgegeben hat. René Weimer

Zeitz - Auf die Zwölf kommt es an: Wenn Siegfried Kutschik aus Zeitz den Kartoffelsalat für das Abendessen am Heiligen Abend zusammenmengt, da nimmt er genau so viele verschiedene Zutaten wie das Jahr Monate hat. So hat der heute 72-Jährige die Zubereitung des Salats von seiner Mutter gelernt - und so hat er sie beibehalten. Dazu gibt es Wiener Würstchen oder Bockwurst.

Kutschik, er ist Vorsitzender des Fördervereins Historisches Zeitzer Kochbuch, mag die Advents- und Weihnachtszeit. Weil es eben eine schöne Zeit ist, um in Erinnerungen zu schwelgen. Das tut er zum Beispiel morgens am Kaffeetisch, bei besinnlicher Weihnachtsmusik zusammen mit seiner Frau Heidi. Da werden Erinnerungen an frühere Weihnachten wach.

Siegfried Kutschik mag die Weihnachtszeit

„Ich denke zum Beispiel daran, dass ich als Kind immer sehr neugierig war und gestöbert habe, bis ich die Weihnachtsgeschenke schon vorab entdeckt habe“, sagt Heidi Kutschik. Gefreut habe sie sich Heiligabend aber trotzdem über das, was sie unter dem Christbaum fand.

Und natürlich mag Siegfried Kutschik die Weihnachtszeit, weil er in ihr seinem Hobby - dem Kochen und Backen - nach Herzenslust frönen kann. Eigentlich, so der Mann, der aufgrund seines Dialektes seine Herkunft aus der Lausitz nicht verheimlichen kann, wollte er sogar einmal Koch werden. Doch da haben einst die Eltern nicht mitgespielt. „Der Bruder meines Vaters war Koch auf einem Schiff - und ist untergegangen.“

Zuletzt arbeitete er bei der Mibrag als Elektromeister

Das Erlebte habe bei den Eltern zu tiefe seelische Narben hinterlassen. Deshalb verwehrten sie Siegfried Kutschik den Weg in die Kombüse, also in die Küche eines Schiffes. Kutschik lernte dann Schlosser. Später qualifizierte er sich zum Facharbeiter für Betriebsmess-, Steuerungs- und Regelungstechnik (BMSR). Zuletzt arbeitete er bei der Mibrag als Elektromeister.

Doch auch wenn es ihn letztlich beruflich zur Technik gezogen hat, das Kochen war und ist immer noch seine Leidenschaft. Daran habe seine Mutter großen Anteil, sagt der Rentner heute. Als Kind habe er mitgeholfen, die Kühe zu melken und dann von einem Teil der frischen Milch Kakao oder Pudding für die beiden jüngeren Brüder gekocht. Und auch sonst war Siegfried Kutschik von seiner Mutter beim Backen und Kochen eingespannt. Das alles habe seine Leidenschaft für Topf und Herd entfacht. „Meine Frau kann gar nicht ohne mich backen und kochen“, sagt Kutschik und lacht verschmitzt.

In der Adventszeit bäckt das Paar jede Woche zwei Bleche voller Mürbteigplätzchen

In der Adventszeit bäckt das Paar jede Woche zwei Bleche voller Mürbteigplätzchen. „Natürlich in verschiedenen Formen“, sagt Kutschik. Die eine Hälfte davon kommt auf den Kaffeetisch, die andere wird gut „versteckt“, damit Weihnachten davon noch etwas da ist. Weil Siegfried Kutschik derzeit gesundheitlich nicht ganz so auf den Beinen ist, muss der Kochbuchverein dem Zeitzer Weihnachtsmarkt in diesem Jahr fern bleiben.

Zutaten: Ein ganzer Weißkohl, ein Kilo Sauerkraut, ein Kilo Gulasch, 300 Gramm Schinkenspeck, 300 bis 400 Gramm Reis (etwas quellen lassen), reichlich Knoblauch, zwei mittelgroße Zwiebeln, zwei Teelöffel Salz, ein Teelöffel Pfeffer.

Zubereitung: Der Weißkohl und das Sauerkraut bleiben zunächst außen vor. Die anderen Zutaten klein schneiden, die Gulaschstückchen dabei noch einmal halbieren oder noch kleiner scheiden. Die Zutaten werden dann in einer großen Schüssel vermengt. Danach wird sie mit Folie abgedeckt, weil die Masse etwa einen Tag, auf jeden Fall aber über Nacht, an einem kühlen Ort durchziehen muss.

Die Fertigstellung: Der Weißkohlkopf wird blanchiert, dazu kann er ruhig eine Minute im Schnellkochtopf kochen, herausnehmen und abkühlen lassen. Danach die Blätter abzupfen und ausbreiten. Vom Kohlwasser sollte etwa ein Liter im Topf bleiben. In die Kohlblätter kommt dann die Füllung. Sie wird in die Blätter eingerollt. Der Boden des Topfes wird dann zunächst mit einer Schicht Sauerkraut belegt. Darauf kommt eine Schicht Krautwickel, dann weiter im Wechsel Sauerkraut und Kohlwickel. Die letzte Schicht muss Sauerkraut sein. Deckel drauf und alles etwa 15 bis 20 Minuten kochen.

Das, so sieht es der Hobbykoch, habe aber auch etwas Gutes. Denn damit bleibe Zeit, mal wieder selbst Stollen zu backen. Ein Mandel- und ein Mohnstollen wird es werden, verrät Kutschik. Die Stollen werden dann auch im heimischen Elektroherd gebacken.

Heiligen Abends gibt es Gefüllte Weißkohlblätter - Hollipsen

Außerdem freue er sich darauf, mit seiner Frau Heidi traditionell Sülze mit Fleischwürfeln zuzubereiten. Eben so, wie es der Mann aus Schwarze Pumpe aus der Lausitz kennt. „Ein Teil davon wird dann nicht nur an Familienmitglieder verschenkt“, sagt der Hobbykoch. Und am Mittag des Heiligen Abends gibt es ein besonderes Gericht: Gefüllte Weißkohlblätter - Hollipsen. Auf sie freue sich immer die ganze Familie.

Das Rezept soll mit anderen in einem Kochbuch gedruckt werden, das der Verein herausgibt. Und zum Nachtisch gibt es Pudding. Etwas Süßes müsse schließlich sein. Am ersten Feiertag kommt Flugente auf den Tisch, Gans oder auch mal Pute. Tags drauf gibt es das, was von den Vortagen übrig geblieben ist. (mz)

Heidi Kutschik liebt es, die Stube weihnachtlich zu dekorieren. Hier ein Pferdeschlitten, den sie besonders hütet. Er ist ein Andenken an die Eltern.
Heidi Kutschik liebt es, die Stube weihnachtlich zu dekorieren. Hier ein Pferdeschlitten, den sie besonders hütet. Er ist ein Andenken an die Eltern.
René Weimer