Reiterhof Gentzsch Reiterhof Gentzsch: Der lange Weg zum Pferdewirt
Droyßig/MZ. - Hoch oben auf dem Ross fühlt sich Martin Künzel am wohlsten. Obwohl der 15-jährige erst seit gut eineinhalb Jahren regelmäßig reitet, führt er die Pferde fast wie ein Profi. Sein einfaches Geheimnis: "Ich habe zu den Pferden eine Beziehung aufgebaut", sagt er. Der Satz könnte von seinem Lehrmeister Eberhard Gentzsch stammen. Gentzsch ist der "Pferdeflüsterer" von Droyßig .
Seit zwölf Jahren betreibt er zusammen mit seinem 26-jährigen Sohn Stefan einen Reiterhof. Mittlerweile stehen 20 bis 25 Tiere in den Ställen. Nun bereitet der Reitlehrer Martin Künzel auf die Ausbildung zum Pferdewirt vor. Nach dem Realschulabschluss im nächsten Jahr will der Junge den seltenen Beruf erlernen. Die Plätze sind rar. "Auf 80 Bewerber kommen höchstens acht freie Lehrstellen", meint Gentzsch. Doch seine Schützlinge besitzen gute Chancen. Erst letztes Jahr vermittelte der Reitlehrer einen seiner Schüler.
Ein Pferdewirt braucht ein Verständnis für Tiere, muss körperliche Arbeit leisten und auf Feiertage verzichten, nennt Gentzsch die Anforderungen an den Job.
Wenn neue Pferde auf den Hof kommen, widmet sich der Reitlehrer den Tieren meist mehrere Stunden. "Pferde besitzen ein Seelenleben. Das muss man erkennen", sagt er. Da es sich um Herdentiere handle, suchen sie den Kontakt und wollen geführt werden. Dies versucht er, seinen Schülern zu vermitteln. Martin Künzel ist mit dem Anlernen der Pferde schon längst vertraut. Ein Lieblingspferd besitzt der 15-jährige auf dem Hof nicht. Bis jetzt wurde er noch von keinem Rücken geworfen. Der Umgang mit Tieren fällt Künzel leicht. Zu Hause besitzt er noch einen Hund, Tauben, Kaninchen und Katzen. "Ein Pferdewirt muss aber auch guten Draht zu Menschen besitzen", sagt er selbstsicher.
Auf dem Reiterhof hilft er anderen Schülern mit ihren Tieren. Mindestes zwei Tage verbringt er nach der Schule auf dem Gestüt, in den Ferien natürlich viel mehr. Doch die Mühe lohnt: Inzwischen hat Künzel schon akrobatische Übungen wie die Ungarische Post - stehend auf zwei Pferderücken - einstudiert. Bei Veranstaltungen wie dem kommenden Hoffest führt er sie vor.
Für seinen außergewöhnlichen Berufswunsch musste er sich anfangs noch rechtfertigen: "Pferde sind doch was für Mädchen", lästerten einige seiner Kumpels. Doch darüber verschwendet der 15-Jährige keine Gedanken mehr. "Klar reiten auf dem Hof mehr Mädels als Jungs, doch dies finde ich eigentlich gar nicht so schlecht."