Rettungsleitstelle Burgenlandkreis Rettungsleitstelle Burgenlandkreis: Jede Sekunde ist wichtig
Naumburg. - Rund 25 000 Hilferufe nimmt die Rettungsleitstelle Burgenlandkreis pro Jahr entgegen. Und bei jedem Anruf muss einer der zwei Mitarbeiter, die unter der Nummer 112 zu erreichen sind, in Sekundenschnelle eine Entscheidung treffen, denn in den meisten Fällen geht es um Leben und Tod. Das heißt im Klartext, dass die Mitarbeiter an den so genannten Bedienplätzen "weiß" (zuständig für Rettungsfahrzeuge und Notärzte) und "blau" (zuständig für den Einsatz der Feuerwehren) die jeweilige Situation möglichst genau einschätzen und die entsprechenden Hilfeleistungen anfordern müssen. Darüber informierte der Leiter des Amtes für Brandschutz, Katastrophenschutz und Rettungswesen, Lutz Blech, in einem Gespräch mit unserer Zeitung.
Diejenigen, die die Rettungsleitstelle anrufen, können einen Großteil dazu beitragen, dass die Rettungskräfte oder die Feuerwehr in einem Notfall zügig zum Einsatzort kommt und helfen kann. Fünf Worte mit dem Buchstaben sind dafür in folgender Reihenfolge wichtig: Was ist passiert. Wo ist es passiert. Wie ist die Situation vor Ort. Wer meldet den Unfall, und von wo wird der Unfall gemeldet. Auch wenn die Anrufer noch so aufgeregt sind, sollten sie beim Hilferuf möglichst sachlich bleiben, so Blech. Haben die Mitarbeiter in der Rettungsleitstelle alle Angaben, muss die Entscheidung getroffen werden, wer zum Einsatzort gerufen wird. In Zweifelsfällen ist es möglich, das Telefongespräch nochmals abzuhören, denn alle Telefonate werden mitgeschnitten und auch archiviert. Außerdem kann vor weiteren Schritten eine interne Richtlinie zu Rate gezogen werden, in der die "Zehn Muss-Fälle" aufgelistet sind. Doch für lange Erwägungen und die Beleuchtung des Notrufs von allen Seiten ist keine Zeit, denn die Rettungswagen müssen in 95 Prozent aller Fälle in zwölf Minuten am Einsatzort sein, der Notarzt hat maximal 20 Minuten Zeit.
Weil das so ist, gibt es in der Rettungsleitstelle insgesamt zwölf entsprechend geschulte Mitarbeiter, informiert Blech. Diejenigen, die den Bedienplatz "weiß" verwalten, sind ausgebildete Rettungssanitäter und fahren jährlich bis zu 14 Tagen in einem Rettungswagen mit. Die Leute vom Bedienplatz "blau" haben eine Feuerwehrausbildung und arbeiten in den Freiwilligen Feuerwehren ihres Heimatortes mit. Neben den Notrufen laufen in der Leitstelle noch die Warnhinweise der Brandwarnanlagen von rund 50 Objekten im Kreis auf. Es ist also jede Menge zu tun in der Rettungsleitstelle. Zu allem Überfluss kommen hin und wieder - meistens in der Nacht - Anrufer hinzu, die bei der Telefonseelsorge besser aufgehoben wären, so der Amtsleiter.
Wissen sollten diejenigen, die einen Notrufmissbrauch riskieren wollen, dass sämtliche Telefonnummern - auch die nicht digitalisierten - und die Stimme im Computer der Rettungsleitstelle gespeichert werden. Missbrauch des Notrufs ist eine strafbare Handlung und wird im geringsten Fall mit einer saftigen Geldstrafe belegt. Manch einer, der die 112 wählt, weiß vielleicht gar nicht, dass sein Anruf ein Missbrauch ist. Wer zum Beispiel ein Wespennest auf dem eigenen Grundstück entdeckt, muss selber zusehen, wie er die Plagegeister losbekommt.
Anders ist das im öffentlichen Raum, erläutert der Amtsleiter. Es sei auch vorgekommen, dass jemand ein frei laufendes Schwein gemeldet hat. Ein weiterer Anrufer wollte eine exotische Schlange auf der Straße gesehen haben, die sich beim näheren Hinsehen als Papierschlange entpuppt hat. Auch die Tatsache, dass ein Kanarienvogel an einer Bushaltestelle sitzt, ist kein Grund, die Mitarbeiter der Rettungsleitstelle anzuklingeln.
Jeder, der versucht ist, 112 zu wählen, sollte vorher genau überlegen, ob dieser Anruf notwendig ist, denn andere, die vielleicht in diesem Moment dringend Hilfe brauchen, können dadurch in Gefahr kommen. Rund 16 000 Einsätze im Rettungsdienst vermittelt die Leitstelle. In 1 400 Fällen pro Jahr werden die Feuerwehren zu einem Einsatz gerufen. Zwei Drittel davon sind technische Hilfeleistungen, wie Öl auf der Straße und anderes.
Bei großen Schadenslagen, darunter versteht man Hochwasser, Schneeeinbrüche, Glätte und anders wird die Besatzung in der Rettungsleitstelle aufgestockt. Dafür steht ein dritter, ebenso wie die beiden anderen EDV-gestützten Bedienplätze zur Verfügung, so der Amtsleiter.
Zum Einsatz können drei Rettungswachen - in Bad Bibra, Naumburg und Zeitz - sowie zwei Notärzte an den Standorten Freyburg und Zeitz gerufen werden. Die Rettungsleitstelle mit den zwölf Mitarbeitern ist das Herz des Amtes für Brandschutz, Katastrophenschutz und Rettungswesen. Weitere 18 Mitarbeiter sind mit der Überprüfung von 184 Sirenen im Landkreis, mit dem vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz beschäftigt. Auch die Ausbildung der Wehrleute gehört zum Aufgabenbereich. Zwei Mitarbeiterinnen kümmern sich um die Buchhaltung und sorgen dafür, dass die Rettungsleitstelle kostendeckend arbeitet, denn das muss sein, betont Blech.